Warum Polyester-Shirts nach dem Training stinken

Dass ein Polyester-Shirt nach dem Sport unangenehm riecht, hat die Sportwelt längst akzeptiert. Erstaunlich aber ist, dass der Grund dafür bis jetzt nicht bekannt gewesen ist. Forscher der Uni Gent haben diese Wissenslücke nun endlich geschlossen.

Beim Joggen selbst gehts noch mit dem Geruch auf dem Polyester-Shirt. Der Gestank schlägt erst später zu. (Bild: Flickr)

Dass ein Polyester-Shirt nach dem Sport unangenehm riecht, hat die Sportwelt längst akzeptiert. Erstaunlich aber ist, dass der Grund dafür bis jetzt nicht bekannt gewesen ist. Forscher der Uni Gent haben diese Wissenslücke nun endlich geschlossen.

Dass Polyester-Shirts zu stinken beginnen, wenn ihr Träger ins Schwitzen gerät, ist nichts Neues. Wieso genau das so ist, wollte bisher offenbar noch niemand so genau wissen. Die Belgier, besser Forscher der Uni Gent, haben das Phänomen nun aber wissenschaftlich untersucht.

Da freiwillig mitwirkende  Studenten an der Uni leicht zu finden sind, setzten die Forscher 26 davon in verschiedene Arten Shirts aus Polyester und Baumwolle auf Spinning-Bikes. Dort liessen sie die Studenten ein intensives Training absolvieren.

Die Shirts wurden anschliessend eingesammelt. Danach durften sie nochmals 28 Stunden in Ruhe vor sich hin gären, um den Duft reifen zu lassen (und dafür den Mikroorganismen, die während des Trainings durchs Schwitzen von der Hautflora auf die Shirts geraten waren, ausreichend Zeit zu lassen, sich munter zu vermehren).

Gestank schnuppern für die Wissenschaft

Bakterien lieben Achselhöhlen, wo es so schön warm und feucht ist. Sie ernähren sich in der kuscheligen Wärme von Schweissbestandteilen und erzeugen so den Geruch, der die Deodorant-Industrie prächtig gedeihen lässt.

Frischer Schweiss mieft vergleichsweise wenig. Seine langkettigen Fettsäuren sind nämlich so gross, dass sie sich kaum geruchstauglich in die Luft verflüchtigen können. Das passiert erst, wenn Bakterien sie aufbrechen. 

Daher wurden die Shirts erst deutlich später von geschulten Personen einem Geruchstest unterzogen, die den Duft nach strengen Kriterien bewerteten. Alle Shirts waren auf einer Skala von –4 (sehr unangenehm) bis +4 (sehr angenehm) einzuordnen, und zwar nach verschiedenen vordefinierten Geruchskomponenten.

Der Schuldige ist gefasst

Und siehe da: Wie zu erwarten war, rochen die Polyester-Shirts deutlich unangenehmer. Während die durchgeschwitzten Baumwollshirts in der Skala auf Werte zwischen –0,6 und 1,08 geschnüffelt wurden, dümpelten die Polyester-Shirts zwischen satten –2 und bestenfalls 0,9. Es stank deutlich stärker nach Ammoniak und Schweiss, also muffiger und saurer. 

Die Forscher erklären das so: Polyester ist eine auf Öl basierende synthetische Faser, die keine natürlichen Eigenschaften hat und den Schweiss kaum aufsaugt. Baumwolle dagegen besteht fast nur aus Zellulose, ist daher deutlich saugfähiger, nimmt Feuchtigkeit besser auf und gibt auch Geruch weniger ab. Offenbar fühlen sich aber ausgerechnet auf Polyester die einen oder anderen Mikroben besonders wohl. 

Nach genauer Analyse konnte schliesslich auch der Urheber des üblen Geruchs gefasst werden: eine Sorte kugelförmiger Bakterien namens Micrococcus. Diese war auf allen Polyester-Shirts prächtig weiter gediehen, obwohl sie in Achselhöhlen keineswegs besonders dominant vorkommt und dort vorrangigen andere Kollegen für Geruchsbildung sorgen.

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