Mit einer Petition gegen das Basler Clubsterben wollen sich die Vereine Kulturstadt Jetzt und Bebbi wach uff! Gehör bei der Basler Regierung verschaffen. Zum Auftakt des Festivals «Im Fluss» begannen sie mit der Unterschriftensammlung.
Seit im Frühling bekannt wurde, dass in Basel gleich mehrere grosse Clubs wie der «Nordstern» oder die «Hinterhof»-Bar schliessen müssen und bisher keine neuen Räumlichkeiten haben, geht nicht nur bei jungen Menschen die Angst um, dass die Stadt ihre Lebendigkeit verliert.
Darauf wollen der Verein Kulturstadt Jetzt und die Interessengemeinschaft Bebbi wach uff! reagieren: mit einer gemeinsamen Petition. Diesen Dienstagabend wird sie im Rahmen des «Im Fluss»-Festivalstarts lanciert. Die Petition fordert bessere Bedingungen für die Club-, Musik- und Jugendkultur.
Einfachere Bewilligungsprozesse
Kulturstadt Jetzt fordert in einer Medienmitteilung von Dienstag den Regierungsrat und die Verwaltung von Basel-Stadt auf, sich «aktiv für eine Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen sowie für eine transparente, partizipative und vereinfachte Gestaltung der Bewilligungsprozesse einzusetzen.» Zudem soll der Kanton dabei helfen, Räume zu finden und Zwischennutzungen zu schaffen.
Claudio Miozzari von Kulturstadt Jetzt kritisiert, Verwaltung und Politik in Basel seien bereits seit Langem mit den Anliegen der Kulturschaffenden vertraut. «Schon vor über zehn Jahren haben wir mehr Anerkennung, mehr Freiheit und mehr Unterstützung für Alternativ-, Jugend-, Pop- und Subkultur gefordert. Und trotz Tausenden Unterstützenden sind unsere Forderungen noch immer nicht erfüllt», sagt er. Deshalb sei es an der Zeit gewesen, ein neues Zeichen zu setzen.
Junge Mitkämpfer
Zum Petitionskomitee gehören unter anderem die 21-jährige Jo Vergeat und der 23-jährige Christian Wirth, beides Mitbegründer von Bebbi wach uff!. Sie fordern von der Regierung das Bewusstsein, «dass Basel an Attraktivität verliert, wenn Club- und Subkultur-Angebote verschwinden.» Zudem sollen «die Auflagen für die Gründung von neuen Clubs, Bars und Musiklokalen gelockert werden.» Dies brauche aber «ein Commitment seitens der Regierung», betont Vergeat.
Bebbi wach uff! ist aus einer Facebook-Gruppe heraus entstanden, der mittlerweile über 6’300 Personen angehören. Breite Unterstützung findet auch das Petitionskomitee. Zu den Personen und Institutionen, die dahinterstehen, gehören unter anderen auch Tino Krattiger vom Festival «Im Fluss», Tobit Schäfer vom Rockförderverein (RFV) sowie sämtliche Basler Jungparteien.
Geduldig, aber fordernd bleiben
SP-Grossrat Tobit Schäfer setzt sich seit vielen Jahren politisch mit dem Thema Musik- und Jugendkultur auseinander. Als ehemaliger Leiter des Jugendkulturfestivals und als heutiger Geschäftsleiter des RFV will er seine Erfahrung weitergeben, wie man mit der Verwaltung und der Regierung einen fruchtbaren Dialog führen kann. «Es ist wichtig, dass die jungen Leute wissen, dass die Mühlen der Ämter langsam mahlen. Geduld ist also wichtig, wenn man Forderungen anbringt», rät er dem Team von Bebbi wach uff! «Ausserdem sollen sie sich nicht mit leeren Versprechen abfinden.»
Mit der Verdichtung der Stadt komme auf die Gruppe eine neue Herausforderung zu. «Wir diskutieren heute im Gegensatz zu früher über Wohnungsnot oder die Verdrängung des Kleingewerbes ins Industriegebiet. Da wird es für die Jugend- und Subkultur nicht leichter, wenn es um die Prioritäten geht», sagt Schäfer.
Betroffene begrüssen Petition
Die Lancierung der Petition findet auch im Umfeld der direkt Betroffenen Anklang. «Hinterhof»-Chef Philippe Hersberger: «Es gibt in Basel viele Leute, die sich ständig beklagen, ohne wirklich etwas zu tun. Darum finden wir es natürlich toll, dass sich nun eine Gruppe von jungen Leuten aktiv gegen das Clubsterben engagiert.»
Wie viele Unterschriften bei der Petition zusammenkommen, darüber wagt das Petitionskomitee keine Prognosen zu machen. Mit der Lancierung während des Festival-Auftakts von «Im Fluss» dürften aber schon mal einige Kulturinteressierte dafür gewonnen werden.
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Nicht ganz unpolitisch ist übrigens auch der musikalische Auftakt von «Im Fluss», wenn Yasmine Hamdan auftritt. Hier gehts zum Interview mit der libanesischen Sängerin.