Der «Teufelhof» geht unter die Bierbrauer

Im Keller des «Teufelhofs» braut sich etwas zusammen: Das Gasthaus produziert mit dem «Stadtmauer Brauer» ein eigenes Bier. Und dies an einem historisch interessanten Ort.

Eine Idee von Vater und Sohn: Raphael und Franz Wyniger eröffnen im einstigen Weinkeller des Teufelhof Basel eine kleine Brauerei. 

(Bild: Michel Schultheiss)

Im Keller des «Teufelhofs» braut sich etwas zusammen: Das Gasthaus produziert mit dem «Stadtmauer Brauer» ein eigenes Bier. Und dies an einem historisch interessanten Ort.

Der Teufel hat nicht nur den Schnaps gemacht. Im Gegensatz zum Lied von Udo Jürgens braut er zumindest am Leonhardsgraben viel lieber Bier: Im Keller des Gast- und Kulturhauses Teufelhof stehen heute Hopfen, Malz und Gerste bereit. Basel wird somit um eine Kleinbrauerei reicher, und die heisst «Stadtmauer Brauer».

Der Wunsch nach einem Hausbier kam im «Teufelhof» schon vor Jahren auf. Inhaber Raphael Wyniger und sein Vater Franz Wyniger entwickelten bereits 2010 ein Konzept. Es blieb dann in der Schublade liegen.

Anfang Jahr wurde die «Bieridee» endlich konkreter. Die Suche nach einem geeigneten Standort für die Brauerei erwies sich zunächst als schwierig. «Dann aber kamen wir auf das Nächstliegende», sagt Raphael Wyniger: «den Bauch des Teufelhofs». Um das eigene Bier auch wirklich am Leonhardsgraben zu brauen, wurde der Weinkeller umgekrempelt und verkleinert.

Engel und Teufel in gegorener Form

Der «Stadtmauer Brauer» ist auch eine Herzensangelegenheit. Franz Wyniger, ehemaliger Berufsschullehrer und Rektor, eignete sich die Kunst des Brauens nach seiner Pensionierung an. Dabei war ihm eine Tätigkeit aus jungen Jahren von Nutzen: «Mein allererster Beruf war Chemielaborant», sagt er. Während anderthalb Jahren lernte er das Handwerk, unterstützt von einem professionellen Brauberater aus München.

Anfang Dezember wurde aus diesem Hobby etwas Handfestes. Heute braut Franz Wyniger zusammen mit seinem Team bis zu 600 Liter pro Tag.



Hopfen und Malz vor der alten Mauer: Basels jüngste Brauerei befindet sich gleich bei den Überresten von zwei alten Stadtbefestigungen.

Hopfen und Malz vor der alten Mauer: Basels jüngste Brauerei befindet sich gleich bei den Überresten von zwei alten Stadtbefestigungen. (Bild: Michel Schultheiss)

Das Resultat ist ein helles Lagerbier. Sinnigerweise heisst die süffige Kreation «Engel». Der Teufel wird sich später aber als Gegenstück schon noch dazugesellen: Im April soll unter diesem Namen ein dunkles Bier vom Zapfhahn kommen. Der blonde «Engel» kann bereits seit wenigen Wochen im «Teufelhof» und seinem Restaurant-Ableger «1777» gekostet werden. Offiziell wird die Brauerei aber erst am 19. Januar eröffnet.

Vielleicht wird der «Stadtmauer Brauer» auch am nächsten Basler Biermarkt vertreten sein. Jedenfalls ist das Team schon in Kontakt mit anderen Mikrobrauereien aus der Region.

Der Trend hin zum Hausgemachten gefällt dem «Teufelhof»-Hotelier: «Früher war es schliesslich gang und gäbe, dass Beizen ihr eigenes Bier brauten», sagt Raphael Wyniger.



Engel und Teufel vertragen sich hier gut: Das helle Lagerbier, das nach dem himmlischen Boten benannt ist, kann bereits gekostet werden. Im Frühling soll dann das dunkle Gegenstück gebraut werden.

Engel und Teufel vertragen sich hier gut: Das helle Lagerbier, das nach dem himmlischen Boten benannt ist, kann bereits gekostet werden. Im Frühling soll dann das dunkle Gegenstück gebraut werden. (Bild: Michel Schultheiss)

Zwei verborgene Stadtmauern als Namensgeber

Ihm und seinem Vater war es auch wichtig, die Geschichte des Orts in den Namen einfliessen zu lassen: «Das Bier wird gleich neben der Stadtmauer gebraut», erklärt Franz Wyniger. Die Innere Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert sowie die noch ältere Burkhardsche Befestigung aus dem 11. Jahrhundert sind nämlich im Keller des «Teufelhof» noch immer sichtbar. Im Archäologiezimmer beim Weinladen können etwa die Überreste der Mauern und zwei Wehrtürme bestaunt werden. Das alte Gemäuer führt auch durch den neuen Braukeller. Getreidequetsche, Sudkessel und Gärtank stehen direkt neben den Relikten des mittelalterlichen Schutzrings.

Auf den Etiketten prangen aber nicht die Mauern, sondern Himmelsbote und Beelzebub. Gestaltet hat diese Figuren ein Grafiker, der ebenfalls aus dem Haus Wyniger kommt.

Wie der «Teufelhof» als Ort für gepflegte Kultur und Gastronomie zu seinem diabolischen Namen kam, ist übrigens wiederum eine Sache für sich: Es handelt sich hier nicht etwa um einen historischen Hausnamen, sondern um eine Geschichte jüngeren Datums. Wie Raphael Wyniger erklärt, geht die Bezeichnung auf den Vorgänger zurück, der früher das «Café zum Teufel» (der heutige «Rote Engel») am Andreasplatz führte. Dabei stand eine Art Teufelstalisman als Glücksbringer Pate. Der Name, der sich mit der Zeit im Volksmund festsetzte, wurde dann 1989 von Wynigers Vorgänger auch für das Hotel am Leonhardsgraben übernommen.

Nun lebt er auch auf der Bierflasche weiter – allerdings vorerst einmal mit dem blonden Engel, dem sympathischen Gegenspieler des Teufelchens.

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