Happy Birthday Blackcrossbowl! In Gedenken an Basels Skaterparadies

Vor zehn Jahren wurde die erste Skatebowl unter dem Namen Blackcross in Basel erbaut, seit vier Jahren ist sie Geschichte. Jetzt wird mit einer Gruppenausstellung und Konzerten an den kreativen Geist der Skatekultur erinnert.

Die Bowl mit dem Kreuz: Sechs Jahre lang trafen sich auf dem NT-Areal Skater aus der ganzen Welt.

(Bild: © Blackcrossbowl)

Vor zehn Jahren wurde die erste Skatebowl unter dem Namen Blackcross in Basel erbaut, seit vier Jahren ist sie Geschichte. Jetzt wird mit einer Gruppenausstellung und Konzerten an den kreativen Geist der Skatekultur erinnert.

Inmitten des ehemaligen NT-Industrieareals erhob sich das schwarze Kreuz wie ein Monument. Es war das Kennzeichen der Blackcrossbowl, eines Skateparks der in seiner sechsjährigen Lebenszeit nicht nur ein beliebter Treffpunkt für die lokale Szene war, sondern dessen Bestehen auch zahlreiche Skater über die Landesgrenze hinaus inspirierte. 

Einer der Mitbegründer der Blackcrossbowl und Skater der ersten Stunde ist der Basler Oli Bürgin. Obwohl seine Eltern zunächst wenig Begeisterung für diese Freizeitgestaltung zeigten, bekam er sein erstes Skateboard von seiner Grossmutter mit 12 Jahren geschenkt.

Seither lebt er die Leidenschaft des Fahrens, sein geistiger Antriebsmotor ist das Gefühl von Freiheit. «Beim Skaten gibt es keine Regeln, die Strasse oder die Bowl gehören dir, du kannst dir deine eigenen Tricks ausdenken und realisieren», das fasziniert Bürgin.

DIY-Geist während der Europameisterschaft

2006 wurde die Blackcrossbowl als Nebenprojekt der in Basel jährlich stattfindenden European Skateboard Championships ins Leben gerufen. Zusammen mit Pontus Alv, einem Pionier der Do-it-yourself-Skatespots aus Schweden, entstand die Idee etwas zu kreieren, das länger als der Event dauert. Mit viel Unterstützung und Eigeninitiative der gemeinsamen Basler Freunde wurde der erste Teil der Bowl in nur zehn Tagen gebaut.

Ein grosses schwarzes Kreuz wurde als Erkennungszeichen gewählt und demonstrativ über die Bowl gesetzt. Dieses ausdrucksstarke Symbol war für Pontus Alv omnipräsent, er griff es nach dem Tod seines Grossvaters auch in seinen Zeichnungen und Fotodrucken immer wieder auf. 



Skaterpark aus Leidenschaft: Die Gründer der Blackcrossbowl beim Bau des Parks 2006.

Skaterpark aus Leidenschaft: Die Gründer der Blackcrossbowl beim Bau des Parks 2006. (Bild: © Blackcrossbowl)

Mit der selbst erbauten Blackcrossbowl entwickelte sich nicht nur eine neue Form des Skatens, sondern es entstand eine Oase, in welcher ein Lebensgefühl ausserhalb der vorgeschriebenen Normen gelebt werden konnte. Gleich wie in der Punkbewegung will der Do-it-yourself-Geist an den kommerziellen Pfeilern unserer Konsumgesellschaft rütteln.

Diese Lebenspraxis und der Tatendrang, sich nach individuellen Vorstellungen Eigenes zu erbauen, wurde mit der Blackcrossbowl an die jüngere Generation weitergegeben.  



Sechs Jahre lang war die Blackcrossbowl ein beliebter Treffpunkt auf dem NT-Areal.

Sechs Jahre lang war die Blackcrossbowl ein beliebter Treffpunkt auf dem NT-Areal. (Bild: © Blackcrossbowl)

«Der Geist der Bowl inspirierte Skater in ganz Europa, das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und eine Szene für sich selber zu gründen», erinnert sich Oli Bürgin an das damals neu entstandene Netzwerk. 

Basels urbanes Wohnzimmer

Das Skaten an sich war nie eine rein sportliche Betätigung, vielmehr lebt es von einer lokalen und international vernetzten Gemeinschaft. Hier im NT-Areal verwirklichte der Skatespot ein urbanes Wohnzimmer, in dem alle willkommen waren.

Für die besonders am Wochenende beliebten Nachtfahrten wurde Licht installiert, Gitarrenriffe aus den Boxen trieben die Rollen noch schneller an, sogar ein Grill wurde in die Bowl direkt mit integriert. Auch wenn Skaten ein Individualsport ist, macht man es trotzdem selten alleine: «Es ist sehr wichtig, sich gegenseitig zu motivieren und gemeinsam Zeit zu verbringen», beschreibt Bürgin die Atmosphäre. 

Das Skaten beinhaltet nicht nur einen sozialen, sondern auch einen kreativen Charakter. Es geht weniger darum, schneller, weiter und höher zu kommen wie bei vielen anderen Sportarten, sondern darum auszuprobieren, neue Tricks immer wieder zu üben und sich bei Fahrten durch die Stadt mit der urbanen Umgebung auseinanderzusetzen.

Eine Ausstellung in Memoriam



In der Galerie Daeppen gedenkt man der «Bowl» mit einer Ausstellung von fünf Künstlern, die den Skatepark damals miterlebt und -geprägt haben.

In der Galerie Daeppen gedenkt man der «Bowl» mit einer Ausstellung von fünf Künstlern, die den Skatepark damals miterlebt und -geprägt haben.

Für den Galeristen Guillaume Daeppen ist es kein Zufall, dass viele Skatekünstler szenenorientierte Zines gestalten, mit Malerei und Fotografie in Berührung kommen und eigene Spuren in der Gegenwartskunst hinterlassen: «Wie bei Punk ist Kreativität ein zwischen Musik, Kunst und Leben stattfindender, fliessender Übergang», sagt Daeppen, «die Kreativen der Skateszene sind angewandte Künstler.»

Künstler, die in Daeppens Jubiläumsausstellung «Fuck Fear, Drink Bear», die der «Bowl» gedenkt, zum Zug kommen: Hier treffen Arbeiten von fünf lokalen und internationalen Künstlern aufeinander, die einen engen Bezug zur Blackcrossbowl haben. Für das Ausstellungskonzept war es von Bedeutung, nicht nur einen dokumentarischen Rückblick, sondern auch die Inspirationen der jüngeren Generation miteinzubeziehen.

Fünfmal Skatekultur

Einer der Künstler ist Axel Görger, dessen Leidenschaft für das Skateboarden bereits in den 1970er-Jahren entfacht wurde. Auch Leon Zuodar besuchte die BCB-Crew öfters in Basel und realisierte daraufhin in einer ehemaligen Tankstelle in seinem Heimatland Slowenien den alternativen Skatespot Pumpa.

Der in Zürich geborene Nicolas Büchi pflegte in den zwei DIY-Bowlprojekten «The Beast» und «The Beauty» die Kunst der Betongestaltung und verarbeitet die Skatekultur mit fotografischen und filmischen Mitteln. Auch zeichnerische Illustrationen von Liam Clark und Fotografien von Lucian Zweifel werden zu sehen sein.



Eigenhändige Vernichtung: Als die Bagger aufs NT-Areal zogen, wurde die Blackcrossbowl feierlich verbrannt.

Eigenhändige Vernichtung: Als die Bagger aufs NT-Areal zogen, wurde die Blackcrossbowl feierlich verbrannt. (Bild: © Blackcrossbowl)

Wenn man den Tag des 10-jährigen Baubeginns der Blackcrossbowl feiert, dann ruft man auch den Tag in Erinnerung, an dem «das Paralleluniversum der Skater» wegen Stadtentwicklungsplänen vom NT-Areal weichen musste. Im Juni 2012 wurde eine gemeinsame letzte Skatesession organisiert, die Lombego Surfers spielten laute Rock’n’Roll-Untergangsklänge, während ein Sturm mit Regen, Hagel und Wind aufzog.

Dann kam der filmreife Moment: Das Monument der Blackcrossbowl, das grosse Kreuz, wurde angezündet und verbrannt. Für Bürgin ein Vernichtungsakt: «Für uns war es immer klar, dass wir die Bowl bei unserem Abgang auch eigenhändig zerstören werden», erinnert sich Bürgin an die letzte gemeinsame Aktion, die einem Ritual glich.

Sicher gab es danach einen längeren Moment der Andacht, doch nie einen Moment der Passivität: Nur ein paar Tage später begann die Crew das Bowlprojekt Port Land im Basler Hafengebiet in guter alter Do-it-yourself-Manier zu errichten.



Das alte Kreuz wurde beim Abschied vom NT-Areal verbrannt, für die Ausstellung hat man es wieder konstruiert.

Das alte Kreuz wurde beim Abschied vom NT-Areal verbrannt, für die Ausstellung hat man es wieder konstruiert. (Bild: © Blackcrossbowl)

Das Kreuz lebt derweil weiter – im Geist der Beteiligten. Und in der Galerie Daeppen, wo eine holzige Rekonstruktion an die sechs Jahre Skaterhimmel im NT erinnert.

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«Fuck Fear, Drink Bear», eine Gruppenausstellung mit Nicolas Büchi, Liam Clark, Axel Görger, Leon Zuodar, Lucian Zweifel und der Blackcrossbowl’s crew, Galerie Daeppen, 26.August bis 24. September 2016.

Vernissage Freitag, 26. August, 18 bis 20 Uhr, danach Konzerte mit Heckler und Lombego Surfers beim Port Land in Basel.

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