Darmbakterien und Schimmelpilze in Basler Beizen: Das Kantonslabor entdeckte im vergangenen Jahr neue Höchstwerte, darf die Verursacher aber nicht benennen. Für die Konsumenten eine unbefriedigende Situation.
Das Kantonale Laboratorium Basel-Stadt kontrolliert jedes Jahr Hunderte Restaurants und Lebensmittelprodukte. Die Laboranten untersuchen Tee aus Japan auf radioaktive Strahlung oder Restaurantküchen auf Darmbakterien, Schimmel und Keime.
Vor wenigen Tagen veröffentlichte das Kantonslabor die jüngsten Ergebnisse aus der Gastronomie. Teigwaren, Reis, Gemüse, Fleisch, Fisch, Suppe und Süssspeisen kamen vergangenen Dezember unters Mikroskop. Und alleine schon die schriftlichen Ergebnisse schlagen auf den Magen.
«Wir würden gerne mehr Transparenz schaffen»
Beim untersuchten Gemüse überschritt fast jede dritte Stichprobe den Toleranzwert. Die Prüfer fanden Darmbakterien, Schimmelpilze und weitere Krankheitserreger in insgesamt 31 Prozent aller Proben, das ist so viel wie seit vier Jahren nicht mehr. Bei Fisch- und Fleischprodukten überschritt jede fünfte Probe den Höchstwert, bei Suppen und Saucen waren es leicht weniger.
Aus Konsumentensicht machen die Befunde wenig Appetit und sorgen für Misstrauen. Doch welche Betriebe betroffen sind, darf der Kanton nicht kommunizieren. Philipp Hübner, Leiter des Kantonslabors, bedauert das: «Wir würden gerne mehr Transparenz schaffen, doch die Schweigepflicht im eidgenössischen Lebensmittelgesetz hindert uns daran.»
Verstossen Gastronomiebetriebe gegen die Vorgaben, kann das Kantonslabor diese allenfalls verzeigen oder, im Extremfall, vorübergehend schliessen.
Mehr Druck für die Betreiber
Immer wieder kommen Hübners Mitarbeiter zu Erkenntnissen, die für Konsumenten von grossem Wert wären. Zuletzt prüfte das Labor rund 40 japanische Teesorten auf Radioaktivität. Insgesamt 16 Proben zeigten «auffällige Aktivitäten», wie das Kantonslabor in seinem Bericht schreibt. Die Grenzwerte des Bundes wurden in allen Fällen eingehalten, Organisationen wie Food Watch halten jedoch auch deutlich kleinere Mengen für gesundheitsschädigend. Welche Produkte besonders stark strahlen, bleibt für den Konsumenten unbekannt.
Hübner und seine Mitarbeiter meinen es ernst, wenn sie von mehr Transparenz sprechen. Mit weiteren Kantonslaboren setzen sie sich in Bern für eine Lockerung der Schweigepflicht ein.
Hübner sähe in einer Lockerung vor allem einen grossen Vorteil: «Mehr Transparenz würde den Druck auf Restaurants und Produzenten erhöhen. Gerade im Gastronomiebereich könnte das zu einer insgesamt höheren Hygiene führen.»
Vorerst wird sich an der Schweigepflicht jedoch nichts ändern. Im vergangenen Herbst sprach sich das Bundesparlament gegen eine Lockerung aus. Hübner spricht dennoch von einer «Phase des Umbruchs» und ist zuversichtlich, dass sich die Rechtslage in den kommenden Jahren ändern wird.