Trotz Intervention der Gewerkschaft: Post zwingt Mütter zu flexiblen Arbeitszeiten

In der Poststelle Claraplatz müssen Teilzeitangestellte künftig auf fixe Arbeitstage verzichten. Die Syndicom hat sich eingeschaltet, doch die Post will nicht mit sich reden lassen. 

Durchmarsch: Die Post zieht ihr neues Arbeitszeitreglement durch, egal was die Gewerkschaft sagt. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Sechs Wochen bleiben den Mitarbeiterinnen der Poststelle am Claraplatz zukünftig, um die Betreuung ihrer Kinder zu organisieren. So weit im Voraus erfahren sie jeweils ihre Arbeitspläne. Unter der Einführung eines neuen, flexibleren Arbeitszeitreglements für Teilzeitangestellte leiden vor allem Mütter mit schulpflichtigen Kindern. Bisher konnten die 14 betroffenen Mitarbeiterinnen ihre Einsätze an fix definierten Wochentagen – also zum Beispiel immer Dienstag und Donnerstag – leisten.

Wenige Tage nachdem die TagesWoche diesen Fall publik gemacht hatte, wurde die Gewerkschaft Syndicom beim Leiter der Basler Hauptpost vorstellig. Der Syndicom-Sprecher Christian Capacoel bezeichnete das Vorgehen der Post als «problematisch». Insbesondere weil sich diese selber als einen «sozialen Arbeitgeber» bezeichnet.

Von wegen «bessere Lösung»

Knapp eine Woche später ist Capacoel frohen Mutes, dass sich für die Post-Mitarbeiterinnen am Claraplatz das Schlimmste noch verhindern lässt. «Die Post hat uns eine ‹bessere Lösung› in Aussicht gestellt.» Das sei auch nötig, denn so wie die Post sich das vorstelle, sei die neue Arbeitszeitregelung ohne Änderungskündigung nicht umsetzbar, sagt Capacoel.

Doch ein Anruf bei der zentralen Medienstelle der Post in Bern zeigt: An eine «bessere Lösung» denkt dort niemand. «Wir werden an unserer gewünschten Massnahme festhalten und die flexiblen Einsatztage einführen», sagt Sprecherin Jacqueline Bühlmann.

Nach der Intervention der Syndicom sei man noch einmal auf die betroffenen Mitarbeiterinnen zugegangen. «Wir haben das Gespräch erneut gesucht und allen die Situation nochmals aufgezeigt», sagt Bühlmann. Es sei bereits gelungen, mit 11 von 14 Mitarbeiterinnen eine «individuelle Lösung» zu finden.

Gewerkschaft ist «überrascht»

Zurück bei Gewerkschaftler Capacoel, der noch immer auf die versprochene «bessere Lösung» wartet. Er erfährt von der TagesWoche davon, dass die Post an den von ihr gewünschten Massnahmen festhält.

«Das Vorgehen überrascht mich sehr», sagt Capacoel. Wenn die Syndicom Gespräche führe, dann gehe die Gewerkschaft davon aus, dass bei der Post eine Bereitschaft zum Entgegenkommen bestehe und man nicht bloss pro forma zusammen an einem Tisch sitze, sagt Capacoel genervt.

«Ich hoffe nun einfach, dass diese ‹Lösungen›, die da offenbar bereits gefunden wurden, nicht unter Druck zustande gekommen sind», fügt Capacoel an. Falls dem nicht so sei, dann habe die Post «ein Mal mehr» ihre soziale Verantwortung nicht wahrgenommen. Die Syndicom werde nun den Kontakt mit den Post-Mitarbeiterinnen suchen, um diese Frage zu klären.

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