Schnelle Küche aus den Siebzigern

Pastetli kann man selber herstellen oder auch halbfertig kaufen. So oder so: Die Blätterteigköstlichkeiten sind eine Supersach.

Die beste Beilage zu Mutters Pastetli: grüne Erbsli mit Karottenkugeln aus der Büchse.

Jedes Ding hat seine Zeit. Dieser biblische Glaubenssatz galt früher in den meisten Schweizer Küchen. Meine Mutter hielt sich ebenfalls an ihn. Dies nicht zuletzt, weil bei uns vieles auf den Tisch kam, das der Garten und die Bäume hinter dem Haus hergaben. Das Spektrum reichte von A wie Apfel bis Z wie Zucchetti. Und das hiess auch: viel Gartenarbeit, viel Arbeit in der Küche.

Mit etwas Übung liessen sich an unserem Speisezettel sogar die verschiedenen Jahreszeiten ablesen. Erbsen und Bohnen beispielsweise fielen im Sommer an, Kürbisse im Herbst, selbst eingemachtes Sauerkraut im Winter.

Es machte auch einen Unterschied, ob meine Mutter an einem Werk- oder an einem Sonntag am Herd stand. An den Werktagen gab es einfachere Gerichte, an den Sonntagen assen wir oft einen Kaninchenbraten mit Kartoffelstock oder ein Poulet mit Reis.

Gelegentlich machte meine Mutter auch Pastetli. Für mich war das jeweils etwas ganz Besonderes. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass ich bei Pastetli sofort an Festtag denke. Eine kleine Umfrage im Kreise meiner Arbeitskollegen deutet darauf hin, dass es ihnen ähnlich geht. Jedenfalls haben alle lebhafte Erinnerungen an dieses einst mit Genuss verzehrte Nahrungsmittel.

Da erstaunt es einen schon, dass man im Berner Kochbuch, mit dessen Hilfe sich Generationen von Schweizer Hausfrauen – und auch ein paar männliche WG-Bewohner – die Kochkunst angeeignet haben, vergeblich nach einem Pastetli-Rezept sucht. Dies hat wohl damit zu tun, dass man bei den Rezepten des Berner Kochbuchs möglichst alles selber macht, Kartoffelstock etwa nicht aus dem Päckli anrührt, sondern aus weichgekochten Kartoffeln, die man durch die Kartoffelpresse oder durch das Passevite treibt und mit Butter und Milch zu einer luftigen Masse verrührt.

https://tageswoche.ch/gesellschaft/das-berner-kochbuch-ein-kuechenklassiker/

Natürlich könnte man auch Pastetli selber herstellen. Ein entsprechendes Rezept, das ich im Internet gefunden habe, tönt allerdings stark nach Beschäftigungstherapie. Meine Mutter, die bis ins hohe Alter Kartoffelstock mit dem Kartoffelstampfer machte, verwendete stets die Pastetli zum Aufbacken. Damit sparte sie Zeit, die sie für anderes nötig hatte.

Die Füllung machts

Zudem ist es sowieso die Füllung, die Pastetli zu dem macht, was sie sind. Hier gibt es verschiedene Optionen. Brätkügeli an einer Rahmsauce beispielsweise sind ein Klassiker. Ein beliebter Bestandteil von Pastetlifüllungen ist auch Milke, womit man die Thymusdrüse des Kalbs bezeichnet – nicht eben meine Leibspeise.

Mit Hochgenuss dagegen ass ich immer Mutters Spezialfüllung: Schweinegeschnetzeltes und Champignons an einer weissen Sauce. Wenn sich diese dann mit dem knusprigen Blätterteig verband, dann war das für mich jeweils ein Festtagsmenü, auch wenn ein Werktag auf dem Kalender stand.

Ein kleines, aber wichtiges Detail sind im Übrigen die Beilagen. Hier ist vieles denkbar. Aber nichts schmeckte mir zu Mutters Pastetli so gut wie grüne Erbsli mit Kugelkarotten aus der Konservendose.

Der langen Rede kurzer Sinn: Pastetli kann man selber herstellen oder als Halbfertigprodukt kaufen, die Beilagen gibts in Dosen oder Sie bereiten sie selbst zu; sogar Füllungen sind fixfertig bei Grossverteilern erhältlich, wenn Sie sich nicht als Kreativkoch oder -köchin versuchen wollen.

Pastetli sind eine Supersach, glauben Sie mir.

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