Die Abendstimmung in den Davoser Bergen ist grandios. «Stafelalp, Rückkehr der Tiere» nannte Ernst Ludwig Kirchner sein 1919 gemaltes Werk. Und genau das ist auf dem 1,20 mal 1,68 Meter grossen Ölgemälde zu sehen: Ziegen auf dem steilen Weg von der Alp zurück ins Dorf, eingebettet in einen wunderbaren Rahmen mit betörenden Farbkontrasten.
Kunstmuseumsdirektor Josef Helfenstein spricht von einem «Glücksmoment für unser Haus». Und von der «wunderbaren Gelegenheit, eine Lücke in der Sammlung zu schliessen».
Genau das ist es, was der Schenker Eberhard W. Kornfeld, ein Berner Kunsthändler mit Basler Wurzeln, beabsichtigte. «Dem Basler Museum irgendeinen Helgen zu schenken, hat wenig Sinn, er landet irgendwo im Keller», sagt der 94-Jährige. «Man muss wissen, wo die Lücken der Sammlung sind und diese füllen.»
Eine Lücke in der Sammlung schliessen
Kornfeld weiss als versierter Kenner des Hauses, wo diese Lücken sind: «Ich war schon 1936 bei der Eröffnung des Museums als Zaungast dabei.» Er bedauert, dass die Basler Sammlung mit Kirchner nur marginal bestückt sei. Und er ist ein versierter Kirchner-Kenner. So war Kornfeld massgeblich für die Gründung des Kirchner-Museums in Davos verantwortlich.
Warum geht dieser Kirchner nun nach Basel und nicht nach Davos? «Ich habe mit dieser Frage gerechnet», sagt Kornfeld. Und: «Meine Verbindungen zu Davos sind nicht mehr so eng.» Glück für Basel. Und Pech für das Kunstmuseum Bern, wo das Bild die letzten Jahre lagerte. «Für mich stand seit Jahrzehnten bereits fest, dass dieses Bild nach Basel kommen wird», sagt Kornfeld.
Es ist nicht die erste Sammlungslücke, die Kornfeld in Basel schliesst. 2008 hatte er bereits seine Sammlung von über 100 Rembrandt-Radierungen dem Kunstmuseum Basel geschenkt.
Ernst Ludwig Kirchners «Stafelalp, Rückkehr der Tiere» ist in der Sammlungspräsentation im zweiten Stock des Kunstmuseums-Hauptbaus zu sehen. Zusammen mit einer Leihgabe aus dem Kunstmuseum St. Gallen, dem gleichzeitig entstandenen Gemälde «Stafelalp, Auftrieb der Tiere». Die Leihgabe wird noch bis März 2018 in Basel zu sehen sein.