Eine «Falschinterpretation» führte zum Abbruch zweier Partyabende im Singerhaus am Marktplatz. Am dritten Abend kam die Entschuldigung der Polizei. Club und Bar bleiben nun definitiv offen – ein paar Fragen und Rechnungen auch.
Olivier Mueller vermutete gegenüber der TagesWoche bereits am Samstagnachmittag: «Die zuständige Person des Amtes kann anscheinend nicht zwischen der Restaurant Singer Marktplatz AG und der Café Singer Marktplatz AG unterscheiden.»
Anders konnte sich der Betriebsleiter nicht erklären, dass die Polizei ihm Donnerstag- und Freitagnacht Bar und Club schloss, weil anscheinend die Bewilligung fehlte. Während der Partybetrieb erzwungenermassen ruhte, prüfte Mueller nochmals alle Bewilligungen.
Schliesslich hat der Besitzer mehrerer Basler Clubs das Café Singer erst diesen August übernommen, musste interne Schulden, Bar und den Partybetrieb neu organisieren. «Es war ein turbulenter Wechsel, der uns auch finanziell an den Rand brachte.» Da könnte es durchaus sein, dass mit den Bewilligungen etwas nicht stimmte.
Doch nach eingehender Prüfung war klar: Für das Wochenende hat er alle nötigen Dokumente. Die Polizei schloss also Bar und Club wegen dem unrentablen Restaurant im zweiten Stock, das Mueller selber schon geschlossen hatte. Der leitende Polizist hatte dafür aber kein Gehör und kündigte im barschen Ton an, dass die Polizei am Samstag wiederkommen werde, falls das Café Singer wieder zur Party lädt.
Polizei gesteht und entschuldigt sich
Die Polizei erschien nicht. Warum erklärte sie am Montagmorgen gegenüber der TagesWoche schriftlich. Sprecher Martin Schütz schreibt:
«Tatsächlich haben Mitarbeiter der Kantonspolizei aufgrund einer Falschinterpretation einer Schliessungsverfügung des Bau- und Gastgewerbeinspektorates die Betriebe verwechselt und den Club im Untergeschoss und ersten Obergeschoss Singerhaus fälschlicherweise zweimal geschlossen. Die Kantonspolizei bedauert diesen Fehler sehr. Sie hat sich bei der betroffenen Bewilligungsinhaberin heute telefonisch entschuldigt und mit ihr einen Termin für ein klärendes Gespräch abgemacht. Selbstverständlich wird sie die beiden Einsätze auch mit den Mitarbeitern intern aufarbeiten und Lehren daraus ziehen.»
Der Ruf ist angeschlagen, das Geld fehlt
Mit der Entschuldigung ist Mueller aber noch nicht zufrieden: «Wir waren uns im Team einig: Für uns ist die Sache noch lange nicht erledigt.» Die Schliessung hatte sich in der Clubszene schnell rumgesprochen. Am Wochenende wurde er mit Telefonen und E-Mails von DJs und Agenten überhäuft, die wissen wollten, ob ihre anstehenden Buchungen noch gültig sind.
Dazu meldeten sich Besucher, die wissen wollten, ob sie nun besser woanders hingehen. «In den zwei Monaten hier habe ich alles versucht, damit das Café Singer nicht nur als coole, sondern auch als seriöse Adresse gilt.»
Doch der Reputationsschaden in der Szene ist nur das eine. «Als Betrieb, der mit internen Schulden kämpfte, ist unser Polster knapp. Nun müssen wir schauen, wo wir die entfallenen Einnahmen wieder reinholen.» Um die 15’000 Franken sind das nach einer groben Schätzung. Mehrere Anwaltskanzleien haben bei Mueller schon Interesse an dem Fall gemeldet.
«Bei den Angeboten will ich erst prüfen, ob diese politisch motiviert sind. Ich habe keine Lust, auch noch Teil des Wahlkampfes zu werden», sagt Mueller. Das Departement von Baschi Dürr steht seit einigen Tagen im Fokus wegen Spesen- und Dienstwagenreglementen. Der Irrtum vom Wochenende dürfte die Schlagzeilen kaum positiv beeinflussen.
Neben der Entschädigung bleibt auch die Frage, weshalb die Polizei bei einer vermeintlich fehlenden Bewilligung bei vollem Betrieb einmarschiert und die Sachlage nicht vorher klärt. Sprecher Schütz schreibt dazu:
«Die Kantonspolizei hatte am frühen Freitagmorgen eine Meldung wegen Musiklärms aus dem Club im Untergeschoss und ersten Obergeschoss des Singerhauses erhalten. Während des Einsatzes bezogen die Mitarbeiter die Verfügung fälschlicherweise auf diesen Betrieb. Aufgrund der gleichen Verwechslung schloss eine zweite Mannschaft am Freitagabend den Betrieb noch einmal.»
Das Hoffen auf eine neue Bewilligung
In der Szene munkelt man schon, die Lärmklage sei aus Böswilligkeit eingereicht worden, weil das Café Singer bisher davon verschont geblieben ist. Doch auf Verschwörungs-Spekulationen will sich Mueller nicht einlassen: «Ich bin froh, lief die Party am Samstag reibungslos. Die Leute kamen in Scharen und amüsierten sich gut. So kann es in Zukunft ruhig weitergehen.»
Der umtriebige Clubbetreiber hat nämlich noch einiges vor mit dem Café Singer: «Im November hoffen wir, die Terrasse eröffnen zu können.» Dafür braucht er allerdings eine neue Bewilligung.