Die Macher des Innovationsparks sprechen im Zusammenhang mit ihrem Projekt von einer grossen Erfolgsgeschichte. Konkrete Erfolge blieben bislang aber aus.
Die Fenster sind abgedunkelt, auf dem Bürotisch liegen Papiere verstreut, am Computer sitzt ein etwa fünfjähriger Bub, der einen Film schaut. Nebenan befindet sich ein weiteres Büro. Darin gibt es einen weissen Tisch, darauf ein Laptop und ein Telefon.
Das sind die Räume an der Gewerbestrasse in Allschwil, in denen zwei Unternehmen sitzen, die der Innovationspark laut eigenen Aussagen hier ansiedelte. Überhaupt wirken Räumlichkeiten, wo der Innovationspark seinen Sitz hat, heruntergekommen. Ein Mitarbeiter eines Unternehmens vor Ort sagt: «Das ist nicht gerade das, was man sich unter einem Innovationspark vorstellt.»
Der Innovationspark Region Nordwestschweiz, der 2011 von den beiden Halbkantonen und der Handelskammer beider Basel (HKBB) gegründet wurde, ist seit einem Jahr an der Gewerbestrasse aktiv. Die ehemaligen Räumlichkeiten von Actelion an der Gewerbestrasse nutzt der Innovationspark, bis in einigen Jahren weitere Fläche und ein Neubau im Bachgraben-Areal zur Verfügung steht. Der Park sei jedoch bereits heute eine «Erfolgsgeschichte», sagt HKBB-Direktor Franz Saladin.
«Mehrere kleine Firmen» nach Allschwil gelockt
Denn man habe bereits 4500 von 5000 Quadratmeter Fläche an «mehrere kleine Firmen» vermietet. Das erklärten die Verantwortlichen des Innovationsparks im Januar vor der Volkswirtschafts- und Gesundheitskommission des Landrats.
Welche Firmen der Innovationspark – neu Swiss Innovation Park (SIP) genannt – bereits nach Allschwil gelockt hat, beantwortet Saladin nicht. Die Webseite des SIP nennt vier Projekte, die bereits im Innovationspark beheimatet seien: AOT und Mininavident, zwei Spin-offs der Uni und des Universitätsspitals Basel, MTIP, ein Unternehmen, das Start-ups berät, sowie das Departement für Biomedical Engineering der Universität Basel.
Die Geschäftsführer der beiden Spin-offs zeigen sich überrascht, dass der SIP ihre Unternehmen auf seiner Webseite aufführt. Frank Berlinghoff von Mininavident sagt: «Echt? Mit dem Innovationspark haben wir eigentlich nichts zu tun.»
Das Departement für Biomedical Engineering belegt rund 2800 Quadratmeter. AOT hat etwa 250 zur Verfügung und Mininavident belegt laut eigenen Angaben weniger als 15 Quadratmeter – wie viel Fläche die Beratungsfirma MTIP mietet, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.
«Wir haben sehr viel gemacht»
Daraus ergibt sich eine vermietete Fläche von etwa 3000 Quadratmetern, wovon der allergrösste Teil dem Departement für Biomedical Engineering zufällt. Wie der Innovationspark auf die 4500 Quadratmeter kommt, die bereits an Firmen vermietet seien, bleibt somit unklar.
Mehrere Anfragen der TagesWoche, die Räume zu besichtigen und unter anderem Filmaufnahmen vor Ort zu machen, schlägt der SIP-Geschäftsführer André Moeri aus und verweist auf HKBB-Direktor Saladin, der für Presseanfragen verantwortlich sei. Moeri sagt Anfang März, er habe erst Mitte April wieder Zeit.
Leere und Tristesse: Der Aufenthaltsraum im ehemaligen Actelion-Gebäude lädt nicht zum Verweilen ein. (Bild: Jeremias Schulthess)
Auf die Frage, was der Innovationspark seit dem Einzug an der Gewerbestrasse vor einem Jahr konkret erreicht habe, sagt Saladin: «Wir haben sehr viel gemacht.» Zum Beispiel habe der SIP die Räumlichkeiten an der Gewerbestrasse umgebaut. Die Universität sagt hingegen auf Anfrage, die Kosten für den Mieterausbau in Höhe von 1,2 Millionen Franken habe man selbst bezahlt.
Ein Höhepunkt des noch jungen Innovationsparks habe zudem 2015 stattgefunden, erklärt Saladin. Die Werner-Siemens-Stiftung sprach 15 Millionen Franken für ein Medtech-Projekt, das dereinst im SIP unterkommen soll. Die 15 Millionen gehen an das Projekt, nicht an den SIP. Für Saladin ist es aber ein Erfolg, da ein SIP-Vorstandsmitglied die Akquisition der Gelder in die Wege leitete. «Der SIP konnte mit diesem Kristallisationskeim äusserst erfolgreich starten.»
Geld von Kantonen
Der Innovationspark erhielt 2013 eine halbe Million Franken von den Kantonen Baselland und Basel-Stadt. 2014 legten die Halbkantone eine Million drauf. Nun sprachen der Grosse Rat und der Landrat im Dezember 2015 und Februar 2016 einen Verpflichtungskredit in Höhe von 2,7 Millionen Franken.
Dieses Geld verwendet der Innovationspark für drei Mitarbeiter und Betriebskosten von 2016 bis 2018. Damit soll «die Projektierung des Designs und das Anlocken von Investoren» finanziert werden, so sagten es die SIP-Verantwortlichen in der Landratskommission.
Eine Million für «elektronische Vermarktungs-Instrumente»
Saladin erklärt, es gehe in erster Linie darum, «die Geschäftsstelle und damit den weiteren Aufbau des Innovationsparks zu finanzieren». Also zum Beispiel darum, das Marketing auszubauen und die Räume herzurichten.
Für Mitarbeiter und Betriebskosten budgetiert der SIP jeweils 1,35 Millionen Franken über drei Jahre. Wofür die 1,35 Millionen Betriebskosten konkret verwendet werden, will Saladin aber nicht sagen. Er verweist auf einen Landratsbericht, in dem von Kosten für «elektronische Vermarktungs-Instrumente und Social-Media-Aktivitäten» die Rede ist. Einen Twitter- oder Facebook-Account führt der Innovationspark indes nicht.
«Als grosse Erfolgsgeschichte verkauft»
Die Baselbieter SP-Co-Präsidentin Regula Meschberger war in der Kommission, als die Verantwortlichen des Innovationsparks inklusive Regierungsrat Thomas Weber das Projekt vorstellten. Sie habe das Ganze kritisch hinterfragt, sagt Meschberger. «Der Innovationspark wurde uns als grosse Erfolgsgeschichte verkauft.» Den Kommissionsmitgliedern sei nichts anderes übrig geblieben, als den Verantwortlichen zu vertrauen. Am Ende stimmten Meschberger und die Mehrheit der Landrätinnen und Landräte für den Verpflichtungskredit.
Einen Business-Plan für die kommenden Jahre legten die Verantwortlichen den Politikern nicht vor. Saladin versicherte jedoch in der Landratskommission, dass der Entwurf eines Business-Plans bereits stehe und demnächst vorgelegt werden könne. Auf die Anfrage, wann dieser Business-Plan vorgelegt werde, sagt Saladin: «Die Business-Pläne sind nicht öffentlich.»
So soll der Neubau im Bachgraben-Areal einmal aussehen. (Bild: Landratsbericht)
In der zweiten Phase, die der Innovationspark ab 2018 anpeilt, soll ein Neubau im Bachgraben-Areal entstehen, etwa 200 Meter vom heutigen Standort entfernt. Dafür werde der Innovationspark die Kantone um eine Anschubfinanzierung anfragen, heisst es im Bericht an den Landrat. Die Kosten für das Gebäude in Allschwil und ein weiteres in Delémont belaufen sich auf etwa 132 Millionen Franken.
Das sind grosse Pläne. Fraglich bleibt, ob die Unklarheiten bis dahin geklärt sind und ob die Firmen, welche die Macher des Innovationsparks ankündigen, bis dahin kommen werden.