Ist der Clarathai wiederauferstanden? Eine köstliche Recherche

Die drängendste Frage der Stadt ist nicht die offene Nachfolge von Guy Morin. Sondern, ob der beliebte Thai-Take-away am Claraplatz eine neue Bleibe gefunden hat. Wir sind Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Die drängendste Frage der Stadt ist nicht die offene Nachfolge von Guy Morin. Sondern, ob der beliebte Thai-Take-away am Claraplatz eine neue Bleibe gefunden hat. Wir sind Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen.

Die Meldung elektrisierte die Redaktion der TagesWoche und hob sie aus einem wie stets schläfrigen Montagmorgen. Laut unbestätigten Meldungen soll der vor ein paar Monaten geschlossene, manche sagen von Scientologen aus dem Geschäft gedrängten, Thai-Take-away am Claraplatz ein neues Lokal gefunden haben.

Aus den Reaktionen auf das Aus des beliebten Lokals sprach mehrheitlich nackte Verzweiflung. Auch die Diskussion um ein Verbot von Scientology erhielt neuen Auftrieb. Menschen in Not zu indoktrinieren ist das eine, den Clarathai vernichten geht dann aber deutlich zu weit. 

Heute also die Meldung: An der Clarastrasse habe ein neuer Thai aufgemacht. Gegen Mittag macht sich ein Zweierteam der TagesWoche auf den Weg bestehend aus dem Autor und einem Bildredaktoren, der geltend machte, über zur Identifizierung wertvolle Insiderkenntnisse zu verfügen. Telefonisch wurde sicherheitshalber ein zweiter Fotograf dazu beordert.

Zu dritt stehen wir vor dem Lokal an der Clarastrasse 32, wo zuvor ein Inder sein Glück versucht hatte. «Thai House» steht über dem Eingang, wo sich eine Warteschlange bis auf die Strasse gebildet hat. «Thai House», so hiess der alte jedenfalls nicht.




Auch Rappenspalter und Gutschein-Jäger sind willkommen. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Das Interieur? Wie ein Schnellimbiss am Busbahnhof von Surat Thani. Farbige Plastikhocker und -tischchen unter hausdachähnlichen Verkleidungen. Fast jeder Platz ist besetzt. In der Schlange vor uns will ein Kunde wissen, ob er den Gutschein, der auf dem Bestelltresen liegt, gleich anwenden kann. Wahrscheinlich ein Beamter von der benachbarten Motorfahrzeugkontrolle.

Hinter dem Take-away-Bereich wird ein abgetrennter Restaurationsraum erkennbar. Handwerker gehen um, der Raum wird für das grosse Opening am Mittwoch hergerichtet. Palmengewächse, nette aufs Tête-à-Tête zugeschnittene Tische, gehobenes Ambiente. So was hatte der Clarathai nicht zu bieten.

«Waren Sie vorher am Claraplatz?» – «Was? Nein, der nächste.»

Dieser hat, was sich im Recherchegespräch mit der gehetzt wirkenden Küchenfrau, sofort herausstellt, auch nichts mit dem Thai House zu tun. «Waren Sie vorher am Claraplatz?» – «Was? Nein, der nächste.» Das Thai House gibts schon in Olten und auf dem Golfplatz Pieterlen.

Irgendwie schade, aber auch schön: Wird der Thai vom Claraplatz je wiederauferstehen, soll er das im bewährten Kleid tun. Mit kleinem Supermarkt, von mir aus. Mit Verkäuferinnen im Schweizerkreuz-T-Shirt, warum nicht. Vor allem mit Pad Thai, das frisch aus dem Wok kommt und schmeckt wie vom Busbahnhof in Surat Thani. 

10 Franken kostet der Mittags-Take-out im Thai House, ein fairer Preis. Die erworbene Pad Thai-Variante war ganz passabel und mit einem Schluck Sojasauce sogar sehr okay. Ein abschliessendes Urteil über die Küche soll hier nicht gefällt werden, vielleicht nach einer Verköstigung der Nudelsuppen, die ausgesprochen lecker ausschauen.

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Thai House, Clarastrasse 32. Öffnungszeiten «Street Kitchen»: Mo-Sa 11.30–20.30 Uhr; So 11.30–18.30 Uhr.

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