Iggy der Unverwüstliche beehrt Basel

Iggy Pop lautet der aufregendste Name auf der Affiche der Baloise Session 2015. Ansonsten gibt sich das Festival trotz gleich hohem Budget bescheidener als in den Jahren zuvor.

epa02533479 Supplied photo obtained on 17 January 2011 of Iggy Pop 2001, Type C colour print by Martin Schoeller. A current exhibition at the National Portrait Gallery in Canberra, Australia, is comprised of striking, large scale portraits by New York-based photographer Martin Schoeller (born 1968) in his first Australian exhibition. The exhibition runs at the National Portrait Gallery until 13 February 2011. EPA/MARTIN SCHOELLER AUSTRALIA AND NEW ZEALAND OUT EDITORIAL USE ONLY/NO SALES

(Bild: MARTIN SCHOELLER)

Iggy Pop lautet der aufregendste Name auf der Affiche der Baloise Session 2015. Ansonsten gibt sich das Festival trotz gleich hohem Budget geschliffener und bescheidener als in den Jahren zuvor.

Es muss ein bisschen frustrierend sein für die fleissigen Veranstalter der Baloise Session. Da rufen sie fürs Jahr 2015 ein Jubiläum aus (30 Jahre, allerdings unter wechselnden Namen), der grösste Star aber, der in diesem Herbst in Basel auftritt, wurde bereits von den Zürchern abgegriffen: André Béchir bringt Bob Dylan für zwei Abende ins Musical Theater, wie der «Tages-Anzeiger» im Juli bekanntgab.

Da stellt sich die Frage: Warum tritt er nicht an der Baloise Session auf? Unter anderem, weil es zur Strategie des Indoor-Festivals gehört, dass alle Konzerte aufgezeichnet und an TV-Sender verkauft werden. Dagegen sträuben sich einige Künstler – Dylan gehört zu ihnen, wie Festivalpräsident Matthias Müller leicht zähneknirschend durchblicken lässt.

Iggy der Unverwüstliche kommt nun auch nach Basel

Immerhin: Ein, zwei Ikonen der Popkultur kann auch die Baloise Session in diesem Herbst präsentieren. Mit Randy Newman und Allen Toussaint stehen andere grosse Songwriter der USA auf dem Programm. Newman gilt als charmanter Zyniker, der seine Texte in durchaus gefällige Klavier-Nummern zu verpacken weiss. Zum Beispiel diese da:

 

Und auch Toussaint, der den afroamerikanischen New-Orleans-Sound prägte, wird unter Musikliebhabern für sein jahrzehntelanges Schaffen geschätzt. Allerdings konnte man ihn bereits vor einem Jahr in Basel erleben, wo er als Highlight des hiesigen Bluesfestivals im Volkshaus auftrat. Bei seiner Rückkehr wird er im Quartett zu sehen sein. Newman hingegen wird ein Solokonzert geben, am gleichen Abend wie die ebenfalls kultig verehrte Sängerin und Songwriterin Tori Amos.

Diese Kombination erfreut viele Konzertaficionados, getoppt wird die Gala nur noch von einem anderen Namen: Iggy Pop. Der Godfather des Punk im Glanzlicht der Messe Basel? Eine kuriose Mischung, man weiss gar nicht so recht, wie man sich das vorstellen soll. Ob der Unverwüstliche die Schampusflaschen zum Bersten bringt? Auf jeden Fall ist Iggy Pop auch mit 68 Jahren ein Garant für Virilität und Vitalität, wie er vor wenigen Wochen bei seinem Konzert an der Foire aux Vins in Colmar unterstrich. Dort musste er bereits nach 45 Minuten Platz machen für die Headliner Fauve. Man darf hoffen, dass er in Basel ein längeres Set spielt – und gespannt sein darauf, ob er den anwesenden Krawattenträgern auf den Schlips tritt.

Viele junge Charmeure auf der Affiche

Ansonsten ist das Programm (23.10.-12.11.) im Jubiläumsjahr sehr geschliffen, vermag aber aus Liebhabersicht nicht ebenso stark zu glänzen wie jenes von 2014, trotz gleich hohem Budget (8,5 Millionen Franken). Klar, da sind Hitparadenstars wie die deutsche Sängerin Sarah Connor oder die zahlreichen jungen Charmeure wie Paolo Nutini, Philipp Poisel, Roger Cicero, Bastian Baker und Bastille. Sie werden insbesondere die Mädchenherzen höher schlagen lassen. Aber gestandenere Musikfans werden von diese Ankündigungen nicht so richtig aus den Sitzen gerissen, auch weil man sich bei Überfliegern wie Bastille oder James Arthur nicht sicher ist, wie gross ihre Halbwertszeit im Popgeschäft sein wird. Vermögen sie bereits in Konzertlänge, sprich über die Privatradiofrequenz hinaus zu begeistern?

Weniger Experimentierfreude als im vergangenen Jahr

Auf bemerkenswerte Experimente wird in diesem Jahr verzichtet. Das erfreuliche kuratorische Engagement 2014, als man Beatboxerin Butterscotch stolz als Artist in Residence ankündigte und für Gastauftritte empfehlen wollte, bleibt vorderhand einmalig. Gemäss Müller und CEO Beatrice Stirnimann war der Kraftakt zu gross im Vergleich zu den effektiven Kollaborationsmöglichkeiten. Man merkt: Die improvisatorische Magie von Montreux, sie lässt sich nicht so leicht nach Basel transportieren.

Auch wundert man sich ein wenig, dass ausgerechnet im Jubiläumsjahr kein Superstar angekündigt ist, wie das in der Vergangenheit der Fall war, als man Elton John, Eric Clapton, Rod Stewart oder Lionel Richie in wahrhaftig intimem Ambiente präsentierte – und das gleich zweimal. «Es war eigentlich nie unser Ziel, einen Star gleich an zwei Abenden zu präsentieren», relativiert Matthias Müller heute. «Das war jeweils aus der Not geboren, weil die Gagenforderungen so hoch waren, dass wir uns diese Künstler nur mit zwei Konzerten leisten konnten.» Der Gönnerverein im Hintergrund schoss jeweils zusätzliches Geld ein, damit man diese ganz grossen Stars überhaupt im vergleichsweise überschaubaren Saal (maximal 1500 Plätze) erleben konnte.

Der Gönnerverein hat auch heuer Geld gesprochen, offenbar bedurfte es einer besonderen Anstrengung, um Toto aus dem Ruhestand zu reissen und mit einem Sonderflug nach Basel zu überführen. Nicht ganz dieselbe Liga, seien wir ehrlich, konnte man ihr aus alten Klassikern bestücktes Repertoire in den vergangenen 30 Jahren doch oft live erleben. Ein Nostalgieabend für Freunde der Studio-Cracks ist garantiert, ihre Musikerqualitäten dürften noch immer die Erwartungen erfüllen.

Noch stärker in ihrer Zeit festgefahren sind Faithless, die in den 90ern im Sog der TripHop- und Technowelle ihr Momentum hatten. Im Jahr 2015 hat man an sie allerdings keine Erwartungen mehr. Man wird einfach versuchen wachzubleiben, bis sie zu ihrem Überhit ansetzen.

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Das komplette Programm sowie Ticketpreise und Vorverkaufsinfos finden Sie unter: www.baloisession.ch

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