Sollen Paare, die ihren Kinderwunsch mit einer künstlichen Befruchtung erfüllen wollen, von der Präimplantationsdiagnostik Gebrauch machen dürfen? Hier steht alles, was Sie wissen müssen, um sich zu dieser Frage eine Meinung bilden zu können.
Vor einem Jahr haben 61,9 Prozent der Schweizer Stimmbevölkerung Ja gesagt zur Präimplantationsdiagnostik (PID), einer wissenschaftlichen Methode, mit der befruchtete Eizellen vor dem Einpflanzen in die Gebärmutter untersucht werden können. Und nun, am 5. Juni, findet bereits wieder eine Abstimmung zur PID statt. Der Grund für den erneuten Urnengang liegt in einem gesetzgeberischen Detail, ein Sonderfall, der selten vorkommt.
Die Abstimmung vor einem Jahr diente dazu, auf Verfassungsebene die Legalisierung der PID zu ermöglichen. Ein entsprechendes Gesetz, das Fortpflanzungsmedizingesetz (FMedG), war zu diesem Zeitpunkt bereits vom Parlament verabschiedet und bereit zur Umsetzung. Doch eine breite Koalition aus verschiedenen politischen Lagern schaffte es unter der Federführung der EVP, innert 100 Tagen 60’000 Unterschriften gegen das neue FMedG zu sammeln.
Wir stimmen am 5. Juni also nicht wie vor einem Jahr über eine Verfassungsänderung ab, sondern darüber, ob wir die Revision des FMedG annehmen wollen. Im Kern geht es aber um die gleiche Frage: Soll die PID neben Paaren mit vererbbaren genetischen Erkrankungen auch Paaren zur Verfügung stehen, die sich ihren Kinderwunsch im Labor per In Vitro Fertilisation (IVF) erfüllen wollen? Das Bundesamt für Gesundheit hat ein ausführliches Dossier zur PID zusammengestellt.
Die TagesWoche hat vor einem Jahr einen umfassenden Schwerpunkt zu den Themen PID und IVF gemacht. Zur Vorbereitung auf die kommende Abstimmung haben wir hier noch einmal die wichtigsten Beiträge zusammengestellt. Darunter sind auch solche von anderen Medien.
Wir wünschen spannende Lektüre.
Das Erklärvideo
Die NZZ erklärt in einem aufschlussreichen Video, was die Änderung des FMedG im medizinischen Alltag bedeutet. In zwei Kommentaren werden zudem das Pro und das Contra erwogen.
Der Hintergrund
Basel ist ein Zentrum der Fortpflanzungsmedizin, jede zehnte der rund 6000 jährlichen Behandlungen in der Schweiz findet am Basler Unispital statt. Zwei von 100 Kindern, die in der Schweiz zur Welt kommen, wurden im Reagenzglas gezeugt. Christian De Geyter, der Chefarzt der Klinik für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin am Unispital, gilt als Koryphäe auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin. Im Interview mit der TagesWoche erklärt De Geyter die steigende Nachfrage nach IVF-Behandlungen und sagt, welche gesellschaftliche Entwicklung dahinter steckt.
Die Menschen
Jelena ist heute etwas mehr als 30 Jahre alt. Ihre Geburt war ein Meilenstein, sie war das erste Retortenbaby der Schweiz. Als sie zur Welt kam, berichteten sämtliche grossen Medien darüber. Wir haben sie getroffen.
Franziska und Benjamin wussten schon früh, dass sie Kinder wollen, doch es wollte einfach nicht klappen. Es folgten lange und schmerzhafte Jahre, bis Anna geboren wurde. Dank IVF. Wenig später folgte Noah, heute hat es im Kinderzimmer der beiden keinen Platz mehr. Im Porträt der TagesWoche erzählt Franziska über die körperliche und psychische Belastung, die eine IVF-Behandlung mit sich bringt. Und Benjamin erzählt, wie er es geschafft hat, seine Frau in dieser harten Zeit auch einmal auf andere Gedanken zu bringen.
Die Infografik
PID und IVF? In der Fortpflanzungsmedizin wimmelt es von komplizierten Abkürzungen und Begriffen. Wir haben versucht, Klarheit zu schaffen.
(Bild: Hans-Jörg Walter)