Seit zwei Jahren steigt die Zahl der Straftaten, die in Basel-Stadt verübt werden: 2017 gab es insgesamt 25’878 Anzeigen. Von einem Problem will der Erste Staatsanwalt allerdings nicht sprechen, im Gegenteil relativiert er die Zunahme von vier Prozent im vergangenen Jahr: «Viele Schwankungen sind sehr zufällig und es gibt auch eine grosse Dunkelziffer», sagt Alberto Fabbri an der Medienkonferenz zur Kriminalitätsstatistik.
Sieht man sich die Statistik der vergangenen Jahre an, scheint die Zahl der Straftaten relativ stabil zu sein. Nachdem 2012 über 30’000 Delikte zur Anzeige kamen, wurden es bis 2015 von Jahr zu Jahr weniger. Seit 2016 steigt die Zahl wieder leicht an.
Allerdings zeigt ein Blick auf die schweizweiten Zahlen, dass Basel die grosse – negative – Ausnahme ist. Für den Chef der Kriminalpolizei gibt es dafür aber einen guten Grund: «Wir haben die höchste Bevölkerungsdichte der Schweiz, da ist es logisch, dass bei uns auch die Kriminalrate im nationalen Vergleich hoch ist», sagt Hans Ammann. Dies erklärt allerdings nicht, weshalb andere Städte im gleichen Zeitraum einen Rückgang bei den Kriminalzahlen verzeichnen.
Die Basler Polizei sei auch Opfer ihres eigenen Erfolgs, ist Ammann überzeugt. Denn je mehr Kriminelle überführt und angezeigt werden, desto höher sei auch die Kriminalitätsstatistik. «Wer einen Einbruch verübt, wird wegen drei Delikten angezeigt: Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und Diebstahl», erklärt Ammann. Entsprechend gebe es bei jedem Einbrecher, der erwischt werde, drei zusätzliche Delikte in der Kriminalstatistik.
Mehr Kontrollen bedeuten mehr Gewalt
Eine andere Zahl wollen die Verantwortlichen allerdings nicht relativieren: 373 Anzeigen wurden wegen Gewalt gegen Staatsangestellte eingereicht, das ist eine Verdopplung seit 2012 (162) und ein 50-prozentiger Anstieg im Vergleich zum Jahr 2016 (248). «Grund dafür ist sicher auch, dass die Polizei oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist», glaubt Ammann.
Weil die Polizei mehr Kontrollen durchführe, käme es auch vermehrt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. «Das liegt am mangelnden Respekt vor den staatlichen Autoritäten sowie am steigenden Aggressionspotenzial», so Ammann. Von der Gewalt betroffen sind in zwei Drittel der Fälle Polizisten. Das restliche Drittel, also über 100 Fälle, betrifft Staatsangestellte wie Kesb-Mitarbeiter oder BVB-Kontrolleure. «Wir müssen versuchen, diesen Trend zu brechen», so Ammann.
Auch die Anzeigen wegen Körperverletzung, Tätlichkeiten oder Raufhandel bewegen sich seit Jahren in einem ähnlichen Rahmen. Traurige Ausnahme: drei Todesfälle, im Fachjargon «Tötungen (vollendet)». Zwei Männer starben bei einer Schiesserei an der Erlenstrasse, im Dezember wurde ein Mann im Dreirosenpark getötet. Von 2012 bis 2016 gab es in Basel-Stadt insgesamt zwölf Tötungen.
Sorgenkind «falsche Polizisten»
Die Kriminalitätsstatistik verzeichnet aber auch Rückgänge – Raubdelikte sind seit 2012 auf einem Tiefststand angelangt: «Mit der erhöhten Polizeipräsenz konnten wir sicherlich einige Raubüberfälle verhindern», sagt Ammann. Angezeigt wurden 2017 insgesamt 83 Raubdelikte, aufklären konnten die Behörden davon 33,7 Prozent.
Zwar sind Raubversuche rückläufig, dafür klettern in einem anderen Bereich die Zahlen in die Höhe: 30 Prozent mehr Betrugs-Delikte wurden 2017 angezeigt. Grund hierfür seien vor allem Internetbetrügereien, bei denen Waren angeboten, nach Bezahlung aber nie ausgeliefert würden. «Und neuerdings müssen wir uns auch mit falschen Polizisten herumschlagen, die Geld erschleichen», sagt Ammann.
Die falschen Polizisten sind auch aktuell ein Problem: In den letzten Tagen alarmierten mehr als 100 Betroffene die Kantonspolizei, weil sie von angeblichen Polizisten kontaktiert wurden und Bargeld abheben sollten.