Die Kunsthalle Basel wird ab Herbst von einer Frau geführt: Elena Filipovic tritt die Nachfolge von Adam Szymczyk an. Was bleiben wird, ist die internationale Ausrichtung.
Werner von Mutzenbecher fasste sich kurz: «Engagiert, selbstbewusst, hübsch – und freundlich» wirke Elena Filipovic. Der Basler Künstler brachte damit den ersten Eindruck auf den Punkt, den er von der frisch gewählten Direktorin der Kunsthalle Basel bei ihrer Präsentation am Montagvormittag erhielt.
Martin Hatebur, der Präsident des Kunstvereins, Künstler Kilian Rüthemann und Kuratorin Theodora Vischer – beide Mitglieder der Findungskommission – hatten soeben die 41-jährige Amerikanerin als Nachfolgerin von Adam Szymczyk präsentiert. Filipovic werde ihren neuen Job am 1. November antreten – etwas später also, als man sich das gewünscht hätte. Die Kandidatin aber hatte derart überzeugt, dass der Wunschtermin September zweitrangig wurde.
Wichtig sei ihnen bei der Wahl gewesen, sagte Jury-Mitglied Theodora Vischer, dass die Kunsthalle Basel ihr eigenes Profil behalte. Gerade in Anbetracht dessen, dass Basel in Bezug auf Gegenwartskunst eine grosse Dichte aufweise, sei dieser Anspruch besonders vordringlich. Man habe zwar überlegt, ob es Zeit sei, eine neue Richtung einzuschlagen, sich aber dann darauf geeinigt, dass man schlicht «viel neue, junge Kunst zeigen wolle».
Kooperation mit Basler Kunstszene
Wie das geschehen soll, erklärte Filipovic im Anschluss gleich selber – im freien Vortrag und in klaren Sätzen auf Englisch. Sie schätze an der Basler Kunsthalle vor allem eines, begann die ausgebildete Kunsthistorikerin: «Dass dies eine von Künstlern getriebene Institution ist.» Bereits der Fakt, dass in der Findungskommission Kunstschaffende vertreten waren, ebenso wie sie im Board der Kunsthalle sitzen, habe sie sehr gefreut. Sie setze auf eine gute Kooperation mit der lokalen Künstlerschaft: «Erfolg kann man nur gemeinsam aufbauen.»
Sie kenne Basel noch nicht wirklich gut, sei aber begierig, die Stadt kennenzulernen und mit den anderen Akteuren auf dem Platz zusammenzuarbeiten. Ein wenig Erfahrung kann sie diesbezüglich schon vorweisen, denn ein von ihr kuratiertes Ausstellungsprojekt mit Felix Gonzalez-Torres wurde 2010 in der Fondation Beyeler gezeigt.
Seit 20 Jahren in Europa
Filipovic, die 1972 in Los Angeles das Licht der Welt erblickte, arbeitet seit fast 20 Jahren in Europa. Eine Forschungsarbeit über Marcel Duchamp hatte sie über den Atlantik gebracht – «gedacht war, dass ich ein Weilchen bleibe, nun wurde eine sehr lange Weile daraus», erzählt sie. Sie lebte in Paris, Berlin und Brüssel, wo sie seit fünf Jahren als Senior Curator am WIELS Contemporary Art Centre tätig ist.
In Berlin kuratierte sie 2008 die fünfte Ausgabe der Berlin Biennale – zusammen mit Adam Szymczyk. Der Noch-Direktor der Kunsthalle zeigte sich sehr erfreut über Filipovics Ernennung: «Sie ist eine wunderbare Wahl.»
Es sei eine «unglaubliche Herausforderung», auf Szymczyk zu folgen, erklärte dafür Filipovic. Und sie hat gleich bei ihrem ersten offiziellen Auftritt bewiesen, dass sie diese Herausforderung mit Selbstbewusstsein annehmen wird: Auf die – in astreinem Walliserdeutsch gestellten – Frage eines Anwesenden, ob sie ihre Erklärungen irgendwann auch mal auf Deutsch geben würde, konterte sie schlagfertig: Sie könne noch kein Deutsch, werde sich aber direkt nach ihrem Umzug für einen Kurs anmelden. Ihr ginge es aber grundsätzlich um Inhalte – und solange sie das Gefühl habe, dass sie diese besser in englischer Sprache vermitteln könne, werde sie das tun.
Über Inhalte wollte sie sonst noch nicht reden. Sie wolle aber nicht alles verändern, meinte sie. Grundsätzlich werde auch sie junge internationale Positionen zeigen. Allerdings wolle sie etwas weniger Ausstellungen pro Jahr realisieren – auch in der Hoffnung, dass dann vielleicht etwas mehr Geld für Publikationen übrigbleibe. Ebenfalls sollen mehr Vorträge, Symposien oder Performances stattfinden, wenn es nach ihr geht.
Keine regionale Nabelschau
Im Vorfeld von Filipovics Wahl hatten sich einige Basler Kunstschaffende zu Wort gemeldet, die sich von der neuen Leitung wieder mehr regionale Ausstellungen wünschten. Diese werden von Filipovics ersten Worten womöglich enttäuscht sein. Kilian Rüthemann, der als Vertreter der Basler Künstlerschaft in der Findungskommission sass, gehört nicht dazu: Für ihn sei es wichtig, dass in die Kunsthalle internationale Positionen geholt werden, damit man diese kennenlernen kann – was nicht heisse, dass die Präsentation regionaler Kunst nicht möglich sein solle. Doch man wollte keine regionale Nabelschau, sondern Internationalität und die internationale Vernetzung. Beides war denn auch ein wichtiger Punkt bei Filipovics Wahl.
Die ersten Reaktionen auf die Ernennung Filipovics aber waren gut. Unter den anwesenden Basler Kulturschaffenden spürte man die Freude, dass erstmals eine Frau das Ruder der Basler Institution übernimmt. Und man zeigte sich erwartungsvoll, was diese Frau ab Herbst auf die Beine stellen wird. Auch Philippe Bischof, Leiter Abteilung Kultur Basel-Stadt, ist gespannt: «Das Portfolio lässt schon auf einiges schliessen – was das Programm angeht, denke ich, das kommt sicher gut.»
Was den Rest angeht – das Zwischenmenschliche – nun, das wird sich zeigen. Die ersten Zeichen jedenfalls sind gesetzt, der erste Eindruck hinterlassen. Und er war einwandfrei: Angenehm, konzentriert, sympathisch – und hoch professionell.