Gross war die Empörung bei Studierenden und Professoren, als vor zwei Jahren durchsickerte, dass die Universität Basel über eine Verlegung der juristischen und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten nach Liestal nachdenkt.
In Liestal bestand bereits eine Absichtserklärung mit den SBB, der Besitzerin der angedachten Uni-Räumlichkeiten, die einen 500 Millionen Franken teuren Neubau am Bahnhof plant. 2700 Studierende und Doktorierende beider Fakultäten hätten gemäss diesen Plänen künftig in den Baselbieter Hauptort pendeln müssen.
Dreispitz gut, Bachgraben besser
Nach heftigem Widerstand gaben die beiden Trägerkantone der Uni Basel eine Studie in Auftrag, die neben Liestal auch noch andere Baselbieter Standorte eruieren sollte. Unter die Lupe genommen wurden dabei auch die Standorte Allschwil Bachgraben, Münchenstein Dreispitz und Muttenz Polyfeld.
Recherchen der TagesWoche zeigen nun: Gemäss der Studie würde sich Allschwil Bachgraben am besten als Baselbieter Uni-Standort eignen. Auf dem zweiten Platz folgt das urbane Dreispitz-Areal in Münchenstein und auf dem letzten Platz landet das so oft genannte Städtchen Liestal. Nicht weiter in der Studie berücksichtigt wurde Muttenz, da der Gemeinderat sein Veto gegen einen allfälligen Uni-Standort auf dem Polyfeld eingelegt hatte.
Das Bachgraben-Areal in Allschwil befindet sich in einem starken Wandel. Ein Einbezug der beiden Fakultäten würde dem Areal noch mehr Schub verleihen. Im Rahmen des Projekts «BaseLink» sind dort diverse Neubauten geplant. So zieht im Jahr 2020 das Schweizerische Tropeninstitut von Basel nach Allschwil. In diesem Gebiet hat auch das Biotech-Unternehmen Actelion seinen Sitz. Entstehen soll dort zudem ab 2019 ein neuer Gewerbepark von Herzog & de Meuron.
Standort Basel überflügelt die Baselbieter Alternativen
Den Lead bei der Studie hatte die Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion, welche die baufachlichen Abklärungen getroffen hat. Die betrieblichen und betriebswirtschaftlichen Aspekte wurden durch die Universität selbst vorgenommen. Untersucht wurde unter anderem die Erreichbarkeit, die Infrastruktur und die Wirtschaftlichkeit der Standorte.
Auch wenn Allschwil nun obenauf schwimmt: Ein Uni-Standort im Baselbiet steht auf wackligem Fundament. Denn die Studie kommt auch zum Schluss, dass der heutige Standort der beiden Fakultäten im Basler Jacob-Burckhardt-Haus verglichen mit Allschwil noch immer besser abschneidet – auch was die Mietkosten angeht.
Zu dieser Einsicht ist offenbar auch die Exekutive im Baselbiet gelangt: Gemäss regierungsnahen Kreisen spielt für die Baselbieter Regierung ein Uni-Standort auf ihrem Boden nur noch eine untergeordnete Rolle.
Die Verantwortlichen hüllen sich in Schweigen
Entschieden ist allerdings noch nichts. Die Verantwortlichen hüllen sich in Schweigen. So sagt Dieter Leutwyler, Sprecher der federführenden Bau- und Umweltschutzdirektion, zurückhaltend:
«Ob ein Teil der Universität Basel in den Kanton Basel-Landschaft verlegt werden soll und wohin, beantragt der Universitätsrat. Der Antrag ist im Verlaufe des Jahres 2018 zu erwarten.»
Es deutet aber einiges darauf hin, dass alles beim Alten bleiben dürfte. Der endgültige Entscheid über einen möglichen Universitäts-Standort im Baselbiet liegt gemäss Staatsvertrag in den Händen der Regierungen von Basel-Stadt und Basel-Landschaft. Diese hatten kommuniziert: «Ein Universitäts-Standort im Kanton Basel-Landschaft kommt für beide Trägerkantone und die Universität nur infrage, wenn er wirtschaftlich interessant ist.»
Laut Marco Greiner, Sprecher der Basler Regierung, kann mit einem Standortentscheid frühestens nach den Sommerferien gerechnet werden. In der Basler Regierung ist die Skepsis gegenüber einem Unistandort im Baselbiet gross. So sagte der heutige Basler Erziehungsdirektor Conradin Cramer vor zwei Jahren in einem Gespräch mit dem «Regionaljournal Basel» von Radio SRF, es sei nicht im Interesse der Universität und der Studierenden, wichtige Fakultäten so weit vom universitären Zentrum zu entfernen. Und: «Man darf nicht mit der Uni spielen, um politische Befindlichkeiten zu befriedigen.»
Allschwil fühlt sich so oder so attraktiv
Nach der Studie dürfte sich die Basler Exekutive erst recht in ihrer Haltung bestätigt fühlen und sich deutlich gegen einen Baselbieter Standort aussprechen.
Massgeblich für den abschliessenden Beschluss auf Exekutivebene wird aber der Antrag des Universitätsrates sein. Ob sich dieser schon zu einem Entscheid durchgerungen hat, ist unklar. Auf Fragen der TagesWoche, wie das weitere Vorgehen aussehe und ob ein Standort Baselland nun vom Tisch sei, antwortet Ulrich Vischer, Präsident des Unirates:
«Die sorgfältigen Abklärungen, deren Resultate zur Entscheidfindung dienen sollen, sind weit fortgeschritten. Ohne die Regierung, mit der wir dazu aber im Dialog stehen, mit dieser Auskunft präjudizieren zu wollen, kann ich sagen, dass der Entscheid wohl im Herbst dieses Jahres kommuniziert werden kann. Zum Weg bis dahin gibt es nichts zu sagen.»
Uni-Rektorin Andrea Schenker-Wicki will sich aufgrund des laufenden Verfahrens nicht äussern. Die Ergebnisse der brisanten Studie sollen erst nach einem Entscheid der beiden Regierungen kommuniziert werden.
Wie auch immer der Entscheid ausfallen wird – ob für oder gegen Allschwil: Nicole Nüssli, Gemeindepräsidentin von Allschwil, freut sich über das Resultat der Studie. «Die Studie bestätigt, dass Allschwil attraktiv für verschiedenste Nutzungen ist.» Sollten sich die beiden Regierungen für den Standort Allschwil entscheiden, würde sie dies grundsätzlich begrüssen.