Nach anfänglicher Skepsis stellt sich das Komitee «Kulturstadt Jetzt» doch noch hinter das Umbauprojekt des Kasernenhauptbaus. Es hätten sich «offene Fragen» geklärt. Im Auge behalten will das Komitee allerdings, wie die Öffnung zum Rhein gehandhabt wird.
«Der Worte sind genug gewechselt, lasst mich auch endlich Taten sehn!» Ganz so unreflektiert wie im hier zitierten Vorspiel auf dem Theater in Goethes «Faust» will sich das Komitee «Kulturstadt Jetzt» beim Umbau des Kasernenhauptbaus nicht geben. Man werde das Projekt weiter kritisch begleiten, hiess es an einer Medienkonferenz des Komitees. Es sei aber an der Zeit, den Umbau und damit die Umnutzung des Hauptbaus «endlich» voranzutreiben.
Das Komitee, das sich als politische Stimme für die nicht-etablierte Kultur versteht, stand dem Umbauprojekt anfänglich mit viel Skepsis gegenüber und ist mitverantwortlich dafür, dass sich die Beratungen in der Bildungs- und Kulturkommission in die Länge zogen.
Nun hat man sich in dieser Sache aber vom Saulus zum Paulus gewandelt: «Wir haben uns kritisch geäussert und nachgefragt», sagte Elias Schäfer, «und konnten dadurch offene Fragen klären.» Die Kulturpolitiker drängten vor allem auf klarere Antworten auf die Fragen, wer genau für die Vergabe der Räumlichkeiten verantwortlich sein wird und auf welche Weise die bereits ansässigen Arealnutzer eingebunden würden. «Die Anworten konnten uns befriedigen.»
Gangbarer Kompromiss
Zufrieden zeigt sich «Kulturstadt Jetzt» in erster Linie mit dem Nutzungskonzept, das keine in Beton gegossene Bespielung vorgibt, sondern Flexibilität schaffe für die kulturelle und kreativwirtschaftliche Nutzung. Für eine private Trägerschaft, wie dies die bürgerlichen Minderheiten aus den beiden vorberatenden Kommissionen fordern, sei diese Vorgabe wohl kaum zumutbar, sagte Schäfer.
Weil das Nutzungskonzept überzeugt und man keine langjährige Verzögerung riskieren möchte, ist «Kulturstadt Jetzt» auch bereit, in Sachen Öffnung zum Rhein in den sauren Apfel zu beissen. «Von einer grosszügigen Öffnung, wie wir das in unserer Initiative gefordert haben, kann nicht die Rede sein», sagte Schäfer. «Aber wir sind uns bewusst, dass dies aus Gründen des Denkmalschutzes nicht möglich ist.»
«Kulturstadt Jetzt» werde aber ein Auge darauf richten, dass zumindest die Öffnung und Durchlässigkeit im Innern des Baus grosszügig gehandhabt wird. «Am besten wäre eine Öffnung rund um die Uhr, also die Nutzung der Plaza als gedeckte Allmend», sagte Schäfer. Als Minimalforderung sei eine Öffnung von 6 Uhr in der Früh bis Mitternacht anzustreben.
Bürgerliche Abweichler
Im Komitee «Kulturstadt Jetzt» sitzen junge und nicht mehr ganz so junge Politikerinnen und Politiker aus dem links-grünen Spektrum bis hin zur FDP. Während sich die Grossratskandidaten aus dem Grünen Bündnis, der SP und der GLP auf der selber Linie wie ihre Parteien befinden, vertreten die drei Kandidaten aus der FDP eine andere Meinung als ihre Kollegen, die sich in den Kommissionen gegen das Umbauprojekt aussprechen.
Der bereits amtierende FDP-Grossrat Christian Moesch scheint nicht so richtig daran zu glauben, seine Fraktionskollegen umstimmen zu können. «Auch ich hatte lange Zeit zwei Seelen in meiner Brust», sagte er, bis er sich doch noch für das Projekt entscheiden konnte. FDP-Grossratskandidat Angelo Gallina will sich als aktueller Arealnutzer ins Zeug legen: «Ich werde die FDP-Grossräte einladen und damit versuchen, etwas zur geistigen Öffnung beizutragen», sagte er.