Nach 12 Jahren löst Wirtin Katharina Baur den Pachtvertrag auf und verlässt das Restaurant Papiermühle. Unüberbrückbare Differenzen hätten diesen Schritt notwendig gemacht.
«Ich führe diesen Betrieb mit ganzem Herzblut», sagt Katharina Baur. Sie verlasse die Papiermühle nur sehr ungern. Doch die Umstände hätten diesen Schritt unumgänglich gemacht. Ein wesentlicher Punkt sind dabei die unüberbrückbaren Differenzen zwischen ihr und dem Nachbar in Etage 4. Eigentlich sollte es doch angenehm sein, über einem Restaurant zu wohnen, das hauptsächlich morgens und mittags geöffnet habe, meint Baur. «Aber er hat sich immer wieder beschwert, dass unsere Abendveranstaltungen zu lärmig seien.» Die gelegentlichen Abendveranstaltungen finden in der Papiermühle unregelmässig über das Jahr verteilt statt, ein Grossteil davon auf Anfrage.
Doch Katharina Baur kann längst nicht alle Aufträge annehmen – aus Angst vor allfälligen Reklamationen. Es sei leider schon oft vorgekommen, dass ihr Nachbar abends die Polizei angerufen habe und diese mit einer Beschwerde wegen Ruhestörung vor der Tür erschienen sei. «Ich würde sehr gerne alle Aufträge annehmen, wie sie hereinkommen. Ohne dass ich damit rechnen muss, dass er meine Gäste piesackt.»
Lärm ist subjektiv
Um dem Problem entgegen zu wirken, wurde das Restaurant im vergangenen Jahr von Februar bis April komplett umgebaut und erhielt bessere Schallisolierungen – mit wenig Erfolg. Die Beschwerden hörten nicht auf. «Lärm ist leider etwas, das subjektiv wahrgenommen wird», sagt Baur. «Gemäss der Abteilung für Lärmschutz filtert das menschliche Ohr alles raus, was störend ist.»
Um das gemeinsame Gespräch zu suchen, wurde eine Sitzung für die betroffenen Interessengruppen einberufen: Vertreter der Christoph Merian Stiftung (CMS), die das Gebäude vermietet, die betroffene Mieterschaft und die zuständigen Polizisten setzten sich zusammen. Doch eine zufriedenstellende Lösung konnte nicht gefunden werden. «Es ist bedauernswert, dass die Lösungen lediglich auf der Seite der Mieterschaft des Restaurants gesucht wurden», meint Baur.
Der Disput sei aber nicht der einzige Grund, warum sie die Papiermühle verlasse, stellt Baur klar. Mitverantworlich sind auch die langwierigen Bauarbeiten, die während gut zwei Jahren in der und um die Papiermühle herum stattgefunden hatten: Der Umbau des Museums im Jahr 2011, die Renovation des Restaurants sowie die Sanierung des Nachbargebäudes. «Während dieser Zeit dachten viele, die Papiermühle sei geschlossen. Zahlreiche Gäste blieben fern.» Für die Papiermühle bedeutete das starke finanzielle Einbussen. In den drei Monaten, in welchen das Restaurant wegen Umbau geschlossen war, erhielten die Mitarbeitenden Inkonvenienzentschädigungen von der CMS als finanzielle Überbrückung.
Das «Grande Finale»
Das alles hat Katharina Baur an die Grenzen ihrer Kräfte gebracht. Sie wünscht sich einen Neuanfang. «Jetzt bin ich noch jung», meint sie. «Ich kann diesen Schritt noch machen. In zehn Jahren wäre das vielleicht nicht mehr möglich.» Sie verlässt die Papiermühle per 1. Juni. Zum Abschied und zum Dank an ihre treue Stammkundschaft organisiert sie ein «Grande Finale»: Am 23. Februar, am 23. März und am 13. April finden Kulturabende mit einem «Menu Suprise» statt.
Die CMS bedauert es sehr, dass Katharina Baur die Papiermühle verlässt. Da der betreffende Nachbar aber ein langjähriger Mieter sei, habe man keine Kündigung in Betracht gezogen, sagt Toni Schürmann von der Kommunikation. «Bei solchen Problemen gibt es selten eine Lösung, die für beide Seiten befriedigend ist.» Es sei auf jeden Fall im Interesse der Stiftung, dass das Restaurant weitergeführt werde. Mögliche Interessenten für die Nachfolge seien bereits im Gespräch.
Die Redaktion der TagesWoche versuchte, den betreffenden Nachbarn um eine Stellungnahme anzufragen. Er war aber leider nicht erreichbar.