Ein strenger Blick von Grossratspräsident Remo Gallacchi (CVP), ein mahnender Finger: «Entfernen Sie bitte dieses Blatt Papier.» Grund für die Rüge war ein Blatt in A4-Grösse, bedruckt mit roter und schwarzer Tinte in einer Schriftgrösse, die das Lesen ab einem Abstand von fünf Metern beinahe unmöglich macht. Unten rechts ein grosses Logo: «sad».
Der SDA-Mitarbeiter, welcher das Blatt mit in den Grossen Rat genommen hatte, wollte vermutlich in erster Linie seine Journalisten-Kollegen daran erinnern, wie prekär die Verhältnisse noch immer sind. FDP-Präsident Luca Urgese störte sich allerdings so sehr daran, dass er sich bei Gallacchi beschwerte.
Auf die Frage, weshalb er das Blatt entfernen liess, erklärt Urgese: «Politische Kundgebungen während Grossratssitzungen sind im Grossratssaal untersagt. Es gelten die gleichen Spielregeln sowohl für Grossräte als auch für Journalisten. Dies bei allem Verständnis für die schwierige Situation der SDA.»
Etwas anders sieht es in Bundesbern aus: Dort zeigen sich auch die bürgerlichen Parlamentarier solidarisch mit der SDA:
FDP-Thierry Burkart ist konsterniert, hat aber laut dem „Tages-Anzeiger“ ein gewisses Verständnis für den Streik. Die SDA sei wichtig, sagt er. SVP-Nationalrätin Natalie Rickli sieht als Hauptschuldige der Eskalation die SDA-Führung und die Aktionäre. #sda#ats
— Inside SDA/ATS (@inside_sda) 24. Januar 2018
Laut seinem Internetauftritt ist Urgese der liberalste Grossrat im ganzen Kanton Basel-Stadt und auch der gewerbefreundlichste. Leider ist er scheinbar auch derjenige, der mit künftigen Arbeitslosen, die eigentlich arbeiten wollen, den strengsten Umgang pflegt. Und sei es wegen eines A4-Blattes.