Chrysta Bell: David Lynchs neuste Muse kann auch singen

Chrysta Bell ist eine typische Verkörperung des lynchschen Frauenbildes: atemberaubend schön und ein bisschen seltsam. Und sie tönt noch besser, als sie aussieht.

Chrysta Bell

David Lynch sagt über Chrysta Bell: «Als ich sie das erste Mal bei einem Auftritt sah, kam sie mir vor wie eine Ausserirdische. Die schönste Ausserirdische aller Zeiten.» Anders gesagt: Sie passt perfekt in sein Frauenbild – atemberaubend, irgendwie nicht von dieser Welt und ein bisschen verloren.

Am liebsten inszeniert der Regisseur Frauen als Vamps aus einer guten alten Zeit, die es nie gab. Es sind Femmes fatales, die verführerisch und verzweifelt einen Retter suchen aus ihrer Abhängigkeit von miesen Typen, Drogen und Schlimmerem.

Bell dient Lynch als Muse und sie übernimmt diese typische Frauenrolle mit viel Einsatz und nicht zu ihrem Nachteil. Als Sängerin einer Gypsy-Swing-Band blieb der Erfolg lokal begrenzt. «This Train», ein Gemeinschaftswerk mit Lynch, sorgte 2011 dann international für Aufhorchen. Der Karriere zuträglich sein dürfte auch ihr Mitwirken in der Fortsetzung von «Twin Peaks».

Das alles würde freilich wenig nützen, wenn Chrysta Bell nichts draufhätte. Zum Entdecken sei ihre Version von «Sycamore Trees» empfohlen, ein Stück aus der Feder von Lynch und seinem Hauskomponisten Angelo Badalamenti, das «Twin Peaks»-Fans in der Version von Jimmy Scott kennen. 

Nun emanzipiert sich Bell musikalisch von Lynch. Auf ihrem anstehenden Album «Dissolve» ist der Regisseur nicht mit von der Partie, dafür John Parish (PJ Harvey) als Produzent sowie Adrian Utley von Portishead als Gastmusiker.

Portishead und deren Nachtschatten-Balladen bilden denn auch eine offensichtliche Referenz. Doch neben Nachtklub-Sounds beherrscht Bell auch Dream Pop, und mit «Monday» gelingt ihr auch ein so leichtfüssiger wie eingängiger kleiner Hit. Lynch wirds gefallen. Und uns auch.

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Chrysta Bell: Dissolve, erscheint am 9. Juni.

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