Das Basler Museum für Musik im Lohnhof rückt in seiner neuen Sonderschau Gitarren ins Zentrum. Eine seltene, elektrische Stratocaster von Fender gibt es ebenso zu sehen wie die ultrarare Stradivari aus dem Jahr 1679.
Diese Stradivari ist nie alleine anzutreffen. Ihren Heimatort in Cremona verlässt sie nur in den Händen ihrer Besitzer. Und das aus gutem Grund: Sie ist zu einzigartig, um aus den Augen gelassen zu werden, schliesslich handelt es sich hier um die einzige Stradivari-Gitarre, die heute noch spielbar ist.
Das lässt erahnen, welchen Wert dieses Instrument aus dem Jahr 1679 hat. Exakt beziffern darf Martin Kirnbauer, Leiter des Museums für Musik, den Wert nicht. Aber er lässt durchblicken, dass allein die Versicherungskosten, die das Historische Museum aufbringen muss, damit das Instrument hinter dicken Glasscheiben parkiert werden kann, beachtlich sind. Wir verstehen: Um diese Gitarre zu kaufen, müsste man mindestens Millionär sein.
Eine Stradivari für Gitarristen
Dass der Italiener Antonio Stradivari die begehrtesten Violinen der Welt konstruiert hat, haben wir schon gewusst, dass er aber auch einige Gitarren herstellte, wird uns erst in dieser Sonderschau bewusst. «Guitarorama» heisst sie. Der Titel macht gleich klar, welches Instrument im Mittelpunkt steht: Die Gitarre.
Dass man die Stradivari in Basel anschauen kann, ist aber nicht primär auf die Ausstellung zurückzuführen. Sondern auf den guten Ruf der Schola Cantorum und ihrer Forscher der Alten Musik, namentlich von Dozent Krishnasol Jiménez. Er beschäftigt sich an der Schola mit alten Zupfinstrumenten und ist der Auserwählte, der die restaurierte Stradivari derzeit in Händen halten und spielen darf.
Für Aufnahmen und Konzerte hat das Instrument überhaupt den Weg nach Basel gefunden. Und wenn die Barockgitarre schon mal hier ist, könne man sie doch auch gleich der Öffentlichkeit präsentieren, schlug Jiménez dem Museumsleiter Kirnbauer vor. Dieser hatte mit «pop@basel» vor einem Jahr zwar gerade eine grosse Kiste am Laufen – dieses einzigartige Angebot aber wollte er nicht ausschlagen, denn: Wann kann man schon eine der seltensten Gitarren der Welt ausstellen?
Damit die Stradivari anständig flankiert wird, wurden 50 weitere Gitarren zusammengetragen. 20 Leihgaben davon stammen aus Basler Privatbesitz. Ein seltenes Modell verkörpert etwa die Fender Stratocaster, die Marcel Aeby gehört, dem Bandleader von More Experience. Nun weiss man, dass die Stratocaster eines der meistgespielten Modelle der Rockgeschichte darstellt. Was aber diese 1964er-Strat so selten macht, so Kirnbauer, sei ihre Farbe: Lake Placid Blue. Eine absolute Rarität. Und deshalb bei Sammlern besonders begehrt.
Manchmal erzählt ein Instrument Geschichte(n)
Zwischen der Stradivari und der Stratocaster liegen drei Jahrhunderte – und in der Sonderschau zahlreiche weitere Instrumente, deren Geschichte(n) im Begleitheft skizziert sind: von italienischen Mandolinen über klassische Klampfen, die schon vor 100 Jahren an Lagerfeuern gezupft wurden, bis zu einer Balalaika, die an der Geigenbauerschule Brienz hergestellt wurde.
1945 hatte man dort erstmals eines dieser russischen Instrumente gefertigt, für Kriegsgefangene. Allein solche Nebenaspekte – für manche unnützes, für andere bereicherndes Wissen –, sind bemerkenswert und lohnen den detaillierten Einblick ins Schauheft.
Wenn wir es schon von Swiss Made haben: Da wäre auch eine Gitarre der Marke «Rio», die der Riehener Karl Schneider um 1960 herstellte, oder ein Emmentaler-Modell aus der Sammlung des Herstellers Gary Levinson; auf Papier US-Amerikaner, ab 1971 Schweizer im Herzen. Levinson begann seine Laufbahn hier mit Reparaturen, ehe er in Allschwil seine eigene Marke etablierte: Blade Guitars.
Hand anlegen zu «Smoke On The Water»
Wer nach Besichtigung dieser Exponate – und nach diesem bewusst intuitiven Streifzug durch die Gitarrengeschichte – Lust auf Mehr bekommen hat, kann am Ende gleich selber Hand anlegen. In einer der Lohnhof-Zellen besteht die Möglichkeit, die Funktionsweise einer E-Gitarre nachzuerleben.
Zudem werden die Besucher dazu animiert, den in Montreux entstandenen Deep-Purple-Klassiker «Smoke On The Water» nachzuspielen. So endet der Streifzug nach engelshaften Lauten und der superseltenen Stradivari mit den alllgemein bekannten sechs Saiten für ein Hellalujah. Teuflisch gut, himmlisch schön, diese drei Akkorde, diese Axt der Rockgötter.
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Museum für Musik, Im Lohnhof 9, Basel.
Öffnungszeiten: Mi-Sa 14-18h, So 11-17h