Drei Worte haben genügt, um die fein austarierten Personalpläne der Partei über den Haufen zu werfen und die Parteileitung zur Verzweiflung zu bringen: «Ja, ich will!», sagte Beat Jans am Donnerstag gegenüber der TagesWoche zu seiner Ständeratskandidatur. Drei Worte, die Verwerfungen provozieren. Drei Worte, die für Spannung sorgen.
Denn klar war bisher: Eva Herzog strebt dieses Amt an. Für sie wäre der Ständerat wie gemacht. Als Regierungsrätin darf sie nicht weitermachen, in Bern hat sie bereits einen guten Ruf. Eine Frau, noch dazu eine der profiliertesten Politikerinnen aus der Stadt, als Nachfolgerin von Anita Fetz – passender hätte es aus Sicht der SP nicht kommen können.
Doch nun stellt sich ihr Genosse Jans in den Weg. Es sei für ihn eine «extrem interessante Position», sagt er. Und der SP-Nationalrat fragt sich, warum alle Herzog als gesetzt ansehen: «Warum denken alle, dass ich sie angreife und nicht sie mich?» Er habe doch nur eine Frage mit Ja beantwortet. «Darin steckt für mich kein Angriff.»
Luxusproblem oder ernsthaftes Problem?
Dass die SP mit den beiden Kandidaten ein Luxusproblem hat und – wie Parteipräsident Pascal Pfister sagt – Jans‘ Kandidatur begrüsst, ist nur eine Seite der Wahrheit. Mit dem internen Kampf um den Ständerat steht die Partei auch vor einer Konfrontation, die sie wohl lieber vermieden hätte.
Gewinnt bei der Nominierung der liberale gegen den linken Parteiflügel, könnte das die Basis vergraulen. Kriegt Jans hingegen den Ständeratssitz, stellt sich die Frage, was aus Herzog wird.
Die Frage, ob sich die Partei bei der Unternehmenssteuerreform (USR) III hinter die eigene Finanzdirektorin stellen oder Jans‘ Argumenten folgen sollte, sorgte vor einem Jahr bereits für eine interne Zerreissprobe. Nun müssen die SP-Delegierten 2019 wohl erneut zwischen Herzog und Jans entscheiden.
«Wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass meine Wahlchancen intakt sind, würde ich nicht kandidieren.»
Der USR-Alleingang hat der Finanzdirektorin geschadet – in den eigenen Reihen zumindest. Bei bürgerlichen Wählerinnen und Wählern kam ihr USR-Abenteuer vielleicht ganz gut an. Herzog ist sowieso so beliebt bei der Gesamtwählerschaft wie kaum eine andere Politikerin oder ein anderer Politiker. Das zeigte ihr Wahlresultat 2016 eindrücklich.
Auch sie kennt ihren politischen Marktwert. Am Telefon lässt sie durchblicken, dass sie sich für sich selbst die besseren Chancen ausrechnet als für Jans: «Wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass meine Wahlchancen intakt sind, würde ich nicht kandidieren.»
Nur noch eine Option: Nationalrat
Allen guten Wahlchancen zum Trotz könnte es auch so kommen, dass Herzog 2020 aufhören muss und aus der Politik ausscheidet. Denn wenn die Finanzdirektorin nicht auf das Ständeratticket kommt, bleibt nur noch eine Option für sie: der Nationalrat.
Jans findet das eine gute Idee: «Das wäre super für die Partei.» Herzog lässt aber offen, ob sie das will. Der Nationalrat bietet für sie wohl zu wenig. Sie wäre dort eine unter ganz vielen, die überreizten, aufgeladenen Debatten gingen ihr zuwider, ihr fehlte der präsidiale Groove, den die chambre de réflexion ausstrahlt.
Bürgerlicher Kandidat noch unklar
Herzog gegen Jans – dieses Duell könnte im Wahljahr 2019 die Parteibasis spalten und im ungünstigsten Fall den Ständeratssitz für die SP gefährden.
Wer auf bürgerlicher Seite gegen den Kandidat oder die Kandidatin der SP antritt, ist indes noch völlig offen. Als mögliche Kandidaten werden die LDP-Präsidentin Patricia von Falkenstein und der LDP-Nationalrat Christoph Eymann gehandelt.
Von Falkenstein signalisiert auf Anfrage Interesse am Amt. Bis zu einer Kandidatur brauche es allerdings noch einiges. In der Partei habe man diesbezüglich noch keine Entscheidungen getroffen.
Auch Eymann gibt sich wohlwollend offen: «Wenn sich die bürgerlichen Parteien auf einen Kandidaten einigen können, und ich das bin, dann sage ich sicher nicht nein – egal, gegen wen ich antreten muss.»