Das Erlebnis der Anderen

Theater, Tanz, Film, Kunst: Im Juni findet das siebte Basler Wildwuchs Festival statt. 40 Projekte und Produktionen stehen auf dem Programm, die unter dem Motto «Verantwortung» den Austausch von Menschen mit und ohne Behinderung fördern sollen.

Einblick in die Basler Jugendpsychiatrie: Das Stück «twentyfour» erzählt vom Alltag der Betroffenen.

Theater, Tanz, Film, Kunst: Im Juni findet das siebte Basler Wildwuchs Festival statt. 40 Projekte und Produktionen stehen auf dem Programm, die unter dem Motto «Verantwortung» den Austausch von Menschen mit und ohne Behinderung fördern sollen.

Wie ist es eigentlich, als «Illegaler» auf dem Flüchtlingsweg in die Schweiz zu kommen? Was erleben Menschen mit einer psychischen Erkrankung hinter den hohen Mauern der Universitären Psychiatrischen Kliniken (UPK)? Und wie tanzt man ohne Beine in einem Rollstuhl? Das diesjährige Wildwuchs Festival präsentiert die unterschiedlichsten Projekte zum Thema «Verantwortung» und gibt einen Einblick in oft verschlossene Welten.

Was vor zwölf Jahren als ambitioniertes Kultur-Projekt für Menschen mit einer Behinderung begann, hat sich mittlerweile als ernst zu nehmendes Festival mit professionellem Hintergrund und internationalem Flair etabliert. «Wir setzen den bisherigen Weg fort und wollen das Projekt weiter öffnen», sagt Gunda Zeeb. Sie übernahm 2013 die künstlerische Leitung von Wildwuchs. «Das Festival soll den Austausch von Menschen aus dem In- und Ausland sowie mit und ohne Behinderung fördern.»

Aus dieser engen Zusammenarbeit von Betroffenen und Profis sind nun 40 Projekte mit rund 200 Künstlern aus 16 Ländern entstanden, die an verschiedenen Spielstätten gezeigt werden. Hauptveranstaltungsort ist die Kaserne Basel, zusammen mit dem Theater Roxy, dem Stadtkino und neu auch dem Vorstadttheater. Die unterschiedlichen Produktionen umfassen alles von Tanz, Theater, Film über Kunstausstellungen bis zu einem «Schwarzmarkt für nützliches Wissen und Nicht-Wissen».

Einblick in den Alltag der Betroffen

Eröffnet wird das Festival am 4. Juni im Theater Roxy mit einer Mischung aus Info-Veranstaltung und Theater zum Thema Immigration. Das Stück «Star Boy Production» erzählt die wahre Geschichte von drei nigerianischen Flüchtlingen, die in die Schweiz gekommen sind, um Profifussballer zu werden.

Aus der Sportlerkarriere wurde nichts, dafür ist das Trio erfolgreich als Schauspieltruppe unterwegs. Sie erzählen von ihren persönlichen Flüchtlingserfahrungen und verraten dem Publikum, wie man als illegaler Afrikaner ein legaler Schweizer wird.



Die drei Nigerianer sind nach Europa gekommen um Fusballer zu werden, nun sind sie die Schauspieler in «Star Boy Productions».

Die drei Nigerianer sind nach Europa gekommen um Fusballer zu werden, nun sind sie die Schauspieler in «Star Boy Productions».

Ein lokal geprägtes Projekt präsentiert die UPK-Mitarbeiterin Deborah Neininger. Gemeinsam mit den Patienten der Basler Jugendpsychiatrie hat sie das Stück «twentyfour» entwickelt. Dieses gibt einen Einblick in den Alltag der Betroffenen, schildert aber auch deren Wünsche, Träume und Hoffnungen für die Zukunft. 

«Die Betroffenen können nicht persönlich auftreten», sagt Neininger. «Doch sie bestimmen zu 100 Prozent, was die zwei Schauspieler auf der Bühne zeigen.» Das Stück ist zurzeit noch im Entstehen und wird am 8. Juni im Vorstadttheater aufgeführt werden.

Eindrücklich und aussergewöhnlich ist die Tanz-Perfomance «Artificial Things» der englischen «Stopgap Dance Company». Das Ensemble besteht aus fünf grundsätzlich verschiedenen Tänzern und stellt die Frage, wie man trotz grosser Unterschiede miteinander leben kann und wie man eine Gruppe bildet, ohne sich dabei selber aufzugeben. Star der Show ist der berühmte Tänzer David Toole, der ohne Beine eine erstaunliche Perfomance zeigt.

Neben den künstlerischen Darbietungen wird es auf dem Kasernenareal auch ein Festzelt geben. Dieses wird von den Basler Gastronauten bewirtet. Dieser Platz soll neben dem kulinarischen Angebot Gelegenheit zum Austausch bieten. «Wir wünschen uns, dass sich Menschen begegnen, deren Wege sich normalerweise nicht kreuzen», sagt die Dramaturgin Hannah Pfurtscheller.


Wildwuchsfestival, 4.-14. Juni 2015 in Basel. Tickets: 15 Franken pro Veranstaltung. Wer will, kann ein Solidaritätsticket für 30 Franken kaufen, um jemandem mit weniger Geld einen freien Eintritt zu ermöglichen.

 

 

 


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