Im Asyl-Bunker ist die OSZE weit weg

Neben dem Fussballrasen bei der Grün 80 treffen zurzeit zwei Welten aufeinander: die Schweizer Luftwaffe und Flüchtlinge aus Krisengebieten. Wie gehen die Asylsuchenden damit um? Ganz anders als die Bewohner in der Innenstadt.

Super Puma im Anflug: Ein Helikopter der Armee beim Landen auf dem provisorischen Flugplatz St. Jakob – gleich neben der Asylunterkunft. (Bild: Jasmin Schraner)

Neben dem Fussballrasen bei der Grün 80 treffen zurzeit zwei Welten aufeinander: die Schweizer Luftwaffe und Flüchtlinge aus Krisengebieten. Wie gehen die Asylsuchenden damit um? Ganz anders als die Bewohner in der Innenstadt.

Unaufhörlich schallt es am Donnerstag durch die Strassen der Stadt: das Geräusch der rotierenden Hubschrauberturbinen. Die Schweizer Armee überwacht das OSZE-Basel auch von oben. Die Helikopter starten und landen von einem provisorischen Flugplatz auf den Fussballfeldern beim St. Jakob-Park.

Am Donnerstagmorgen hebt gerade ein massiger Helikopter ab. Gefühlte fünf Minuten braucht der Super Puma, bis er in die Höhe steigt. Danach zieht er wie eine lahme Hummel ein paar Kreise über dem Areal und setzt wieder zur Landung an. Für einmal war es nur ein Testflug.

Die Armee hat bereits vor zwei Wochen auf den Fussballfeldern einen Landeplatz eingerichtet. Das Gebiet ist eingezäunt und wird bewacht. Ein paar Spaziergänger kommen nach ihrem Rundgang in der Grün 80 an den Absperrgittern vorbei. Wer zu neugierig schaut, wird mit dem argwöhnischem Blick eines Soldaten zurechtgewiesen.

Fernab von bewohnten Gebäuden ist das Areal aber nicht: Mit Ausblick auf Basels zwischenzeitlichen Landeplatz leben zwanzig Männer im Zivilschutzbunker Brüglingen. Sie alle haben in der Schweiz Asyl beantragt und warten hier auf das Urteil des Durchgangszentrums.

Hauptsache in einem sicheren Land

Ein junger Mann aus Eritrea steigt die Treppe vom Bunker hoch an die frische Luft. «Es ist kalt heute», sagt er in gebrochenem Englisch. Im Bunker sei es warm, dafür sei die Luft schlecht. Seit gut drei Wochen wohnt er hier, seit Kurzem umgeben von Uniformierten.

Hinter ihm liegt eine lange Reise. Begonnen hat diese im Krieg in Eritrea, sie hat ihn durch die Sahara und schliesslich mit einem Schiff über das Mittelmeer gebracht. Über Italien gelangte er in die Schweiz.

Die Sperrzone, die zwei Schritte vor dem Asylbunker anfängt, stört ihn nicht. «Ich habe kein Problem mit dem Militär», sagt er und zeigt seinen Pass. Die Schweiz sei ein sicheres Land, das sei das Wichtigste für ihn.

«Die Soldaten tun einfach ihren Job. Militär gibt es ja überall.»

Zur Mittagszeit füllt sich der Platz vor dem Bunker. Bewohner kommen zurück zum Essen, oder sie rauchen draussen in der Kälte eine Zigarette. «Die Soldaten tun einfach ihren Job. Militär gibt es ja überall», meint ein anderer Bewohner. Er sei schon seit sieben Monaten hier.

Trotz der Herkunft aus Konfliktgebieten, in denen Soldaten täglich mit scharfen Waffen patrouillieren und in denen es immer wieder zu Eskalationen kommen kann, die Menschenleben kosten: Die Flüchtlinge nehmen die Schweizer Militärpräsenz gelassen. Und die Gitter stören sie nicht.

«Sie haben uns vorher informiert, dass in Basel eine Konferenz stattfindet, an der wichtige Leute teilnehmen», sagt der Mann aus Eritrea. Da müsse man halt Sicherheitsvorkehrungen treffen. Er gehe selten ins Stadtzentrum, wenn dann vielleicht mal gemeinsam mit Freunden. Meistens bleibe er aber in der Gegend ums St. Jakob-Stadion. Die Sperrzone hier betreffe ihn und die anderen Bewohner kaum.

Dank Beton bleibt der Lärm draussen

Der gleichen Meinung ist auch ein älterer Mann aus Albanien. Nein, die Anwesenheit des Militärs habe zu keinen Konflikten geführt. Das sei doch schon seit über einer Woche so.

Als der Super Puma wenige Meter über den Bunker hinwegfliegt, muss die Unterhaltung kurz unterbrochen werden. Ob man den Lärm im Bunker auch höre? Nein, da höre man überhaupt nichts. Etwas Gutes hat der Beton.

Was die OSZE im gut drei Kilometer weit entfernten Messezentrum diskutiert, könnte den europäischen Flüchtling interessieren. Doch seine Umstände sind anders: «Ich bin zu sehr mit meinen eigenen Problemen beschäftigt, als dass mich das interessiert», sagt er. Es gebe für ihn nur eine Methode, alles zu vergessen: «Ich male.»

Nachdem seine Zigarette runtergebrannt ist, kehrt er zurück in den Bunker. Dort ist für ihn nicht nur seine Heimat weit weg. Sondern auch der Rest der eingegitterten Stadt Basel mit ihren ranghohen Gästen, die für zwei Tage über Friedenssicherung, Menschenhandel und bewaffnete Konflikte debattieren.

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