Basler Studie zeigt: Aspirin kann bei gefährlichen Blutvergiftungen Leben retten

An schweren Blutvergiftungen mit dem Bakterium Staphylococcus aureus stirbt jeder fünfte Patient. Doch die Mortalitätsrate könnte mit einem altbekannten Medikament deutlich gesenkt werden.

Aspirin – tatsächlich ein Wundermittel?

An schweren Blutvergiftungen mit dem Bakterium Staphylococcus aureus stirbt jeder fünfte Patient. Doch die Mortalitätsrate könnte mit einem altbekannten Medikament deutlich gesenkt werden.

Schon Hippokrates von Kos kannte die Weidenrinde als Arzneimittel. Die alten Griechen, die Römer, die Germanen und die Kelten: Sie alle wussten aus der Haut der Weide Extrakte zu gewinnen, die mit der Acetylsalicylsäure – dem Wirkstoff des Aspirins – chemisch verwandt sind. Es sollte fast 2000 Jahre dauern, bis die reine Acetylsalicylsäure von der Firma Bayer in Deutschland 1897 in reiner Form synthetisiert werden konnte und wenig später als Aspirin auf den Markt kam. 
 
Der Rest ist Geschichte: Aspirin ist das wohl bekannteste Schmerz- und Fiebermedikament, «the Wonder Drug», wie es in den USA noch immer beworben wird. 1977, vor bald 40 Jahren, wurde es von der Weltgesundheitsorganisation auf die Liste der unentbehrlichen Arzneimittel aufgenommen.

Lebensretter bei Blutvergiftung

Doch auch nach über 100 Jahren finden Forscher neue Verwendungsmöglichkeiten für die alte Substanz. Konkret untersuchte das Universitätsspital Basel den Einfluss einer niedrig-dosierten Therapie mit Acetylsalicylsäure auf die Sterblichkeit von Patientinnen und Patienten mit einer Staphylokokken-Blutvergiftung.
 
Das Ergebnis der Studie, meldete das Unispital, sei «eindeutig»: «Bei Patientinnen und Patienten mit Aspirin-Therapie wurde eine signifikant tiefere Sterblichkeit beobachtet. In Zahlen: Bei der Aspiringruppe lag die Sterblichkeit nach 30 Tagen bei 12,1 Prozent, bei der Vergleichsgruppe ohne Aspirin-Therapie bei 27,4 Prozent.» Anders ausgedrückt: Die Patientinnen und Patienten der Aspiringruppe wiesen eine um 56 Prozent tiefere Sterblichkeitsrate auf.

«Eines der gefährlichsten Bakterien»

«Staphylococcus aureus ist ein Bakterium, das beim Menschen etwa auf der Haut, in der Nase oder im Rachen vorkommt. So lange die Barrierefunktion von Haut oder Schleimhaut aufrecht erhalten ist, bereitet es keinerlei Probleme», erklärt Studienleiter Dr. Michael Osthoff, Oberarzt Infektiologie und Spitalhygiene des Universitätsspitals Basel, der TagesWoche.
 
Wenn es jedoch unter die Haut und in die Blutbahn gelange, dann werde Staphylococcus aureus zum Problem: «Es ist eines der gefährlichsten Bakterien, sehr aggressiv. Betroffene erkranken innert weniger Tage schwer.» Da man bereits Vorwissen hatte, das darauf hindeutete, dass Aspirin Einfluss auf diese Bakterien hat, habe man beim Unispital auf Daten zurückgeschaut zu dieser speziellen Infektion.
 
«In der Datenbank ist die Anzahl der Blutvergiftungsfälle erfasst, dazu ist jeweils auch dokumentiert, welche Medikamente ein Patient eingenommen hatte», so Dr. Michael Osthoff. «So konnten wir – zum Teil auch mit Nachforschungen – genau erfassen, in welchen Fällen Erkrankte Aspirin eingenommen hatten.»
 
Das Team konnte letztlich 838 Fälle von Blutvergiftungen mit Styphylococcus aureus in einer Zeitspanne von 2001 bis 2013 untersuchen und fand dabei ein neues Einsatzgebiet für ein uraltes Medikament. Die Studie wurde im Journal «Critical Care Medicine» veröffentlicht.

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