«Die Straffälligen aus dem Pulk herauszupicken, ist nicht einfach»

Basels Polizeidirektor Baschi Dürr analysiert im Interview die Ausschreitungen nach dem Fussballspiel FCB–GC vom Wochenende. «Wir müssen uns operativ ständig verbessern», sagt Dürr. Verständnis zeigt er für die SBB, welche die Clubs zur Kasse bitten wollen.

Baschi Dürr blickt im Interview zurück auf das Spiel vom Sonntag, als GC-Fans den Extrazug lahmlegten. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Basels Polizeidirektor Baschi Dürr analysiert im Interview die Ausschreitungen nach dem Fussballspiel FCB–GC vom Wochenende. «Wir müssen uns operativ ständig verbessern», sagt Dürr. Verständnis zeigt er für die SBB, welche die Clubs zur Kasse bitten wollen.

Baschi Dürr, ist die Polizei machtlos gegen Vorkommnisse, wie sie sich am Sonntag vor und während der Rückfahrt der GC-Fans ereigneten?

Wenn eine Gruppe aus der Masse heraus randalieren will, dann wird es nie möglich sein, das hundertprozentig zu verhindern. Was wir tun können und müssen, ist operativ Stück für Stück weiterzukommen. Am Sonntag hat sich ein Tor zwischen Stadion und Bahndamm als Schwierigkeit erwiesen. Hier müssen wir uns ständig verbessern. Das kann nur mit operativen Massnahmen geschehen und nicht mit neuen Gesetzen.

Die Extrazüge sind offenbar eine Schwachstelle im ganzen Dispositiv. Was braucht es, damit die Fahrten von Auswärtsfans ruhiger ablaufen?

Für die Sicherheit und den Betrieb von Zugfahrten müssen Sie in erster Linie die Bahnpolizei fragen.

Die SBB wollen, dass die Clubs die Züge chartern und damit für die Zusatzkosten aufkommen. Was halten Sie davon?

Ich habe selbstverständlich volles Verständnis dafür, wenn ein Unternehmen wie die SBB derartige Vorkommnisse für blöd, gefährlich, unnötig und geschäftsschädigend erachtet – und deshalb Massnahmen ergreift.

«Es gibt immer wieder negative Vorfälle, aber sie nehmen nicht zu.»

Einen anderen Weg gehen die holländischen Vereine Ajax Amsterdam und Feyenoord Rotterdam, die gar keine Auswärtsfans mehr an die Derbys lassen. Könnte das auch für die Schweiz ein denkbares Modell sein?

Es ist ja nicht so, dass es bei jedem Spiel in Basel Krawalle gibt. Im Gegenteil: In Basel haben wir eine stabile bis rückläufige Tendenz – übrigens auch, was den Einsatz von polizeilichen Mitteln betrifft. Es gibt immer wieder negative Vorfälle, aber sie nehmen nicht zu.

Nach wie vor scheint es schwierig, gewalttätige Fans zur Rechenschaft zu ziehen – ein unlösbares Problem?

Der Vorwurf, randalierende Fussballfans würden stets unbehelligt bleiben, ist falsch. Erst kürzlich standen in Basel 17 Personen vor Gericht. Gerade durch Auswertungen von Videoaufnahmen gelingt es den Behörden immer wieder, Täter zu überführen. Aber es ist auch klar: Aus einem grossen Pulk diejenigen herauspicken, die sich straffällig verhalten, ist nicht einfach.

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