Noch funktioniert der Markt im Bereich der Kunst, das hat die Art Basel gerade wieder bewiesen. Doch wie lange noch? Das Gefühl, dass es nicht immer so weitergehen kann, verstärkt sich. Eine Bilanz.
Sie ist wieder um, die Juni-Woche, die in den Kalendern aller Kunstinteressierten rot angestrichen ist. Es war eine Woche ohne grosse Überraschungen, so ungetrübt wie das Wetter. Nicht einmal der medial wirksam inszenierte Auftritt einer Nackten oder eine Wasserschlacht auf dem Messeplatz vermochten für Aufruhr zu sorgen.
92’000 Besucher strömten dieses Jahr in die Messehallen, nur um die Art Basel zu besuchen. Viele von ihnen werden auch noch an die Liste weitergereist sein, oder an die Volta 10, vielleicht auch an die Scope, zum SoloProjekt oder zur Selection Artfair. Basel war für einmal wieder das Mekka für die Kunstsammler aus aller Welt.
Die Verkäufe liefen gut, das hörte man schon nach den ersten Tagen. Denn die meisten Verkäufe werden dann getätigt – das Wochenende ist eigentlich nur noch zum Ausklingen da, viele Galeristen haben ihre Koffer schon längst wieder gepackt und die Stand-Arbeit den Assistenten und Assistentinnen überlassen. Zumindest die grossen Galerien machen das inzwischen so, und sie machen auch gar kein Geheimnis daraus.
Kaum mehr klassische Kunstwerke
Noch laufen die Geschäfte im Kunstmarkt. Doch bald könnte selbst die Art Basel ein Luxusproblem bekommen: Immer mehr Sammler reissen sich um die grössten Namen, von denen es jedoch nur eine beschränkte Anzahl Werke gibt. Von den Klassikern ist bald nichts mehr im Markt zu finden. Die zeitgenössische Kunst wiederum ist vielen als Anlagerisiko zu gross, und kaum ein Sammler kennt sich wirklich aus. Zu sehr vertraut man auf Brands – wie in anderen Marktsektoren auch.
Einer Messe, die vor allem auf grosse Namen setzt, kann dies das Genick brechen. Denn bleiben die exklusiven Werke aus, bleiben auch die Kunden weg, die Rendite für die Galerien fällt aus.
Vielleicht aber ist dies eine Chance für die althergebrachte Galeristentätigkeit, die auf Intimität abseits der Massenproduktion und enge Beziehungen zu Sammlern setzt: An der Art Basel erhält man immer stärker das Gefühl, diese sei vom Aussterben bedroht. Man fühlt sich stattdessen wie im Supermarkt – an den Previews rennen die Sammler fast schon in die Stände, um sich als erste das Wichtigste zu sichern.
Volle Messe, leere Stadt
In der Messehalle, da steppt der Bär – die Galerien in der Stadt bleiben derweil leer, wie unter dem Jahr auch, wenn sie nicht gerade einen speziellen Event angekündigt haben.
Events gab es auch in dieser Woche zahlreiche, so viele wie schon lange nicht mehr, und man traf an manchen davon sogar tatsächlich auch ein wenig vom Kunstpublikum an. Trotzdem war es die Basler Bevölkerung, die am meisten davon profitierte – wenn überhaupt. Denn nicht überall war es so voll, wie man es gerne gehabt hätte.
Art und WM haben Gemeinsamkeiten: Beide umgibt eine kommerzielle Aura und sie kümmern sich wenig um die Umgebung.
Eine spannende Ergänzung zum Messeprogramm lieferte dafür die WM mit ihren Public Viewings, die sich teilweise mit den Kunstevents überschnitten. Manch einer stellte denn auch Parallelen fest zwischen den beiden Veranstaltungen – nicht nur, was den trendigen gelben Turnschuh angeht. Vor allem in der kommerziellen Aura, die Art wie WM umgibt, ist die Gemeinsamkeit festzumachen, und darin, dass beide sich nur wenig beziehungsweise höchstens vordergründig um die Umgebung kümmern.
Die Art Basel bemüht sich zwar, mit dem Art Parcours oder den «14 Rooms» ein Angebot für die Stadt zu schaffen. Doch es zeigte sich auch dieses Jahr wieder, dass es nicht reicht, nur Kunstwerke in den öffentlichen Raum zu stellen, wenn gleichzeitig die Mauern um die eigentliche Messe immer höher gezogen werden. Die Schuld für die Entfremdung liegt aber nicht nur bei der Messe selbst – sie liegt auch an den allgemeinen Veränderungen des Kunstmarktes, der immer stärker zu einem Luxusmarkt wird. Die Reichen, so scheint es, wollen unter sich bleiben.
Der Rest organisiert somit weiter seine Events, relativ unberührt vom Messetrubel. Und mit müden Augen und wunden Füssen fragt man sich, ob denn tatsächlich alles in dieser Woche stattfinden muss, wenn es sowieso nebeneinander her läuft.