Mund auf fürs erste Film- und Wissenschaftsfestival Basels

Muttermilch, Diätwahn und scheinheilige Nahrungsmittelkonzerne: Das erste Basler Wissenschafts- und Filmfestival bietet ein buntes Programm rund ums Essen.

Premiere: Das Gundeldinger Feld wird am Wochenende zum Schauplatz des ersten Basler Wissenschafts- und Filmfestivals «Science&Fiction». Alles dreht sich rund ums Thema Essen, Nachhaltigkeit und Konsum.

(Bild: ALEXANDER PREOBRAJENSKI)

Muttermilch, Diätwahn und scheinheilige Nahrungsmittelkonzerne: Das erste Basler Wissenschafts- und Filmfestival bietet ein buntes Programm rund ums Essen.

Essen ist etwas, was kulturübergreifend alle Menschen vereint. Gegessen wird nicht nur in Basel oder Diegten, sondern auch in Tokyo, Burundi, Uppsala, Mailand oder Sydney. Und gegessen wird oftmals nicht nur aus blosser Notwendigkeit, sondern immer wieder auch aus der schieren Lust am Einverleiben.

Abgesehen vom kulturellen Aspekt ist Essen aber auch ein emotional aufgeladenes, bisweilen ideologisches Thema. Sei es auf persönlicher Ebene (Ist es unethisch Tiere zu töten? Soll ich mich vegan ernähren? Brauchen wir tierisches Eiweiss?) oder global betrachtet: Wer ist verantwortlich für die Missverteilung der Lebensmittel auf der Welt? Sollen Nahrungsmittelkonzerne rigoros zu ethischem Handeln gezwungen werden, oder soll in neoliberalistischer Manier das Nachhaltigkeitsproblem an den Konsumenten abgewälzt werden?

Und ganz grundlegend: Bald sind wir 10 Milliarden Menschen auf der Erde. Wie werden wir alle satt?

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Zu diesen und weiteren Fragen rund ums Thema Essen findet dieses Wochenende erstmals ein Festival auf dem Gundeldinger Feld statt. «Science+Fiction» nennt es sich vielsagend, eine Anspielung auf das Potenzial der Wissenschaft, aus mutigen Visionen eine bessere Zukunft zu gestalten. Es wird der Auftakt zu einer jährlichen Film-Festivalreihe aus der Sparte Scientainment.

Scientainment? Scientainment:

Diskutieren statt Missionieren

Die Idee zum Projekt entstand vor vier Jahren, wie die Kommunikationschefin des Teams, Katharina Good, erklärt. Ein Mitgründer des Teams, Gabriel Heim, hatte die Vision ein Festival zu veranstalten, das junge Menschen zum Diskutieren über aktuelle Probleme anregen sollte. Die konkrete Realisierung begann aber erst anderthalb Jahre später, als das Thema feststand.

Essen, so war sich das zehnköpfige Organisationskomitee einig, ist eine Sache, die alle Menschen anspricht, die alle eint und gesellschaftlich sowie politisch immer relevanter wird. Dies zeigen auch die jüngsten Initiativen. Einerseits die abgewiesene Initiative gegen Nahrungsmittelspekulation und ganz aktuell die Initiative für Ernährungssicherheit.



Der Mann mit der Vision hinter dem Festival: Gabriel Heim.

Der Mann mit der Vision hinter dem Festival: Gabriel Heim. (Bild: ALEXANDER PREOBRAJENSKI)

Das dreitägige Festival soll Besucherinnen und Besucher zum Nachdenken anregen. «Wir legen bewusst Wert auf ein durchmischtes Programm, wo viele Vertreter unterschiedlicher Meinungen oder ideologischer Hintergründe zu Wort kommen sollen» meint Good. Den Besuchern soll möglichst viel Kontrast geboten werden. Neben Vertretern der Nahrungsmittelindustrie stehen Diskussionen mit Firmenberatern im Bereich Wirtschaftsethik auf dem Programm, und Verfechter von Veganismus und der Paleo-Lebensweise, sowie ein bekennender Diäthasser werden Vorträge halten. Und für all jene, die es lieber historisch mögen, gibts am Samstag um 17 Uhr eine Erörterung der traditionellen Verwendung von Muttermilch in der Humanmedizin.

Sie retten die Welt, wenn man ihnen glaubt

Der filmische Schwerpunkt liegt bei Dokumentarfilmen. Und obwohl auch hier auf ein breitgefächertes Angebot geachtet wurde, lässt sich eine Neigung erkennen: «Die Filme tendieren eher in Richtung Ökologie» sagt Andreas Weber, Leiter des Filmprogramms, «es werden halt keine Filme produziert, in denen es heisst ‹Gentechnologie ist das Grösste!›», Weber lacht. «Dafür scheint bei den Filmemachern keine Leidenschaft vorhanden zu sein.»

Auf den Öko-Zug sei, etwas scheinheilig, auch die Nahrungsmittelindustrie aufgesprungen. In ihren Werbefilmen würden sie, so Weber, die Welt retten, wenn man ihnen denn glaube. «Trotzdem ist es für uns wichtig, eine möglichst neutrale Diskussionsplattform zu stellen. Unser Publikum soll sich seine Meinung selber bilden.»

Auf die Frage, warum es denn wichtig sei, ein solches Festival zu veranstalten, ist schnell eine Antwort gefunden: «Wissenschaft ermöglicht uns vieles ─ unter anderem auch die Zerstörung des Planeten, auf dem wir alle wohnen. Deshalb müssen wir alle informiert sein, um mitzureden. Damit nicht nur einzelne Stimmen in der Politik hörbar sind», meint Weber.



Kaspar Rechsteiner, Katharina Good und Andreas Weber (v.l.n.r.): «Wissenschaft ermöglicht uns vieles ─ unter anderem auch die Zerstörung des Planeten, auf dem wir alle wohnen.»

Kaspar Rechsteiner, Katharina Good und Andreas Weber (v.l.n.r.): «Wissenschaft ermöglicht uns vieles ─ unter anderem auch die Zerstörung des Planeten, auf dem wir alle wohnen.» (Bild: ALEXANDER PREOBRAJENSKI)

Neben Ethik und Wissenschaft geht es beim Festival allerdings auch ganz betont um Genuss: «Abgesehen von den ganzen Vorträgen, Spielfilmen, einem Science Slam und obligater Party ist auch für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt», versichert Geschäftsleiter Kaspar Rechsteiner.

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«Science+Fiction», Gundeldinger Feld, Dornacherstrasse 192, Freitag, 18. März bis Sonntag, 20. März.

 

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