Es hätte die grosse Wahlsause der Linken in der Lady Bar geben sollen. Dann kam SP-Baudirektor Hans-Peter Wessels der Wirt und dessen Angst vor Lärmklagen in die Quere.
Das Etablissement Lady Bar an der Kleinbasler Ecke Klybeck/Feldbergstrasse hat es nicht leicht. Das einstige Puff hat sich zur Hipster-Location gemausert, ist aber zum Opfer seines Erfolgs geworden. Die Kundschaft von früher ging offenbar leiser zu Werke als die heutige. Rauchen und Schwadronieren im lauschigen Biergarten liegen nicht drin. Da hilft es auch nicht, wenn Baudirektor Hans-Peter Wessels mitpafft.
So geschehen an der abendlichen Sause der Linken am Wahlsonntag. Die SP hatte sich, da der partybeauftragte Sozi an der eigenen Feier im Volkshaus nur Kuchen aufgetischt hatte, kurzerhand zu den Grünen gesellt, die in der Lady Bar Freibier ausschenkten. Wessels enervierte sich in kleiner Runde über den Vorwurf, die Regierung betreibe eine bürgerliche Politik, als der Wirt aufkreuzte und die Runde zum sofortigen Schweigen drängte. Selbst der Hinweis, man werde beim fürs Gastgewerbe zuständigen Wessels ein gutes Wort für ihn einlegen, besänftigte ihn nicht. «Ja, ja», meinte der Wirt, «das sagen alle.»
Besuch von der Polizei
Wessels ist nicht der erste Politiker, der in der Lady Bar aufgelaufen ist. Auch Elia Rediger wurde schon der Stecker gezogen. Der Mut-zur-Lockerheit-Kandidat legte vor einigen Wochen mit seiner Band ein Ständchen hin, als Gäste auftauchten, die auch ohne Einladung reindurften: Gegen 22.30 Uhr fuhr die Polizei ein und beendete das Konzert am Stromschalter. Das Verdikt: Verstoss gegen die Lärmvorschriften.
Eine gefährliche Entwicklung ist im Gang: Wenn die politische Meinungsbildung nicht mehr bei Bier und Zigarette passieren darf, muss sie im Grossen Rat stattfinden. Dort aber treibt sich neuerdings einer rum, den alle Gesetze dieser Welt nicht verstummen lassen.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 02.11.12