Scientology lässt nur genehme Medien zu

Beim Treffen der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde bestimmt Scientology, welche Medien zugelassen sind. Die TagesWoche musste beim Event draussen bleiben.

«Jeder ist willkommen» - doch nur dann, wenn es dem Vorstand passt: Beim Treffen mit der Ahmadiyya-Gemeinde im Scientology-Zentrum musste die TagesWoche draussen bleiben.

(Bild: Michel Schultheiss)

Beim Treffen der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde bestimmt Scientology, welche Medien zugelassen sind. Die TagesWoche musste beim Event draussen bleiben.

Erst mit der grossen Kelle anrichten, dann aber doch in die Geheimniskrämerei zurückfallen: Nach diesem Prinzip verfuhr Scientology am Sonntag mit der «interreligiösen Sonntagsandacht». Dieser Anlass zum Thema Islam und Menschenrechte wurde zusammen mit Vertretern der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinschaft organisiert und mit Flyern in den Briefkästen beworben. «Diskutieren Sie mit», steht auf den Zetteln geschrieben. «Jeder ist willkommen», heisst es auf dem Schild vor der Eingang.

Ganz so öffentlich, wie diese Ankündigung vermuten lässt, war der Anlass dann doch nicht. Für den Event war nämlich nicht jeder erwünscht: Der TagesWoche wurde der Zutritt zum Scientology-Zentrum an der Burgfelderstrasse verwehrt. Der Sender «Telebasel» erhielt demgegenüber eine Eintrittserlaubnis.

Verärgert über TagesWoche-Bericht

Die Scientology-Sprecherin Annette Löffler erklärt, warum «Telebasel» am Event teilnehmen darf, die TagesWoche jedoch nicht: «Wir haben den Eindruck erhalten, dass es Ihnen vor allem darum geht, Leute, die mit Scientology Kontakt haben, an den Pranger zu stellen.» Dabei bezieht sie sich auf einen Beitrag vom letzten Jahr, der die Gastredner bei der Ideal-Org-Eröffnungsfeier nannte und dabei auf einige Ungereimtheiten hinwies.

Annette Löffler begründet den Ausschluss der TagesWoche zudem mit dem «Schutz» der Anwesenden: «Wir möchten unsere Gäste nicht noch weiter dieser künstlichen Kontroverse aussetzen.» Scientology hätte schliesslich auch schon in Zürich solche interreligiösen Veranstaltungen durchgeführt, ohne dass dieser «Hype» aufgekommen sei. Den Hype macht Löffler offenbar an dem TagesWoche-Artikel fest, der das Treffen ankündigte.

Von einem «Hausverbot» mag Löffler jedoch nicht sprechen. Gerne möchte sie einen Journalisten der TagesWoche einladen – allerdings so, wie es ihr genehm ist: Mit einer «Führung durchs Haus» auf Anmeldung. Dieses Angebot wird der TagesWoche jeweils dann unterbreitet, wenn unangenehme Fragen auftauchen.

Scientology betreibt Imagepflege 

Laut Angaben von «Telebasel» besuchten rund 35 Leute die interreligiöse Sonntagsandacht. Der Aktivist der Gruppe «Gewaltfreie Aktion gegen Scientology», Manfred Harrer, war am Sonntag auch vor dem Tempel zugegen, um den Medien Rede und Antwort zu stehen.

In seinen Augen dient die Annäherung an religiöse Gruppen in erster Linie der Imagepflege von Scientology, um auch als Religion angesehen zu werden. Der Entscheid von Ahmadiyya, sich darauf einzulassen, sieht er daher als problematisch: «Muslime, mit denen ich gesprochen habe, möchten damit nicht in Verbindung gebracht werden».

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