Wir kennen das Bild: Schmucke, braungebrannte Menschen in strahlend weisser Kleidung schlagen brüllend auf einen kleinen Ball ein, hin und her übers gespannte Netz. Kein Freizeitsportler ist so sauber aggressiv wie der Tennisspieler, Adonis in Turnschuhen, teuren Turnschuhen, denn wer Tennis spielt, hat Kohle.
Bildwechsel: Eine alte Industriehalle in Buenos Aires. Draussen lärmt die Grossstadt, drinnen verschwitzte Städter, die mit Kunststoffschlägern auf einen Ball schlagen, hin und her übers gespannte Netz. Es ist laut, Musik läuft, ein paar Mittzwanziger sitzen auf Stühlen und kommentieren biertrinkend die Spiele.
Wo würden Sie lieber sein?
Na wo wohl. Thomas Keller lacht. Er sitzt in einem Liegestuhl in der ehemaligen Lastwagenwerkstatt der Coop-Verteilzentrale und erzählt von Buenos Aires. Am Liegestuhl hängt ein Schildchen: «I Never Read». Vor zwei Monaten hat Keller noch die Buchmesse aufgebaut, jetzt sitzt er hier zwischen ihren Resten – hauptsächlich grosse Holzwände – in seinem neuen Projekt: in einer Padel-Halle für Basel.
Pad-was?
«Ja gell, hier kennt das niemand!» Thomas Keller holt zur Erklärung aus: Padel (oder Padel-Tennis) ist eine Mischung aus Tennis und Squash, ein Rückschlagspiel, das immer im Doppel gespielt wird. Man spielt es in einer Art Käfig, die Wände werden ins Spiel einbezogen.
Mehr als nur Sport
Der Hinterhof-Gründer (der jetzt unter anderem das hier macht) lernte das Spiel kennen, als er eine Weile in Buenos Aires wohnte – dort ist der Schlagabtausch mit den sperrigen Schlägern beinahe schon Nationalsport. Nach Fussball natürlich. Keller inspirierte die soziale Komponente der alten, lauten Hallen: Die Argentinier treiben dort nicht nur Sport, sie nutzen die Räumlichkeiten auch, um sich zu treffen, zusammen was zu trinken, sich auszutauschen.
Genau das will er nun nach Basel bringen. «Ich seh die Halle ein bisschen wie einen Töggelichaschte: ein Ort, an dem nicht der Sport im Mittelpunkt steht, sondern der Ort selbst, als Treffpunkt.» Sport als Nebensache – dasselbe gilt für das Draisinenrennen auf dem Dreispitz Ende September, an dem Keller auch beteiligt ist.
Im Moment läuft eine Versuchsphase, in der Keller und seine Mitstreiter jede Woche die Halle für Bekannte und Interessierte öffnen, zum Spielen und Zusammensein. Man kann ihn auch kurz anrufen und spontan anfragen. «Dann nehm ich mir Zeit und wir spielen eine Runde.»
Crowdfunding im Oktober
Die Halle auf dem Lysbüchel-Areal erhielt er über den Verein unterdessen, der Vertrag ist auf zweieinhalb Jahre ausgelegt. Bis Ende Jahr will Keller ein OK mit Interessierten gründen, am liebsten so viele wie möglich, damit man die Halle möglichst jeden Tag öffnen kann. Für Oktober ist ein Crowdfunding geplant – so eine Padel-Anlage ist teuer, und bisher steht da erst ein Netz.
Keller geht es beim Padel-Projekt um die Improvisation: Er will nicht von Anfang an ein Profifeld hinstellen, strikte Öffnungszeiten durchziehen und Mitgliederbeiträge einfordern. Erst einmal geht es darum, ein Bewusstsein für diesen Ort und seine mögliche Gemeinschaft zu schaffen. Später schaut man zusammen, was alles möglich ist.
Also alles so ziemlich das Gegenteil des üblichen Sportvereins. Und des üblichen Tennisspielens. Kellers Enthusiasmus steckt an. So soll in Zukunft Sport gemacht werden! Tausendmal toller als geleckte Plätze und protzige Fitnesszentren. Fertig Schnöselei, Padel für alle! So. Und jetzt wird gespielt:
Lust auf Padel gekriegt? Thomas Keller ist unter 076 526 90 03 erreichbar und freut sich über jede/n Interessierte/n.