Pop-Szene Basel: Kein Leben ohne Labels

Bands gab es in Basel schon vor zehn Jahren. Eine Infrastruktur im Hintergrund hingegen kaum. Unterdessen sind mit den Bands aber auch Labels und Agenturen gewachsen. Und es keimt weiter – 2017 ist ein besonders fruchtbares Jahr.

David Burger (l.) und Dominic Stämpfli von Radicalis führen die erfolgreichste Agentur der Region – aber beileibe nicht die einzige. (Bild: Matthias Willi)

Gespannt diskutiert die Basler Musikszene, wer wohl dieses Jahr den Pop-Preis gewinnt. Weniger zu reden gibt der Business Support, jener Preis, mit dem die wenig glamouröse, aber essenzielle Arbeit im Hintergrund gefördert wird. Dabei tummeln sich dort immer mehr Kleinfirmen mit Ambitionen.

Am Anfang stand bei den meisten lokalen Agenturen und Labels der Do-It-Yourself-Gedanke von Musikern: Entweder wollte niemand mit der Band geschäften oder dann nicht so, wie die Band wollte. Also macht man Tourplanung, Management, Promotion selber – all das, was man als Künstler ausser der Musik braucht. Dann macht man es auch für befreundete Bands, sammelt Erfahrung, Kontakte und Kompetenz. Und irgendwann wird daraus eine Label oder eine Agentur.

Ein hartes Business

Was hier salopp zusammengefasst steht, ist ein hartes Business. Beseelt von der Liebe zu Musik und dem Glauben an die Möglichkeit, daraus ein Geschäftsmodell machen zu können, entwickelte sich in den letzten zehn Jahren in der Region eine lebhafte Label- und Agentur-Landschaft.

Nebst dem fusionierten Branchen-Riesen Radicalis, der mittlerweile neun Personen beschäftigt und gerade ein Büro in Hamburg eröffnet hat, haben A Tree In A Field, Lux Noise oder Czar of Crickets am meisten von sich reden gemacht und für ihr Wirken auch schon den Business Support des RFV Basel erhalten.

Obwohl alle vier in musikalischen Nischen daheim sind, scheinen damit noch längst nicht alle Musik-Genres in Basel eine Heimat zu finden. Gleich vier neue Akteure unternehmen in Basel derzeit erste Schritte:

  1. Mit der Orden Agency kümmert sich Oliver Zimmermann nicht nur darum, dass Underground-Techno nach Basel kommt. Er vermittelt auch DJs und Produzenten in die Welt.
  2. Hörensagenist ein Musik & Booking Kollektief. Man schreibt sich Kollektief, weil sich die lose Gemeinschaft gegen oberflächliche Musik wehrt. Das erste Mal mit einer Werkschau der Bands am 17. November in der Kaschemme.
  3. Um Konzerte geht es auch bei Schutt & Scherben, der Booking Agentur von Robyn Anouk Trachsel. Bereits jetzt vermittelt sie Combineharvester, die Band von A Tree In A Field Mastermind Marlon McNeill.
  4. Dazu kommen weitere Noise und Punk Bands sowie ein paar der psychedelischen Stoner Bands von Sixteentimes Music, dem Label von Rudy Kink. Als Schlagzeuger, Festivalorganisator, Tourmanager und Fahrer – längst nicht nur für die Bands seines Labels – hätte er definitiv einen Netzwerk-Award verdient.

Einen Favoriten für den Business Support 2017 kann man nicht nennen, da es keine offiziell Nominierten gibt wie beim Pop-Preis. Für den mit 12’000 Franken dotierten Förderpreis muss man sich bewerben. Wer dabei ist, wollte der RFV nicht sagen, er teilt aber mit, dass es dieses Jahr mehr Anwärter sind denn je.

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