Heute beginnt die Fastenzeit. Einige werden die Gelegenheit nutzen, um sich wiedermal ihrem Hüftspeck zu widmen. Weg soll das Fett, das ist klar. Doch wohin geht es? Das wusste bislang kaum jemand.
Die Fastenzeit steht vor der Türe und der eine oder die andere hat sich mit Sicherheit den Plan, die Gelegenheit zum Abnehmen zu nutzen. Aber mal angenommen, das Abspecken gelingt auch wie erhofft – wohin verschwindet eigentlich das Fett dabei? Jedenfalls weder in Wärmeproduktion noch in Energie, wie man landläufig annimmt. Wohin aber dann?
Das fragte sich auch Ruben Meerman, ein australischer Physiker. Als er 2013 erfolgreich 15 Kilo abgespeckt hatte, grübelte er darüber nach, wohin das Fett eigentlich verschwunden war. Eine Befragung unter 150 Ärzten, Personal-Trainern und Diätberatern brachte ihn nicht weiter, sondern zeigte nur auf, welch grundsätzliche Ahnungslosigkeit dort offenbar herrschte.
Alles Quatsch, wie sich herausstellte.
Mehr als die Hälfte antwortete, das Fett werde in Wärme oder Energie umgesetzt. «Das widerspricht aber dem Gesetz der Massenerhaltung», sagt Meerman, mit dem wir uns alle irgendwann einmal im Physikunterricht beschäftigt haben. «Ich glaube der Irrglaube kommt von dem ständig nachgebeteten Satz, den man ums beim Abnehmen vorsagt: Energie, die rein geht, muss auch wieder raus.» Soll heissen, was wir essen, müssen wir uns durch Training wieder von den Hüften holen. Andere Antworten der Fachleute waren, das Fett werde in Muskeln umgewandelt oder über Exkremente ausgeschieden.
Alles Quatsch, wie sich herausstellte, als Meerman endlich auf den richtigen Forschungspartner traf: Andrew Brown, als Professor an der australischen University of New South Wales (UNSW) betraut mit der biochemischen Forschung an Lipiden, gemeinhin Fette genannt.
Brown räumt ein, dass auch er trotz seines Fachgebiets erst einmal keine Ahnung hatte, wohin Meermans Kilos entschwunden sein könnten. «Ich stürzte mich in eine Art Crashkurs zu diesem Teil der Biochemie. Dabei bin ich über ein erstaunliches Ergebnis gestolpert», so Brown. Offenbar hatte sich vor den beiden noch niemand Gedanken darüber gemacht, denn immerhin brachte ihnen das Ganze glatt eine wissenschaftliche Veröffentlichung ein.
Die Lösung des Rätsels
Die auch für Brown reichlich unerwartete Lösung des Rätsels: Das Fett löst sich buchstäblich in Luft auf. Um zehn Kilo Bierbauch oder Hüftgold loszuwerden, braucht es 29 Kilo Sauerstoff, die mit der Atemluft eingeatmet werden müssen und im Körper dann über Stoffwechselprozesse aus dem Fett Wasser und vor allem Kohlendioxid machen.
10 Kilo Fett, die dank mühsamem Fitnesstraining und konsequent eingehaltener Diät von den Hüften geschmolzen werden, werden zum Grossteil (8,4 Kilo) einfach über die Lungen als Kohlendioxid ausgeatmet. Die restlichen 1,6 Kilo werden zu Wasser, das über die üblichen Wege etwa als Schweiss oder Urin ausgeschieden wird.
Leider nützt es nichts, jetzt einfach auf dem Sofa liegen zu bleiben und um des Abnehmens willen mehr zu atmen. Mehr atmen, als der Stoffwechsel gerade benötigt, bringt einen höchstens zum Hyperventilieren. Das führt allenfalls zu Ohnmacht – Kilos purzeln dabei keine. Dafür braucht es doch die Klassiker Bewegung und Ernährung auf Sparflamme.