Extremes Wetter wird zur Regel

Während der Sommer in Nordeuropa nicht so richtig beginnen will, litten die Menschen in den USA in den vergangenen Tagen unter einer der heftigsten Hitzewellen der letzten 100 Jahre. Extreme Wetterlagen, die früher alle paar Jahrzehnte vorkamen, werden bald zum normalen Phänomen, prognostizieren Meteorologen.

Eis verspricht Abkühlung: In einigen Landesteilen der USA herrschen seit langem Temperaturen von über 38 Grad Celsius (Bild: Chip Somodevilla / Getty Images)

Während der Sommer in Nordeuropa nicht so richtig beginnen will, litten die Menschen in den USA in den vergangenen Tagen unter einer der heftigsten Hitzewellen der letzten 100 Jahre. Extreme Wetterlagen, die früher alle paar Jahrzehnte vorkamen, werden bald zum normalen Phänomen, prognostizieren Meteorologen.

In Nordeuropa hat sich ein Sommer eingeregnet, den manche bereits als «verloren» bezeichnen. Wir haben in diesem Jahr den nassesten April und Juni und den kältesten Frühling seit 100 Jahren erlebt. Immerhin können wir versuchen, uns damit zu trösten, dass das Wetter nicht nur uns übel mitspielt.

In den USA wurden vor wenigen Tagen 100 Millionen Menschen in 17 Bundesstaaten vor den Gefahren einer der heftigsten Hitzewellen der letzten 100 Jahre gewarnt. In vielen US-Städten war das Leben in den vergangenen Tagen bei konstant über 38 Grad Celsius liegenden Temperaturen unerträglich geworden. Bereits in diesem Jahr sind allein in den USA über 40’000 Temperaturrekorde gebrochen worden, extreme Stürme, Rekordregenfälle und verheerende Waldbrände haben Leid für Millionen Menschen gebracht. Es ist davon auszugehen, dass bei dieser Hitzewelle viele alte Menschen umkommen sind, mit ziemlicher Sicherheit werden die Lebensmittelpreise stiegen.

Arktisches Eis schmilzt im Rekordtempo

Nicht nur in Nordeuropa oder den USA sind die Wetterverhältnisse derzeit extrem. Der diesjährige Mai war weltweit der zweitwärmste, der jemals aufgezeichnet wurde, in der nördlichen Hemisphäre war er sogar der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Zwar sind die Zusammenhänge zwischen der Erwärmung der Erdatmosphäre und einzelnen Klimaereignissen nicht eindeutig geklärt – dass es turbulent hergeht, dürfte aber niemand bestreiten.

In den vergangenen Wochen ist das arktische Eis in Rekordtempo geschmolzen, der Amazonas hat den höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen erreicht, in Sibirien und im Osten Russlands gab es gewaltige Waldbrände. In Nordindien sind die Temperaturen auf 48 Grad Celsius gestiegen, und ein abnormal starker Monsun hat bereits vielen 100 Menschen das Leben gekostet. Überflutungen in Assam und Südbangladesch haben sieben Millionen Menschen obdachlos gemacht.

Unwetter weden zur Normalität

Aussergewöhnliche Wetterlagen hat es immer gegeben, inzwischen gehen aber immer mehr Klimatologen davon aus, dass diese immer häufiger auftreten werden. Inzwischen erleben wir sie alle zwei oder drei Jahre, nicht mehr alle zehn oder zwanzig Jahre. Das, sagen die Klimaforscher, wird zunehmend die neue Normalität sein, wir erleben einen Vorgeschmack auf die Zukunft auf einem sich erhitzenden Planeten.

Das vergangene Jahr war das 35. in Folge seit 1976, in dem die globale Temperatur sich über dem Durchschnitt befand, 11 der 13 wärmsten Jahre der vergangenen 132 Jahre haben wir seit dem Jahr 2000 erlebt. Die Folgen der Erderwärmung, vor denen die Wissenschaftler gewarnt haben – mehr Dürren, plötzliche starke Regenfälle, sich weiter ausbreitende Lauffeuer, unbeständige Hitze, heftige Stürme, mehr Hitzewellen –, sind allesamt eingetreten.

Übersetzung: Zilla Hofman

Artikelgeschichte

Guardian News & Media Ltd 2012

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