Seitlich ja, aber vorne? Die Basler Parlamentarier debattierten am Mittwoch über die Zukunft der Kaserne, als ginge es um alles. Vorerst ging es aber nur um die weitgehend unbestrittene seitliche Öffnung – und um einen umstrittenen Wettbewerb.
«Das Hauptgebäude der Kaserne wird nicht abgerissen», sagte Regierungspräsident Guy Morin im Grossen Rat – und zwar deutlich. Er sprach von einem «Grundsatzentscheid» der Regierung. Und beruhigte auch gleich die Basel-Tattoo-Fans: «Die Veranstaltung wird weiter jeden Sommer auf dem Kasernenareal stattfinden können.» Einige Stunden und Interpellationsantworten später hatten diese Worte längst nicht mehr alle Parlamentarier im Ohr. Heftig debattierten sie über Sein oder Nichtsein der Kaserne, als müsse sofort über einen allfälligen Abriss des ganzen Baus entschieden werden.
Entschieden wurde aber nur über die seitliche Öffnung der Kaserne, das heisst: Über den Abriss des Nebenhauses zwischen Klingentalkirche und Hauptgebäude. Ebenfalls in diesen Plänen beinhaltet sind die Einrichtung einer WC-Anlage, die Aufwertung des Klingentalwegleins und den Bau eines Cafés. Die dafür vorgesehenen knapp 5,3 Millionen Franken lassen die Parlamentarier gern springen: 66 Personen sagten Ja dazu, 18 sprachen sich dagegen aus, zwei enthielten sich.
Wettbewerbs-Entscheid im Herbst
Mehr zu reden gab ein Architekturwettbewerb, der zur Zukunft des Areals ausgeschrieben werden soll. Gross war die Angst, dass das Areal komplett verändert werden könnte. Doch darum ging es nicht – und wird es in nächster Zeit auch nicht gehen. Es ging noch nicht mal darum, zu entscheiden, ob der Wettbewerb bereits jetzt ausgeschrieben werden soll. Der Grosse Rat musste nur beschliessen, ob sich die Regierung an die Arbeit machen soll. Das Resultat: sie soll. Im Herbst wird sie dem Parlament präsentieren müssen, wie dieser Wettbewerb lauten und wie teuer das Ganze sein soll.
Die Idee des Wettbewerbs hatte die Regierung nicht aus freien Stücken: Die Initiative «Öffnung zum Rhein» gab den Anstoss dazu. Sie will einen «grosszügigen» Zugang von der Kaserne zum Rhein. Mit dem Wettbewerb soll dieser Zugang nun geprüft werden. Wobei das Wort «grosszügig» die Gemüter erhitzt, denn: Was bedeutet das für den Hauptbau der Kaserne?
Noch ist das unklar. Möglich sind kleine Durchgänge, grosse Durchgänge, keine Durchgänge. Noch prüft die Regierung die Initiative – und damit die Formulierung «grosszügig». Zudem arbeiten die Verantwortlichen in Morins Präsidialdepartement ein Nutzungskonzept für das Areal aus. Das Parlament entscheidet im Herbst, ob es den Wettbewerb ausschreiben will.
Spannung kommt mit Architekten-Ideen
Der jahrelange Streit um die Zukunft der Kaserne wird also weitergehen. Selbst wenn sich das Parlament für die Ausschreibung des Wettbewerbs entscheiden sollte – was eine logische Konsequenz wäre – würde das allein noch keine Änderung für die Kaserne bedeuten. Und genau da gehen die Emotionen hoch: Ändern ja, nein, vielleicht. Aber wie?
Selbst innerhalb mancher Fraktionen – von links bis rechts – gehen die Vorstellungen auseinander. Es gibt drei Lager: die Radikalen, die das ganze Gebäude weg haben wollen, die Kompromissfreudigen, denen die seitliche Öffnung reicht – und die Sturen, die die Kaserne behalten wollen, wie sie ist.
Wobei sich das dritte Lager nach dem jüngsten Entscheid hin zu einer seitlichen Öffnung nun auflösen dürfte. Wirklich spannend wird es aber sowieso erst, wenn konkrete Pläne vorliegen: «Entscheidend werden die Ideen der Architekten sein», sagte Baudirektor Hans-Peter Wessels. Und diese Ideen lägen frühestens in anderthalb Jahren vor – falls überhaupt.
Widerstand gegen den Wettbewerb ist vorprogrammiert: Der Basler Heimatschutz, die Denkmalpflege und das Basel Tattoo haben bereits angekündigt, für den Erhalt der jetzigen Kaserne und damit gegen Umgestaltungspläne zu kämpfen.