Die Kaserne Basel lädt zum Tanz (und noch viel mehr)

Alte Bekannte und spannende neue Gesichter: Die Spielzeit 2013/14 der Kaserne Basel fordert dazu auf, gleicht jetzt zum Stift zu greifen, um verschiedene Termine im Kalender dick anzustreichen.

Die Direktorin und ihr Musikprogramm-Leiter (Bild: Dominique Spirgi)

Vom Theaternachwuchsfestival bis zum Exklusivauftritt eines Rap-Superstars: Die Kaserne Basel präsentiert ein Saisonprogramm, das dem Anspruch bestens nachkommt, sowohl Produktionsort für die lokale Szene als auch Bühne für angesagte internationale Acts zu sein.

Am Abend nach der Medienorientierung ging es bereits los mit der Spielzeit 2013/14 der Kaserne Basel: mit dem Festival «Treibstoff» für junge Theaterschaffende, das zusammen mit dem Theater Roxy und neu nun auch dem «Jungen Theater Basel» auf die Beine gestellt wird. Aber darauf haben wir hier ja bereits hingewiesen. (Und eigentlich ging es ja bereits Mitte August los mit dem Open Air Basel, über das hier aber ebenfalls bereits berichtet wurde.) Wenn wir «Treibstoff» aber dennoch erwähnen, dann geht es um die Bestätigung der Aussage, dass die Kaserne Basel es nach wie vor als wichtige Aufgabe betrachtet, Newcomer in der Theaterszene zu fördern.

Und das geschieht konsequent über die Sprungbrettfunktion des Kick-off-Festivals hinaus. Dass dies sehr gut gelingt, zeigt ein Blick in den weiteren Spielplan, der einige heute etablierte Namen enthält, die einst den Festival-«Treibstoff» gut nutzen konnten: Phil Hayes, Thom Luz, Boris Nikitin, The bianca Story, Fabian Chiquet sind zu sicheren Werten auf dem Theater-Spielplan der Kaserne geworden, die hier auch auf ein treues Publikum zählen können. Und nicht nur hier. The bianca Story um Elia Rediger, Fabian Chiquet, Damiel Pfluger und Victor Moser präsentieren in Basel mit «Gilgamesch Must Die!» ein Projekt, das als Koproduktion u.a. mit der Deutschen Oper in Berlin entstanden ist.

Geballter Auftakt

Hier nun alle Namen und Projekte der kommenden Saison vorzustellen, würde den Rahmen bei weitem sprengen. Rund 50 verschiedene Produktionen stehen auf dem Theater- und Tanzspielplan, im Musikbereich sind es gegen 100 Acts. Also möchten wir uns hier mal auf den Auftakt beschränken und die Aufzählung mit einigen Highlights bzw. schillernden Namen ergänzen. Das Musikprogramm eröffnet  am 19. September ein zweites Mal (nach 2009) mit den verträumten Synthie-Klängen und den lieblichen Stimmen des Frauentrios «Au Revoir Simone» die neue Saison. Adrian Sherwood und Mantaza (CL) & Round Table Knights (CH) ergänzen an den beiden darauffolgenden Tagen den musikalischen Auftakt.

Im Tanz steigt die Schweizer Choreografin Alexandra Bachzetsis mit einer grösseren, heterogen zusammengesetzten Truppe ins Gymnastikstudio («The Stages of Staging», ab 14. September). Und vom 26. bis 29. September sind unter dem Titel «Performance heute!» herausragende Performance-Künstler (Xavier Le Roy und Ivo Dimchev) zu Gast. Überdies wird der Performancepreis Schweiz 2013 erstmals in Basel verliehen.

Bleibt der Auftakt im Theaterbereich: Nun, der Begriff Theater mag etwas ungenau sein, will man das Projekt «Remote Basel» beschreiben (ab 18. September). Stefan Kaegi (Rimini Protokoll) schickt das Publikum, von sanften künstlichen Stimmen über Funkkopfhörer angeleitet, auf eine abenteuerliche Stadtraum-Erkundungsreise. «Wetterfeste Kleidung und festes Schuhwerk sind empfehlenswert», heisst es in der Ankündigung. Und dass die Veranstaltung nicht barrierenfrei sei. Davor zurückschrecken lassen sollte man sich aber nicht, denn der in der Schweiz geborene Kaegi gehört (aber das dürfte mittlerweile weitum bekannt sein) zu den interessantesten Grenzgängern im internationalen Theaterbetrieb.

«Mac Miller» und «Nouvelle Vague»

Soviel zum Auftakt, der zusammen mit den «Treibstoff»-Produktionen ziemlich geballt daherkommt. Wir wollen die Vorfreude auf die beginnende Spielzeit nun noch mit ein paar wohlklingenden Namen ergänzen. Zum Beispiel mit der französischen Band «Nouvelle Vague» (2. Oktober), die Klassiker des Punk und New Wave in entspannte Pop-Balladen verwandelt. Oder mit dem jungen US-Rapper Mac Miller (18. Oktober), der – 84 Millionen Aufrufe seines Hits «Donald Trump» auf Youtube sprechen für sich – auf dem Weg zum Superstar ist. Musikchef Sandro Bernasconi verhehlte an der Spielplanpräsentation nicht einen gewissen Stolz darauf, Mac Miller mit einem Exklusiv-Auftritt in der Schweiz präsentieren zu können.

Es gäbe natürlich noch viel mehr zu erwähnen im Musikprogramm. Zum Beispiel das erste Gipfeltreffen der vier Rap-History-Initiativen von Basel, Biel, St. Gallen und Zürich (26. Oktober). Dass  Basler Rockgrössen am 2. November zur Formation The Jimmy Miller Incident zusammenfinden werden. Und dass am 25. Oktober in der Reithalle mit Tear Down Basylon, 1st Basel Soundsystem Gathering der erste Soundsystem-Event in Basel Einzug halten wird. Die Koproduktion mit dem Sinfonieorchester Basel mit Frank Zappas «The Yellow Shark» (9. November) und … (aber für alles reicht eben der Platz nicht).

Lokale Tanzszene vergleichsweise schlecht vertreten

Im Theater kann sich die mittlerweile sicherlich recht grosse Fangemeinde der international gefeierten Theater- und Performancemeister Zimmermann & de Perrot auf das lange erwartete Gastspiel mit der aktuellen Produktion «Hans was Heiri» (6. bis 8. Februar 2014) freuen. Noch passe die Bühnenkonstruktion des Duos knapp in die Reithalle, sagte Direktorin Carena Schlewitt an der Spielplanpräsentation. Und im Tanzbereich ragt u.a. die Produktion «Enfant» von Boris Charmaz heraus. Der international aufstrebende Choreograf aus Rennes thematisiert mit Maschinen, Tänzerinnen und Tänzern sowie einer Gruppe von Kindern das Erwachen der Kindheit aus der Abhängigkeit der Erwachsenenwelt.

Der Tanz oder die Performance in all ihren Schattierungen hat im jetzt vorgestellten Spielplan der Kaserne mehr Gewicht als auch schon. Das liegt unter anderem am neu gegründeten Tanz-Netzwerk Dance Trip (im Rahmen von Triptic – Kulturaustausch am Oberrhein). Basel schickt die oben erwähnte Koproduktion mit Alexandra Bachzetsis auf Oberrhein Tour, während die Produktionen der beiden Partnerstädte Freiburg i.Br. und Strassburg im Januar in Basel zu Gast sein werden. Die lokale Tanzszene ist aber nach wie vor noch nicht so reichhaltig und lebendig wie das freie Theater. Zusammen mit dem Roxy denke man aber weiter über spezielle Fördergefässe nach, sagte Carena Schlewitt.

Und zum Schluss noch ein paar Zahlen

Zuletzt noch ein paar Zahlen: Die Kaserne Basel konnte zahlenmässig in der Saison 2012/13 nicht mehr ganz an den Erfolg des Vorjahres anknüpfen. So sank die Besucherzahl von 65’063 auf 58’269. Die Gesamtauslastung ging entsprechend von 79 auf 73 Prozent zurück. Zu einem grossen Teil liegt dies am Openair-Anlass Viva con Agua, der im Jahr 2012 sehr unter dem miserablen Wetter zu leiden hatte (minus 4000 Besucherinnen und Besucher). Die Verschiebungen in den Bereichen Theater und Tanz (plus 2’406) und Musik (minus 1’595) fallen da weniger ins Gewicht.

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