Die neue Landratspräsidentin hat viel aufzuholen

Die neue Baselbieter Landratspräsidentin heisst Myrta Stohler. Die Nachfolgerin der zurückgetretenen Daniela Gaugler muss nun aufräumen, was seither liegengeblieben ist.

Seit wenigen Minuten offiziell im Amt und gleich geht es zur Tagesordnung über. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Die neue Baselbieter Landratspräsidentin heisst Myrta Stohler. Die Nachfolgerin der zurückgetretenen Daniela Gaugler muss nun aufräumen, was seither liegengeblieben ist.

Wahltag im Landrat, mitten im November: Das Baselbieter Parlament wählte heute seine neue Präsidentin nach dem geräuschvollen Rücktritt von Daniela Gaugler nach nur drei Monaten im Amt.

Das Plenum im Landratssaal war komplett: Alle 90 Stimmberechtigte waren anwesend. Als Nachfolgerin von Gaugler wurde die SVP-Landrätin Myrta Stohler aufgestellt – im Einvernehmen mit allen Fraktionspräsidenten. Sprengkandidaten gab es bis zuletzt keinen.

Die Wahl war klar: Mit 79 von 86 gültigen Stimmzetteln erzielte Stohler ein Glanzresultat. Es zeigte, wie sehr das Parlament die Causa Gaugler hinter sich lassen wollte und sich für eine stabile Parlamentsführung aussprach.



Die Stimmzettel werden verteilt - das Ergebnis spricht definitiv für die neue Landratspräsidentin.

Die Stimmzettel werden verteilt – das Ergebnis spricht definitiv für die neue Landratspräsidentin. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Der Saal freute sich über die neue Präsidentin, die als langjährige Gemeindepräsidentin von Diegten schon Erfahrung in einer politischen Führungsposition hat. Es wurden Küsse an Stohler verteilt, ihre Hand geschüttelt und es wurden Ballons gebracht. In ihrer kurz gehaltenen Antrittsrede sagte sie: «Aussergewöhnliche Situationen erfordern aussergewöhnliche Massnahmen.» Und sie bat um Nachsicht, falls Fehler passieren: «Ich hatte ja quasi kein Lehrjahr im Büro des Landrats», sagte sie danach, «ich habe meinen Amtscomputer vorgestern zum ersten Mal gesehen.»

Antrittsrede der Landratspräsidentin Myrta Stohler.

Das zufriedene Bild im Landrat bestätigen auch die Räte der anderen Parteien. «Sie ist eine gute Wahl, ihr Name war ein guter Vorschlag der SVP-Fraktion», sagte SP-Fraktionspräsidentin Kathrin Schweizer. Dem pflichtete Marc Bürgi von der BDP bei: «Wir sind Stohler gegenüber sehr positiv eingestellt, das zeigt auch das Ergebnis.»

Als Glückwunsch für Myrta Stohler wurden Ballone übergeben, Hände geschüttelt und Küsse verteilt - verbale Glückwünsche gab es auch während dem Behandeln der Geschäfte.

Als Glückwunsch für Myrta Stohler wurden Ballone übergeben, Hände geschüttelt und Küsse verteilt – verbale Glückwünsche gab es auch während dem Behandeln der Geschäfte. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Auch Rolf Richerich von der FDP schätzt Stohlers Wahl: «Sie ist eine Person mit viel Erfahrung.» Ihre Zeit als Gemeindepräsidentin von Diegten sowie ihre langjährige Erfahrung als Landrätin würden zum positiven Bild beitragen: «Einerseits ist sie durch ihre bisherige politische Tätigkeit sehr qualifiziert, anderseits ist ihre Umgangsart sehr angenehm», sagt Bürgi von der BDP. 

Die ehemalige Landratspräsidentin Daniela Gaugler trat am 17. Oktober zurück. Der Rücktritt erfolgte nach einer länger andauernden Kontroverse, die vor allem über die Medien ausgetragen wurde. Gaugler soll mit ihrem Mann Gäste in einem B&B in Lausen wiederrechtlich zu lange beherbergt und illegal Wohnungen in der Gewerbezone angeboten haben. Ein Verfahren in dieser Sache ist noch hängig, es gilt nach wie vor die Unschuldvermutung.

So sieht sich Myrta Stohler auch selber. Sie sei pragmatisch und ohne Profilierungszwang. Dennoch sei sie überrascht gewesen, dass die SVP sie als Landratspräsidentin vorgeschlagen hatte. «Ich bin erst spät in die Politik eingestiegen und habe nie mit diesem Amt geliebäugelt», so Stohler.

Stohler möchte den Kanton an offiziellen Anlässen «würdig vertreten» und effizient arbeiten. Die Fraktionspräsidenten sind zuversichtlich: «Sie wird es sicher gut machen», sagte Kathrin Schweizer von der SP. 

Die Landratspräsidentin Myrta Stohler mit dem Vize Franz Meyer.

Die Landratspräsidentin Myrta Stohler mit dem Vize Franz Meyer. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Auch SVP-Landrat Roman Klauser ist nun mit der Wahl zufrieden: «Es wird ihr gelingen, eine gute Landratspräsidentin zu sein. Sie hat ja die Unterstützung.» Klauser sass beim Rücktritt von Daniela Gaugler bereits im Büro des Landrats und wäre ein möglicher Nachfolger fürs Landratspräsidium gewesen.

Nach der Nomination Stohlers war zu hören, dass der Entscheid bei Klauser für Unmut gesorgt hatte. Gegenüber der Basellandschaftlichen Zeitung sagte er: «Im ersten Moment hatte ich das Gefühl, dass hier etwas nicht so gelaufen ist, wie es hätte sollen.»

Auf Nachfrage sagt er: «Ich sagte immer: wenn es mich braucht, dann mache ich es.» Der Konflikt sei von den Medien aufgebauscht worden: «Das Problem war, dass wir zu diesem Zeitpunkt bis zur nächsten Fraktionssitzung vier Tage hatten. In dieser Zeit hatten die Medien viele Möglichkeiten, Geschichten zu schreiben.» Auch er hofft, dass Stohler effizient handeln wird: «Der Landrat ist hoffnungslos verspätet mit den Geschäften.»



Nach der Wahl ging es zu und her wie üblich– zuhören, diskutieren oder Zeitung lesen.

Nach der Wahl ging es zu und her wie üblich– zuhören, diskutieren oder Zeitung lesen. (Bild: Alexander Preobrajenski)

Nächster Artikel