Das Loch im Budget des Kunstmuseums wird gestopft

Das Kunstmuseum Basel erhält eine finanzielle Gnadenfrist: Die Regierung spricht für 2018 einen Zusatzkredit von 925’000 Franken, der von der Finanzkommission einstimmig mitgetragen wird. Gleichzeitig wird der Museumsbetrieb auf Herz und Nieren geprüft. 

Damals machte man sich noch keine Budgetsorgen: Regierungsrat Hans-Peter Wessels (links) und der damalige Kunstmuseumsdirektor Bernhard Mendes Buergi bei der Grundsteinlegung zum Erweiterungsbau. (Bild: Keystone / Patrick Straub)

Eigentlich wollte sich das Kunstmuseum an seiner Jahresmedienkonferenz endlich wieder mal voll und ganz auf den Museumsinhalt konzentrieren. Doch die Finanzkommission machte den Museumsleuten einen Strich durch die Rechnung – allerdings einen mit Wohlwollen zur Kenntnis genommenen Strich.

So gab die Finanzkommission während der Präsentation ihres Berichts zum Budget 2018 des Kantons Basel-Stadt bekannt, dass die Regierung das Museumsbudget für dieses Jahr um 925’000 Franken aufstocken will. Diese relativ knapp bemessene Budgeterhöhung soll einerseits dazu dienen, erwartete Mindereinnahmen in der Höhe von 666’000 Franken aufzufangen. Auf der anderen Seite soll das Museum 1,9 neue Stellen in den Bereichen Besucherdienst und Administration schaffen können.

Schulklassenbesuche einschränken

Die Finanzkommission «akzeptiert» den Budgetnachtrag einstimmig und trotz heftiger Diskussion, wie Kommissionsmitglied Sarah Wyss (SP) an der Medienkonferenz sagte. Allerdings nur als einmaliger Betrag.

Die Übergangszeit will die Regierung für eine externe Betriebsanalyse nutzen mit dem Ziel, auf das Budget 2019 hin verlässliche Zahlen für die Zukunft zu erhalten. Das Modellbudget, das 2010 erstellt worden war, erwies sich bekanntlich als krasse Fehlkalkulation.

Trotz den zusätzlichen 925’000 Franken wird das Kunstmuseum nicht darum herumkommen, die Sparschrauben an allen möglichen Ecken und Enden anzuziehen. Unter anderem bei den Besuchen von Schulklassen. Im «Mitbericht» der Bildungs- und Kulturkommission (BKK) zu den Ausführungen der Finanzkommission ist zu lesen:

«Die Schulklassenbesuche müssen limitiert werden, da sie betrieblich und finanziell eine grosse Belastung für das Museum sind.»

Fehlbetrag mit Finanzreserven decken

Szenenwechsel: An der Jahresmedienkonferenz des Kunstmuseums nahmen Museumsdirektor Josef Helfenstein, die kaufmännische Direktorin Annette Schönholzer und Sonja Kuhn, die designierte Co-Leiterin der Abteilung Kultur, Stellung zum Nachtragskredit.

Der Kanton habe die «Unterfinanzierung» erkannt und sei mit dem Budgetnachtrag und der Betriebsanalyse bereit zu handeln, sagte Kuhn. Klar sei, dass das Museum bereits das laufende Geschäftsjahr 2017 mit einer «Budgetüberschreitung» abschliessen wird. Das Haus werde aber in der Lage sein, den Fehlbetrag mit seinen Finanzreserven zu decken.

Annette Schönholzer sprach von einem «grossen Schritt», der es dem Museum erlaube, sich wieder vermehrt auf die Kernaufgaben zu konzentrieren. Die Finanzen werden aber weiterhin bestimmendes Thema bleiben. Sie habe das Haus zusammen mit Direktor Josef Helfenstein erst kennenlernen müssen.

«Erst in der Praxis zeigt sich, was für den Betrieb des komplexen Gebäudes nötig ist», sagte sie.

Tolle Geste der Regierung

Helfenstein bezeichnete den Nachtragskredit als «tolle Geste der Regierung» und zeigte sich dankbar über die Gewährung dieser «Gnadenfrist». Dass eine Betriebsanalyse durchgeführt wird, bezeichnete er als richtigen Entscheid.

Das Kunstmuseum erhält also eine Verschnaufspause, die längerfristige Zukunft ist mit dem einmaligen Nachtragskredit aber noch nicht gesichert. Darauf wies die designierte Kultur-Co-Chefin Sonja Kuhn deutlich hin. «Es kann sein, dass wir aus der Betriebsanalyse den Schluss ziehen werden, dass wir den Leistungsauftrag ans Kunstmuseum anpassen müssen», sagte sie.

https://tageswoche.ch/form/interview/josef-helfenstein-museumsdirektor-ist-eigentlich-ein-unmoeglicher-job/

Direktor Helfenstein schloss die Ausführungen zu den Finanzen mit einer positiven Nachricht. «Es steht heute bereits fest, dass wird die budgetierten Eintrittszahlen von 300’000 Besucherinnen und Besucher erreichen werden», sagte er. Besonders freue ihn, dass nicht nur Sonderausstellungen, sondern auch die permanente Sammlung hohen Zuspruch erfahre. Hier rechnet er mit über 120’000 Besucherinnen und Besuchern.

Helfenstein warf auch einen optimistischen Blick in die Zukunft. 2018 wird ein Ausstellungsjahr mit einem deutlichen Schwerpunkt auf zeitgenössischer Kunst werden.

Auf die Frage, ob er mit diesem Programm die guten Besucherzahlen werde halten können, antwortete er mit einem selbstbewussten Lächeln: «Das lassen Sie mal meine Sorge sein.»

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