Wochenstopp: Skip & Die

Mächtig was los im Dschungel: Das Amsterdamer Duo Skip & Die zelebriert Global Dance – am 6. Dezember in der Kaserne Basel.

Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter: Skip & Die. (Bild: zVg)

Mächtig was los im Dschungel: Das Amsterdamer Duo Skip & Die zelebriert Global Dance – am 6. Dezember in der Kaserne Basel.

Amsterdams globale Szene hat eine neue Sensation. Inmitten der Klänge von karibischen und surinamesischen Einwanderern tummeln sich eine punkig gestylte Frau mit frecher Stimme und ein Pultmeister, der mit allen Wassern von Jazz bis Electro gewaschen ist. Cata.Pirata und Jori Collignon sind die neuen Paradiesvögel in der Grachtenstadt, und sie bringen in ihrer Musik Schnipsel aus aller Welt zusammen. Skip & Die (übersetzt etwa: «auslassen und sterben») nennen sie sich, und das sorgt erstmal für Erklärungsbedarf.

«Oft sagten wir zu Freunden im Scherz: Wenn ihr einen unserer Songs überspringt oder eine Show verpasst, dann wirds euch erwischen», erzählt Cata.Pirata. «Aber wir haben diesen Namen auch gewählt, weil er sich eben nach einem Duo anhört. Skip & Die bezeichnet ausserdem Gegensätze, das Positive und Negative, Yin und Yang. Du springst im Leben herum, aber im nächsten Moment kannst du schon tot sein.»

Die feine Linie zwischen Leben und Tod

Auf dieser feinen Linie zwischen Leben und Tod tanzen Skip & Die zu vielen Rhythmen und in vielen Sprachen von Afrikaans bis Portugiesisch – was auch durch ihre Biografie bedingt ist. Als Weisse wuchs Cata während der Apartheid in Südafrika auf, ihre Eltern agitierten gegen das Regime, kehrten dem Land frustriert den Rücken. Für Cata begann ein Leben voller Reisen, von den Azoren bis nach Buenos Aires, überall sog sie als Videokünstlerin, Poetin und Musikerin Einflüsse auf.

Jori Collignon dagegen plünderte die Jazzplatten seines Vaters und startete vom Klavier aus seine Klangtrips, begeisterte sich für Samples aus aller Herren Länder. Zusammen brachen sie dann in Catas alte Heimat Südafrika auf. «Wir waren dort im Studio mit Hardrockern, traditionellen Marimbaspielern, Electro-Produzenten», erinnert sich Collignon. «Wir wollten so viele Leute wie möglich treffen, Grenzen überwinden, den Alltag miterleben. Es ging uns um das Abenteuer, all diese Musiker zusammenzubringen, und nicht um das Resultat als solches.»

«Jeder greift nach dir, will dich essen»

Eine vierköpfige Band half Cata und Jori, in Amsterdam die Sessions aus Soweto, Johannesburg, Kapstadt und Gugulethu mit Fleisch und Blut zu füllen. Ob erzwungene Prostitution in Indien, sterbende Bettler in Südafrika oder der Kampf gegen den Kapitalismus – Skip & Die berichten von einer Welt in Aufruhr. Der kündigt sich bereits im Namen der CD und dem dazugehörigen Titelstück «Jungle Riot» an, zu dem Jori durch Baila-Pop aus Sri Lanka inspiriert wurde: «Unruhen passieren normalerweise in der Stadt. Das Leben ist ein Kampf, wie im Dschungel, jeder greift nach dir, will dich essen. In unserem Song wechselt das Szenario hin und her zwischen Stadt und Dschungel.

Cata.Pirata ergänzt: «Es ist auch eine Metapher, da bin ich von Rudyard Kipling inspiriert. In seinen afrikanischen Geschichten geht es immer um Tiere, aber die stehen stellvertretend für menschliche Lebensumstände. Genauso ist unser Stück eine poetische Umschreibung der Herausforderungen, vor denen die Menschheit steht, verbunden mit der Hoffnung, dass es durch all diese Unruhen zu einem Ende des kapitalistischen Systems kommt.»

Diese Hoffnung des quirligen Global-Dance-Duos mag utopisch sein. Doch für die Dauer eines ihrer atemberaubenden Live-Sets sind die herkömmlichen Hierarchien des Planeten ausser Kraft gesetzt.  

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Kaserne, Basel. Klybeckstrasse 1b. Freitag, 6. Dezember, 21 Uhr. Support Act: Miajica (Basel)

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