Das Basel Tattoo äusserst Bedenken gegen das rund 45 Millionen Franken teure Umbauprojekt der Kaserne. Produzent Erik Julliard macht sich Sorgen um die Zukunft seiner Veranstaltung. Der Kanton widerspricht.
Zehn Tage vor der gewichtigen Abstimmung über das Sanierungs- und Umbauprojekt des Kasernenhauptbaus erhält das Nein-Lager prominente Unterstützung: Die Verantwortlichen des Basel Tattoo lehnen das 44,6 Millionen Franken teure Projekt ab. Die Organisation des Produzenten Erik Julliard meldet Bedenken wegen der Zukunft der Veranstaltung an. So habe das Basel Tattoo im Juli 2014 erstmals seine Bedürfnisse bei den zuständigen Behörden angemeldet, ohne dass darauf eingegangen worden sei.
«Im Gegensatz zu anderen Nutzern wie der Moschee oder dem Rhein Club Basel hat das Basel Tattoo keine konkreten Anhaltspunkte zur Nutzung nach Abschluss der Umbauphase», schreibt Basel Tattoo in einer Mitteilung (PDF: Hintergrund zum Artikel). Die Zusagen der Verwaltung würden sich vorwiegend auf die Umbauphase und die Nutzung des öffentlichen Raumes in und um die Kaserne beschränken.
Zuletzt habe ein weiteres Treffen der Tattoo-Verantwortlichen mit Regierungspräsident Guy Morin am Mittwoch zu keinem «verbindlichen Ergebnis» geführt. «Die gemachten Zugeständnisse lassen nach wie vor sehr viel Interpretationsspielraum zu und bereiten dem Basel Tattoo Sorgen», heisst es weiter.
Basel Tattoo fehlt Garantie
Trotz der «offensichtlichen Notwendigkeit der Sanierung» seien zu viele Fragen offen. Julliard kritisiert, dass «einseitige Zusagen an einzelne Nutzer des Kasernenareals» dazu führen würden, dass die künftige Nutzung nicht mehr ganzheitlich betrachtet werden könne. So habe das Basel Tattoo keine Garantie, dass die Veranstaltung weiterhin entlang der Zuschauererwartungen durchgeführt werden könne. «Der geplante Kasernenumbau birgt für uns Risiken, welche wir nicht in Kauf nehmen können», lässt sich Erik Julliard zitieren. Es sei sein Auftrag, die Zukunft des Basel Tattoo zu sichern.
Die Überlegungen hinter Julliards Widerstand: Er möchte den Kasernenhauptbau so frei und praktisch vollständig nutzen können wie bisher. Dass der Kasernenbau bisher als Schulprovisorium genutzt wurde, kam ihm sehr gelegen: So konnte das Tattoo in den Sommerferien jeweils praktisch den gesamten Bau uneingeschränkt als Garderobe, Backstage-Bereich und für die Technik nutzen. Offensichtlich wollte Julliard diese Garantien nun auch für die Zeit nach dem Umbau einfordern – dies konnte das Präsidialdepartement ihm aber so nicht gewähren, weil die Räume dann vermietet sein werden und die meisten Mieter noch nicht feststehen.
Am 21. September meinte Julliard gegenüber der TagesWoche noch: «Das Basel Tattoo nimmt sowohl den Grossratsentscheid wie auch die überparteiliche Referendumsankündigung zum geplanten Kasernenumbau zur Kenntnis», ohne den Entscheid explizit zu kommentieren. Nun hat es sich der Tattoo-Chef anders überlegt und kämpft an vorderster Front gegen das Projekt.
Kanton teilt Bedenken nicht
Der Kanton kann die Sorgen des Basel Tattoo nicht verstehen. Die Veranstaltung sei auch in Zukunft auf dem Kasernenareal gesichert, teilt das Präsidialdepartement mit. So habe der Kanton mehrere Zugeständnisse gemacht – unter anderem rund drei Millionen Franken für zusätzliche Bauinstallationen, um das Basel Tattoo und die Herbstmesse im Jahr 2019 und 2020 während der Bauphase zu ermöglichen.
Zudem habe der Kanton eine Zusage erteilt, wonach das Tattoo «alle öffentlichen Flächen im und um das Hauptgebäude wie die Plaza, Gänge, Kasernenplatz usw.» nutzen könne. «Klare und verbindliche Verträge sollen in den nächsten Wochen erarbeitet werden», schreibt das Departement. Ebenso könne die Veranstaltung die 200 Quadratmeter grosse Aula zu «günstigen Konditionen» mieten. «Die heutige Reaktion des Basel Tattoo ist nach Aufnahme vieler Anliegen während der gesamten Projektphase und einem sehr weit gehenden Entgegenkommen auch in finanzieller Hinsicht nicht nachvollziehbar.»