SP-Grossrat Leonhard Burckhardt konnte seinen Missmut gegen den SVP-Vorstoss nicht verbergen: «Die Motion gibt sich rechtsstaatlich, ist aber zynisch», sagte er. Die SVP hat verlangt, dass «alle kantonalen Amtsstellen und Amtspersonen verpflichtet werden, Personen ohne geregelten Aufenthaltsstatus an die zuständigen Migrationsbehörden zu melden».
Lehrer müssten also ihre Schüler verpfeifen, Spitalangestellte ihre Patienten und Vertreter der Sozialversicherungen ihre Versicherten.
Diese Forderung steht im krassen Gegensatz zum Anliegen, das Burckhardt vor einem Jahr in den Grossen Rat eingebracht hatte und das mit grossem Mehr an die Regierung überwiesen worden war. Konkret ging es damals darum, gut integrierten Sans-Papiers nach Genfer Vorbild den Schritt zu einem legalen Aufenthalt im Kanton zu erleichtern.
Auch Michael Koechlin von der LDP wandte sich mit scharfen Worten gegen den SVP-Vorstoss: «Die Motion ist ein Aufruf zur Denunziation», sagte er. Da wusste Tonya Zürcher vom Grünen Bündnis kaum mehr etwas hinzuzufügen.
Vier Mitunterzeichner aus der LDP
Koechlin wusste als Fraktionssprecher der LDP aber nicht die ganze Partei hinter sich. Und auch Motionär Beat K. Schaller lag falsch, als er sagte, dass die SVP einmal mehr die einzige Partei sei, die sich für Recht und Ordnung einsetze.
Die Rechtspartei genoss durchaus Schützenhilfe. Gleich vier LDP-Grossräte hatten ihre Unterschrift unter die SVP-Motion gesetzt: namentlich André Auderset, René Häfliger, Stephan Schiesser und Felix W. Eymann. Die FDP stellte mit Christian C. Moesch und Peter Bochsler zwei Unterzeichner, die Grünliberalen mit Katja Christ eine.
Die grosse Mehrheit des Grossen Rats wies das SVP-Anliegen aber zurück: mit einem klaren Verhältnis von 71 gegen 17 Stimmen bei 1 Enthaltung.