«Kunsthalle» zügelt für halbes Jahr in Campari-Bar

Drei Monate haben etliche Basler Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ihr zweites Wohnzimmer bald zur Baustelle wird: Das Restaurant «Kunsthalle» wird für einige Monate in die benachbarte Campari-Bar ziehen. Grund: Es wird umgebaut.

Die Verantwortlichen der Candrian Catering AG und Kunsthalle-Wirt Christian Vultier (Mitte) erklären, dass sich hier bald eine Baustelle befinden wird. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Drei Monate haben etliche Basler Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass ihr zweites Wohnzimmer bald zur Baustelle wird: Das Restaurant «Kunsthalle» wird für einige Monate in die benachbarte Campari-Bar ziehen. Grund: Es wird umgebaut.

Mit einer Werbepräsentation fing es an. Eine vierköpfige Chef-Delegation der Zürcher Candrian Catering AG kam angereist, um einigen Basler Journalisten in der «Kunsthalle» zu erzählen, wie erfolgreich das Unternehmen mit den Standorten «Brauner Mutz», «Bahnhofs-Gastronomie» und «Kunsthalle» im «strategisch wichtigen Knoten» Basel sei (Hauptknoten ist Zürich). 16 Prozent des Umsatzes mache die Firma hier, Gesamtziel für das laufende Jahr: 128 Millionen.

Die Botschaft war klar: Wir haben es mit einem Gastronomie-Riesen zu tun, der sich mit der «Kunsthalle» vor knapp vier Jahren erst noch das Basler Restaurant schlechthin unter den Nagel gerissen hat – und es im zweiten Anlauf geschafft hat, mit Christian Vultier (55) wieder einen Basler zum Beizer zu machen. Seit Anfang Monat ist dieser im Amt – und es gefällt ihm gut. Es sei «extrem spannend», gleichzeitig mit Künstlern und Bankmanagern sprechen zu können. «Ich kann inzwischen sogar wieder Fische filetieren», sagte er weiter – und betonte, dass es die langjährigen Mitarbeiter dennoch besser könnten. 

Vultier und die Erklärung

Es ist aber nicht Vultiers Hauptaufgabe, Fische aufzuschneiden. Von ihm wird erwartet, dass er das Restaurant repräsentiert und mit den Gästen plaudert. Dass er quasi immer dort ist und jeden Gast behandelt, als wäre er der einzige. Die Rolle liegt ihm und ist angenehm auszuführen. Doch was jetzt kommt, dürfte schwierig werden – denn es fällt unter das Traktandum «Umbau». Vultier wird es sein, der jedem einzelnen Gast erklären muss, was es mit diesem Umbau auf sich hat.

Wir nehmen eines vorweg: Die «Kunsthalle» bleibt, wie sie ist. Vordergründig. Der Umbau betrifft die Gäste dennoch, denn er hat eine Züglerei zur Folge und die Verwandlung des weissen Teils in eine Baustelle. Von Anfang Juli bis mindestens November 2012. Während dieser Zeit wird der weisse Teil in die Campari-Bar nebenan ziehen, die weisse Terrasse vor die Campari-Bar und der «Schluuch» in den Garten. Will heissen: Weniger Platz, aber natürlich dennoch: 1a alles. In einem Schreiben an die treue Kundschaft ist denn auch von «mediteranem Ambiente» (während des Umbaus) und «zeitgemässem Standard» (nach dem Umbau) die Rede. Ausserdem steht da eine Zahl, nämlich die 7. So viele Millionen kostet das Ganze. Der Kunstverein beteiligt sich daran.

Alles raus – Arbeiter rein

Lüftungen, Leitungen, Küche, Buffet und anderes, was dem Gast weitgehend verborgen bleibt, müssten dringend saniert werden, hiess es. Die Infrastruktur sei alt und – das darf von einem Gastro-Riesen erwartet werden – der Betrieb müsse «längerfristig gewährleistet werden». Es fiel ein Zitat von VR-Präsident Martin Mathias Candrian, der in solchen Situationen zu sagen pflege: «Ohne Eier zu zerschlagen, gibt es kein Omelette.» Eine schöne Analogie, die auf die «Kunsthalle» bezogen bedeutet: Alles muss raus, Bauarbeiter müssen rein – und mit ihnen neue Leitungen und was es sonst noch alles braucht. Das Interieur werde «aufgefrischt», aber nicht verändert. Die Kronleuchter bleiben, die Kunst auch.

Auch für einen allfälligen verregneten Sommer haben die Verantwortlichen eine Lösung parat: Das Fonduestübli – das sonst naturgemäss im Winter im Garten steht – könne jederzeit aufgebaut werden und zu einem Sommerbeizchen umfunktioniert werden. Für das Stübli liege auch eine Baubewilligung vor, was nicht selbstverständlich ist, wenn man noch den Streit zwischen Vultiers Vor-Vorgänger Peter Wyss und der Denkmalpflege in Erinnerung hat. Dieser führte dazu, dass das Chalet zwischenzeitlich nicht aufgebaut wurde. Aber eben. Die Zeiten ändern sich und in der Zwischenzeit sind Chalets offenbar auch im Sommer salonfähig. Solange die «Kunsthalle» bleibt, was sie ist, spielt auch das keine Rolle.

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