Schweizer Grafik von Weltformat

Schweizer Grafiker genossen auch im Ausland den besten Ruf. Einer der grössten war Herbert Leupin.

Meister der Überraschung mit sparsamsten Mitteln: Das Bild von Herbert Leupin mit dem Bild vor einem seiner typischen Knie-Plakatbilder entstand im Dezember 1970. (Bild: Kurt Wyss)

Schweizer Grafiker genossen auch im Ausland den besten Ruf. Einer der grössten war Herbert Leupin.

Weltweit bewundert und als «Swiss Style» mit einem unvergänglichen Marken­namen belegt: Die in den 1950er- und 1960er-Jahren von einer Gruppe führender Schweizer Grafikkünstler geschaffenen weltberühmt gewordenen Werbeplakate finden auch heute noch unsere uneingeschränkte Bewunderung. Einer der ganz grossen Grafikdesigner dieser Zeit war Herbert Leupin, der 1916 in Beinwil am See geboren wurde und bis zu seinem Tod am 21. September 1999 die meiste Zeit seines Lebens in und um Basel verbrachte.

Sinn für Humor

Der «Swiss Style», der sich in der Zwischenkriegszeit entwickelte, als zahlreiche ausländische Grafiker in der Schweiz Zuflucht und ungehinderte Entfaltung suchten, zeichnet sich in Bild und Schrift durch seine Schnörkellosigkeit und absolute Reduzierung auf die zentrale (Werbe-)Botschaft der Plakate aus, ohne dabei das künstlerische Element, das Gespür für die überraschende Pointe oder den Sinn für ­Humor zu verlieren. Zentrale Figuren dieses Schweizer Stils waren (ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit) Josef Müller-Bockmann, Max Bill, Hans Erni, Celestino Piatti, Rolf Rappaz, Alfred Pauletto und – in Sachen ätherischer Leichtigkeit in der künstlerischen Umsetzung seiner Sujets von unerreichter Meisterschaft – Herbert Leupin.

Rund 1000 Plakate hat Leupin gestaltet, 89 davon waren unter den besten des Jahres.

Rund 1000 Plakate hat Leupin im Verlauf seiner einzigartigen Karriere entworfen. Nicht weniger als 89 davon wurden vom Schweizer Departement des Innern im Wettbewerb «Schweizer Plakate des Jahres» unter den jeweils besten prämiert. Hinzu kamen mehrere internationale Auszeichnungen neben zahl­reichen Ausstellungen im In- und Ausland. Sein Ideenreichtum und seine Schaffenskraft verhalfen ihm während langer Zeit zu einem fast allmonatlichen Star-Auftritt im grössten «Ausstellungsraum» der Schweiz, an den unzähligen Werbewänden in Stadt und Land. ­Unvergessen seine Knie-Plakate, in bester Erinnerung seine Pepita-Papageien, die Coca-Cola-, Bell-, Rössli-Stumpen- oder Zahnpasta-Plakate. Und wer erinnert sich nicht an Herbert Leupins erste Milka-Reklame, die den Ausgangspunkt für die spätere «Lila Kuh» bildete, die noch heute an allen Weltcup-Skirennen die tief verschneiten Pistenhänge abgrast?

Und so dürfen wir denn zutiefst dankbar aus dem «Swiss Style» unserer besten Grafiker an dieser Stelle endlich auch wieder einmal etwas lernen. Zum Beispiel, dass wir Schweizer doch nicht ganz so klobig, kompliziert und humorlos sind, wie wir uns dem Ausland gegenüber offenbar sehr oft präsentieren. Zumindest wer sein Brot bei uns als Grafiker verdient, braucht in dieser Hinsicht keinen Komplex zu züchten.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 12.04.13

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