Vom Kapitän bis zur Gartenbeizerin: Wie sehr lässt der Regen die Region leiden?

Wenn das mit dem Wetter so weiter geht, tritt dann bald der Rhein über die Ufer? Bricht der Tourismus ein? Und wer geht dann noch in die Gartenbeiz, schaut draussen Fussball oder isst ein Glacé? Wir haben dort nachgefragt, wo man es wissen muss.

Die Niederschläge sorgten am Mittwoch für grosse Schäden, doch beim Rheinpegel ist noch kein Alarm angebracht: Die Kantonale Krisenorganisation wird erst ab einem Pegelstand von 9,3 Metern einberufen. 

(Bild: Siri Dettwiler)

Wenn das mit dem Wetter so weiter geht, tritt dann bald der Rhein über die Ufer? Bricht der Tourismus ein? Und wer geht dann noch in die Gartenbeiz, schaut draussen Fussball oder isst ein Glacé? Wir haben dort nachgefragt, wo man es wissen muss.

Es sah am Mittwoch bedrohlich aus: Als unter anderem in Basel das Unwetter tobte, war auch die Sorge um den Rheinpegel nicht weit. Trotz weiterer schlechter Prognosen für die nächsten Tage ist aber keine Panik angebracht: «Der Rhein tritt erst ab einem Pegelstand von zehn Metern über das Ufer am Unteren Rheinweg – davon sind wir noch weit entfernt», sagt Marco Greiner, Sprecher des Katastrophenstabs. Die Situation werde aber laufend beobachtet.

Bei einem Pegelstand von 7,9 Metern ist Schluss mit der Schifffahrt zwischen Basel und Birsfelden. Dieser Pegel wurde laut einer Mitteilung der Schweizerischen Rheinhäfen erstmals in der Nacht von Donnerstag auf Freitag überschritten: Bei der Messstelle Basel-Rheinhalle wurde ein Pegel von 799 cm gemessen – rund 2’500 Kubikmeter Wasser pro Sekunde führte der Strom. Auch am Freitagmorgen (Stand: 9.43 Uhr) fehlten nur 2 cm bis zur Hochwassermarke.

Die Kantonale Krisenorganisation wird jedoch erst ab einem Pegelstand von 9,3 Metern einberufen. In einem solchen Fall sind Massnahmen zum Hochwasserschutz angesagt: «Sandsäcke werden am Unteren Rheinufer ausgelegt und die Zugänge zum Rhein abgesperrt», erklärt Marco Greiner. Es war im Sommer 2013, als die Kantonale Krisenorganisation zum letzten Mal alarmiert wurde. Allerdings trat der Rhein damals nicht über die Ufer.

Riesenpfütze Erlenmatt-Anlage

Entwarnung gibt es auch bei Basels Grünzonen: In den Parkanlagen hat das Unwetter bisher keine Schäden verursacht. Ganz im Gegenteil: Die Vegetation geniesst die Regentage. «Das Triebwachstum bei den Pflanzen in Basel ist momentan bemerkenswert», sagt Emanuel Trueb, Leiter der Stadtgärtnerei.

Einzig das Erlenmatt-Quartier ist noch schlecht gegen das Unwetter gewappnet: Bei den Kiesplätzen der Erlenmatt-Neubauten haben sich grosse Pfützen gebildet und in den Keller der Bahnkantine drang sogar Wasser ein. Nach Ansicht von Emanuel Trueb werde man dort die Dohlen noch verbessern müssen.

Die Stadt lebt trotzdem 

Fällt der Sommer ins Wasser, kann dies dem Basler Tourismus nicht viel anhaben. Christine Waelti, Sprecherin von Basel Tourismus, sagt: «Wie Erfahrungen aus dem Regensommer 2014 zeigen, ist schlechtes Wetter für Städte nicht unbedingt ein schlechtes Omen», sagt sie. Basel könnte sogar punkten: «Leute, die einen Outdoor-Urlaub planen, überlegen sich dann eher, ein paar Tage in einer Stadt zu verbringen.» Basel als Museumsstadt eigne sich diesbezüglich natürlich gut.

Dass die Sonne auf sich warten lässt, ist auch für die Restaurants nicht unbedingt eine Katastrophe. «Es gibt immer sowohl Gewinner wie auch Verlierer», sagt Maurus Ebneter, Vorstandsdelegierter des Basler Wirteverbands. Je nach dem, ob ein Lokal mehr auf den Innenbereich oder auf die Gartenwirtschaft spezialisiert sei. Aber für Beizen in einer Stadt sei das Wetter ohnehin kein so wichtiger Faktor, und wenn schon, dann seien lange Hitzephasen schlimmer: «Die Leute konsumieren dann weniger und gehen lieber in die Badi», sagt Ebneter.

Anders sieht es etwa beim beliebten «Zolli-Cornet» aus: Bei der Glacé-Manufaktur Gelati Gasparini, die zur Gesellschaft für Arbeit und Wohnen (GAW) gehört, spürt man solche Schlechtwetterphasen. Nach einem herrlichen Sommer 2015 erwartet GAW-Geschäftsführer Martin Müller dieses Jahr schon Einbussen – insbesondere bei Strassenartikeln wie etwa dem «Glacé-Männli», weniger hingegen beim Heimkonsum. Zu heiss ist aber auch hier nicht gut fürs Geschäft: «Wird es heiss, sinkt der Glacé-Konsum auch wieder», sagt die Erfahrung.

Mieses Wetter, traurige Fussball-EM?

Und welche Auswirkung hat das Wetter auf die Freude über die Fussball-EM? Nasse Füsse beim Public Viewing müssen Fussballfans jedenfalls nicht bekommen – wenn sie wissen, wo man hin muss. Bei der Kaschemme etwa, wo die Spiele auch im Aussenbereich gezeigt werden, nimmt man das miese Wetter locker: Die Bar draussen ist überdacht und drinnen hats eine Grossleinwand.

Anders sieht es bei der Landestelle auf der Klybeckinsel aus: Die EM-Übertragungen, die zusammen mit zwei alternativen Fussballclubs organisiert werden, können dort nur bei schönem Wetter stattfinden. Auf Facebook informieren die Organisatoren über den Stand der Dinge.

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