Cramer eckt an

Der Chef des Basler Sportamts, Peter Howald, muss nach einem Eklat mit Regierungsrat Conradin Cramer seinen Posten vorzeitig räumen. Das bestürzt längst nicht nur Mitarbeitende und sorgt für Kritik.

ED-Vorsteher Conradin Cramer (re.) macht sich mit seinem Durchgreifen im Sportamt nicht nur Freunde.

Der Basler Regierungsrat und Erziehungsdirektor Conradin Cramer (LDP) hat ein Jahr nach seinem Amtsantritt das erste Mal öffentlich durchgegriffen: Er lässt seinen Sportamtsleiter Peter Howald fallen – und das vier Monate vor dessen ordentlicher Pensionierung. Die Auffassungen, wie das Sportamt geleitet werden soll, seien zu verschieden gewesen, hiess es in der äusserst knappen Mitteilung des Erziehungsdepartements (ED), das die Abteilung Sport führt.

Mitarbeitende sind bestürzt über den sofortigen Rauswurf ihres Chefs, der Ende August ohnehin nicht mehr da gewesen wäre. Sie können den Entscheid nicht nachvollziehen, sagen vier unabhängig voneinander kontaktierte Sportamt-Angestellte der TagesWoche. Einer ergänzt: «Das ist daneben, die Stimmung hier ist seither niederschmetternd.»

Ein «himmeltrauriger» Entscheid

Auch wenn es «nur» um vier Monate geht, Cramer hat mit seinem Durchgreifen offensichtlich die Mitarbeitenden des Sportamts gegen sich aufgebracht. Denn Howald geniesst bei seinen Leuten einen ausgezeichneten Ruf – und zwar bis zur untersten Hierarchiestufe. Das wird aus den Gesprächen mit Howalds Mitarbeitenden deutlich.

«Peter Howald hat sich immer sehr für uns eingesetzt. Ich habe die Art, wie er mit uns umgegangen ist, immer geschätzt und bin nun sehr traurig», sagt ein weiterer Mitarbeiter. Er ist besorgt, wie sich das alles auf das künftige Arbeitsklima auswirken wird. «Conradin Cramers Entscheid ist sicherlich nicht förderlich für unser Vertrauen in ihn. Er hätte Peter Howald doch einfach lassen sollen, zumal es nur noch um vier Monate gegangen wäre.»

Ein weiterer Mitarbeiter bezeichnet den Rauswurf von Howald als «himmeltraurig». «Es tut mir weh, dass Peter Howald nun unter diesen Umständen gehen muss. Das hat er nicht verdient, er hat sich doch immer so für uns ins Zeug gelegt – auch jetzt.»

Stellenwert des Sports «katastrophal»

Auch bei den Sportlern eckt Cramers Entscheid an. Günter Hulliger ist Vizepräsident des Schwimmvereins beider Basel. Bis Ende 2016 war er Präsident des Dachverbandes Sport Basel. Er sagt: «Dieser Entscheid hat mich schockiert. Es macht mich traurig, dass Peter Howald so gehen muss – das ist doch kein würdiger Abschied für seine wertvolle Arbeit.»

Hulliger arbeitete eng mit Howald zusammen. Gemeinsam haben sie etwa erwirkt, dass aus dem Gartenbad Eglisee im Winter jeweils ein Hallenbad wird. «Die Zusammenarbeit mit Peter Howald war grossartig. Er war immer sehr offen für unsere Anliegen, hat einen tollen Job gemacht und hat uns geholfen, wo immer er konnte.»

Howald sei zudem alles andere als ein elitärer Sportamtsleiter. Vielmehr habe man ihn offen ansprechen können. «Er war einer von uns und wir werden ihn nur in positiver Erinnerung behalten.»

Kritik an Cramer äussert Hulliger aber nicht nur für den Rauswurf: «Der Stellenwert des Sports im ED ist katastrophal», findet er. «Der Sport sollte direkt dem Erziehungsdirektor unterstellt sein und nicht einem Abteilungsleiter.»

Howald weg, Probleme bleiben

Seit Thomas Mächler die Abteilung Jugend, Familie und Sport leite, habe sich das Verhältnis des ED zum Sport nochmals verschlechtert. «Ich habe immer wieder mitbekommen, wie Peter Howald mit seinen Anliegen für den Sport von Thomas Mächler abgeschmettert wurde. Der jetzige Dienstweg macht es nicht einfach für unsere Anliegen. Er ist eine Abwertung für den Sport.» Solange am Organigramm nichts geändert und der Sport nicht wie früher direkt dem Regierungsrat unterstellt werde, bleibe es schwierig für den Sport, so Hulliger.

Grossen Einfluss auf den vorzeitigen Rauswurf durch Cramer hatten Howalds Äusserungen in der «bz Basel». Darin griff Howald seinen direkten Vorgesetzten, den umstrittenen Abteilungsleiter Thomas Mächler, scharf an. So sagte er: «Meine Loyalität liegt bei meinen Leuten.» Diese würden derzeit drangsaliert, «ganz besonders jene mit den tiefen Löhnen». Zudem würde Erziehungsdirektor Cramer weniger Affinität zum Sport zeigen als sein Vorgänger Christoph Eymann.

Zeitgleich wie die «bz Basel» hatte die TagesWoche über Unruhen in der Abteilung Jugend, Familie und Sportvon Thomas Mächler berichtet. Mitarbeitende und ehemalige Angestellte von Mächler, die nicht dem Sportamt angegliedert sind, berichteten von einem Klima des Misstrauens unter Mächler. So mische er sich überall ein und achte penibel darauf, dass Formalitäten eingehalten würden. Cramer hatte Mächler vor einem Jahr zum neuen Abteilungsleiter befördert.

Mit seinem Entscheid, Howald früher loszuwerden, hat Cramer Mächler nun den Rücken gestärkt. Die Probleme mit Mächler, die bleiben aber auch mit Howalds Abgang bestehen.

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