Radio und Sitzkissen plötzlich doch legal – Café Hammer am Ende

Die Bäckerei «Samstag» im Kleinbasel hat von der Verwaltung doch noch eine Bewilligung für Hintergrundmusik und Sitzgelegenheiten erhalten. Weniger kulant zeigt sich die Behörde mit dem Café Hammer: Der Verein gibt nun auf.

Die Bäckerei «Samstag» an der Mattenstrasse 74 hat doch noch grünes Licht von der Verwaltung bekommen. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Die Bäckerei «Samstag» im Kleinbasel hat von der Verwaltung doch noch eine Bewilligung für Hintergrundmusik und Sitzgelegenheiten erhalten. Weniger kulant zeigt sich die Behörde mit dem Café Hammer: Der Verein gibt nun auf.

In der Sandwicheria «Samstag» an der Kleinbasler Mattenstrasse dürfen Kunden seit Kurzem wieder sitzend Backwaren konsumieren und Bio-Eistee trinken. Auch Radiomusik darf dabei offiziell laufen. Das Bau- und Gastgewerbeinspektorat hat den Betreibern der Bäckerei, Leon Heinz und Samuel Erdmann, nach der öffentlichen Empörung über eine Busse von 717 Franken doch noch seinen Segen dafür gegeben. Die Busse hatte die Amtsstelle im Sommer 2013 nach einem unangekündigten Besuch eines Baukontrolleurs, dem die Sitzkisssen auf der Fensterbank, das Tischchen und die Radiomusik ein Dorn im Auge waren, ausgesprochen.

«Wir haben nochmals ein Baubegehren eingereicht und den ganzen Ablauf durchgemacht. Es ist am Schluss so herausgekommen wie wir wollten, die Verwaltung ging auf das Begehren ein und hat uns eine Betriebsbewilligung erteilt. Es wäre aber eleganter gewesen, wenn dies schon beim ersten Anlauf geklappt hätte», sagt Leon Heinz. Für ihn ist klar: «Wenn beim zweiten Anlauf Radiomusik möglich ist, hätte es eigentlich auch schon beim ersten Mal klappen sollen.» Es sei schade, dass ein solcher Medienrummel nötig gewesen sei, bis sich die Verwaltung kulanter zeige. 

Busse bezahlt

Die Busse von 717 Franken mussten die beiden Betreiber der Sandwicheria, die bis voraussichtlich im Oktober 2014 einen Teil der Liegenschaft an der Mattenstrasse 74 zwischennutzen dürfen, trotzdem bezahlen (unter anderem mittels Spenden aus der Nachbarschaft). Heinz hat seine Lehren aus dieser Geschichte gezogen: «Für weitere Projekte werde ich immer das Maximum von der Behörde fordern – egal ob sie einem sagen, dass dies und jenes nicht klappen werde. Denn unter Umständen ist mehr möglich, als einem geraten wird.»

Es sei zwingend nötig, dass die Verwaltung sich als Teil eines Projektes sehe, sagt Heinz. «Solche Ämter machen Projekte erst möglich, sie stellen einen wichtigen Teil des Realisierungsprozesses dar. Deshalb ist es wichtig, die administrative Hürde tief zu halten.» Man müsse auch ohne Sachplaner und Anwälte in Basel etwas realiseren können, sagt Heinz.

Zwei Anträge für nichts

Während bei der Bäckerei «Samstag» doch noch alles gut gekommen ist, macht sich 500 Meter weiter entfernt, an der Hammerstrasse 133, Frustration und Resignation breit. Das «Café Hammer» hat die Bewilligung als Vereinslokal nicht erhalten – zum zweiten Mal. «Wir geben offiziell auf, es reicht. Die Behörde hat gewonnen», sagt Christian Mueller. Man habe für die beiden Anträge 800 Franken ausgegeben – für nichts.

Der erste Antrag von Mueller wurde im Juni 2013 abgelehnt, daraufhin reichte sein Kumpel Timon Christen im August ein neues Gesuch ein. Ende Oktober folgte die Absage der Verwaltung, unter anderem gemäss Website des «Café Hammer» mit dieser Begründung: «Der Vereinszweck: Treffpunkt, zur Pflege der Kameradschaft und Geselligkeit, das Organisieren und Durchführen von gemeinsamen Unternehmungen, das Führen von politischen und kulturellen Diskussionen sowie die gemeinsame und aktive Auseinandersetzung mit alten, neuen und zukunftsweisenden Medien, ist nicht eine Zielrichtung bzw. Verfolgung eines bestimmten Zwecks, die in einem Verein ausgeübt werden muss.» Zudem sei der Betrieb wesentlich auf Konsumation und nicht auf Geselligkeit ausgerichtet.

Christian Mueller reicht es: «13 Monate brauchte die Verwaltung für die Ablehnung unserer Anträge. Wir sind nun pleite und haben keine Lust mehr weiterzumachen.» Wer auf die Website des Vereins geht, wird neuerdings so begrüsst: «Das Café Hammer ist tot.»

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