Kaum einer in Basel, dem Robert B. Christ nicht als «Fridolin» oder als «Glopfgaischt» bekannt war.
«Zämmewalze loo wämmer is unser Baseldytsch nit. Sunscht ischs dernoote bald flach und abgstande, wenn wider emoole d Faasnacht kunnt und iberhaupt wemme Baseldytsch mit Basler schwätzt, wemmen uff Baseldytsch naimen e glaini Reed wott schwinge.»
Wo er recht hatte, da hatte er schon anno 1974 recht, der «Fridolin», im Vorwort zur dritten Auflage seiner legendären «Baseldytsch-Sammlig». Wer immer sich um das althergesprochene und damit «ainzig» richtige Baseldeutsch bemüht, kommt gar nicht mehr um den Intensivgebrauch solcher Nachschlagewerke herum, es sei denn, er verwende seinen Dialekt-Wortschatz allenfalls für ein (hoffentlich unbelauschtes) Selbstgespräch.
In seinem ganz normalen Leben hiess «Fridolin», der sich schreibend auch als «Glopfgaischt» und «Johannes Brandmüller» einen Namen machte, gut bürgerlich Robert B. (wie Balthasar) Christ. Geboren 1904, Gymnasiast, Absolvent einer Banklehre, 1929 Eintritt in eine von seinem Vater geführte Spinnerei. Doch Robert wollte anderes schreiben, Buchstaben, nicht in erster Linie Zahlen. 1940 wagte er den Sprung vom kaufmännischen Beruf in die Selbstständigkeit als Journalist, Feuilletonist, Satiriker und Buchautor.
Bis zu seinem Tod im Jahr 1982 war Christ unter seinen verschiedenen Pseudonymen, aber auch mit seinem bürgerlichen Namen im lokalen wie auch im nationalen Umfeld rastlos schreibend tätig. Für die «National-Zeitung» ebenso wie für die «Basler Nachrichten», die «Basler Woche», zuletzt auch für die «Basler Zeitung». Darüber hinaus war er regelmässiger Kolumnist im «Berner Bund» und in der Satirezeitschrift «Nebelspalter». Seine zusammen mit seinem Freund Kurt Häsler alias Peter Pee 1947 erstmals herausgegebene «Baseldytsch-Sammlig» wurde ein derartiger Renner (siehe oben), dass insgesamt vier erweiterte Auflagen davon erschienen.
Auch über seine Profession hinaus war Robert B. Christ ein Mann der Tat, so als Verwaltungsrat beim Basler Zolli, als Förderer des Marionettentheaters sowie ab 1974 als Gründungsmitglied des Sperber-Kollegiums, das den Titel des «Ehrespalebärglemers» vergibt. Und so ganz nebenbei war er noch 42 Jahre lang Konsul des Fürstentums Monaco. Eine Leistung, für die ihn Fürst Rainier III. zum Ritter schlug.
Was kann der gemeine Quartier-, Vor- und Innerstadtbasler sowie ein ins Baselbiet abgewanderter Feldwaldundwiesenbebbi aus der ungewöhnlichen Laufbahn des Robert B. Christ lernen? Die Lösung liegt in der Schuhgrösse. Längst nicht jeder, der beruflich in den Fussstapfen seines Vaters hätte wandeln sollen, hat dies tatsächlich auch geschafft. Zum einen lag das bestimmt an der wechselnden Stiefelmode. Zum andern jedoch hinterlassen Söhne nicht selten Spuren, die um einiges markanter ausfallen als jene ihrer Väter. Ein durchaus tröstlicher Gedanke, finden Sie nicht auch?
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 25.05.12