Hunderte Basler Schulkinder müssen in den kommenden Jahren in neue Schulhäuser wechseln. Beim Schulhaus Schoren können sie mitbestimmen, wie ihr Schulhof dereinst aussehen soll. Ein vielversprechendes Modell.
«Das ist ein wenig wie ein Paradies», ruft eine Schülerin aus den hinteren Reihen, «dieser Pausenplatz ist ein Königreich» doppelt ein Mitschüler nach, «wie ein Dorf ist er», sagt ein anderes Mädchen. Die Kinder strahlen, als wäre es ihr Geburtstag, sie umarmen sich und klatschen bei jedem zweiten Satz des Landschaftsarchitekten in die Hände, der seine Präsentation immer wieder kurz unterbrechen muss.
Mit der Schulharmonisierung bleibt kaum ein Stein auf dem anderen, Schulhäuser werden erweitert und neu gebaut. Die Schule in Basel-Stadt befindet sich mitten in den grössten Umwälzungen seit den 80er Jahren und mittendrin stehen die Schüler. Jene die heute an der Primarschule Schoren die zweite Klasse besuchen, werden ihre Primarschulzeit in einem neuen Schulhaus zu Ende bringen. Und so wie ihnen geht es vielen weiteren Primarschülern in Basel-Stadt.
«Für uns war klar, den Schulhof können wir nicht ohne die Schüler planen.»
Die Schulleitung und die Lehrpersonen der Primarstufe Hirzbrunnen wollte wissen, was sich die Schüler und Kindergärtner vom neuen Primarschulhaus Schoren erhoffen. «Für uns war klar, den Schulhof können wir nicht ohne die Schulkinder planen», sagt die Schulleiterin Astride Wüthrich Degelo. Sie suchte nach Möglichkeiten um die Schüler in die Planung einzubinden und fand Nevena Torboski, die sich als Leiterin der «Drumrumraumschule» für kinder– und jugendgerechte Architektur und Stadtplanung.
Während zwei Tagen brachten die Schülerinnen ihre Wünsche für den Schulneubau aufs Papier. Sie zeichneten und bauten Schwimmbäder, Rutschen mit Looping, Rutschen ohne Looping, Regenbögen und Baumhütten – das war vor einem halben Jahr. Am vergangenen Freitag präsentierte der Landschaftsarchitekt Martin Gubler den Schulklassen die Pläne für den künftigen Pausenhof.
Alle Wünsche der Schüler konnte er nicht berücksichtigen, «dafür hätten wir eine ganze Stadt gebraucht und nicht nur einen Pausenhof», erklärte er. Für das gewünschte Gartenbad mit zwei Kioskhäuschen war der Platz zu klein, ebenso für die Rutsche mit Looping. Und auch einen Zoo können die Landschaftsarchitekten nicht bauen. Doch viele weitere Wünsche sind in die Planung eingeflossen.
Apfelbaum, Kletterstein und Adlerhorst
Als Gubler die Bilder eines Apfelbaumes und von Pflanztöpfen zeigt, überschlägt sich die Begeisterung im Schulzimmer. Er wechselt zum nächsten Bild und die Kinder jauchzen erneut, als Klettersteine und Balancierbänder auf der Leinwand erscheinen. Den Höhepunkt erreicht die Stimmung als Gubler ganz zum Schluss ein Bild einer Baumhütte einblendet, kaum ein Wunsch haben die Kinder öfter geäussert. «Das wird euer Adlerhorst», sagt Gubler.
Erneuter Beifall, die Kinder strecken ihre geballten Fäuste in die Luft und einige Mädchen umarmen sich freudig. Nur eine Schülerin meldet sich mit trauriger Stimme. Sie sei bis in zwei Jahren gar nicht mehr in der Primarschule. «Können wir den Pausenplatz dann trotzdem noch benützen? Wirklich?» Sie können.
Weitere Schulen sollen folgen
Am Ende strahlten die Anwesenden um die Wette. Die Kinder über die erhörten Wünsche, Schulleiterin Astride Wüthrich Degelo, Projektleiterin Nevena Torboski und der Landschaftsarchitekt Martin Gubler über die gelungene Überraschung.
Ein ähnliches Projekt entsteht auch am benachbarten Hirzbrunnenschulhaus. Und Stephan Hug, beim Erziehungsdepartement verantwortlich für die Schulneubauten spricht von einem «Erfolgsmodell». Ein ähnlicher Einbezug der Schulkinder sei auch für alle weiteren Schulbauten möglich.