US-Aussenminister Kerry holt arabische Staaten an Bord für den Kampf gegen den IS

In Saudi-Arabien ist es zu einem Schulterschluss gegen den IS gekommen: Bei einem Treffen in Jeddah haben zehn Staaten mit US-Aussenminister John Kerry den Kampf gegen die IS-Terrormiliz abgestimmt.

U.S. Secretary of State John Kerry waits for the start of a Gulf Cooperation Council and Regional Partners meeting in Jeddah September 11, 2014. Kerry will press Arab leaders on Thursday to support President Barack Obama's plans for a new military campai (Bild: POOL)

In Saudi-Arabien ist es zu einem Schulterschluss gegen den IS gekommen: Bei einem Treffen in Jeddah haben zehn Staaten mit US-Aussenminister John Kerry den Kampf gegen die IS-Terrormiliz abgestimmt. Sie engagieren sich je nach Interessenlage ganz unterschiedlich mit politischen, finanziellen und militärischen Mitteln.

Die Rolle der arabischen Staaten im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) sei zentral, betonte US-Aussenminister John Kerry, der in diesen Tagen in mehreren Hauptstädten der Region Station macht. Der amerikanische Geheimdienst hat die geschätzte Stärke des IS im Irak und in Syrien nun von ehemals 10’000 auf jetzt 20’000 bis 31’500 Kämpfer heraufgesetzt. Seit der Ausrufung des Kalifats Ende Juni hat sich der Zustrom rasant verstärkt, zeigen die CIA-Quellen.

Auf Einladung von Saudi-Arabien, einem engen Verbündeten der USA, trafen sich am Donnerstag hochrangige Vertreter aller Nachbarländer Syriens und des Irak in der Hafenstadt Jeddah. Gefehlt hat Iran, aber dessen Vize-Aussenminister war bereits Ende August in Riad zu einem viel beachteten Besuch, der auf Entspannung zwischen den um regionale Vormacht rivalisierenden Saudi-Arabien und Iran hindeutete.

Wie ernst es ist, zeigt der Besuch des Irak

Im Königreich, dem Geburtsland des Islam, ist die Angst vor einem Einfall des IS besonders gross, da die Organisation eine Ausweitung des in Teilen von Syrien und Irak proklamierten Kalifats als vorrangiges Ziel auf ihre Fahne geschrieben hat. Auch andere arabische Nachbarn fühlen sich vom IS bedroht. Neben den Staaten des Golfkooperationsrates waren Ägypten, Jordanien, der Libanon und die Türkei der Einladung von König Abdallah gefolgt. Wie ernst die Lage ist, zeigt die Tatsache, dass trotz eines gespannten Verhältnisses mit Bagdad auch der neue irakische Aussenminister Ibrahim al-Jaafari eingeladen war.

Bereits am letzten Wochenende hatten die Mitgliedstaaten der Arabischen Liga in Kairo beschlossen, alle notwendigen Massnahmen zu treffen, um den IS zu bekämpfen; allerdings ohne diese Anstrengungen zu präzisieren. Dies vor allem deshalb, weil die Interessen und die Bedrohungen für jedes Land der Region ganz unterschiedliche sind. Unter den am direktesten betroffenen Ländern wurde der Mechanismus dieser Kooperation jetzt in Jeddah abgesprochen. Politische, finanzielle und militärische Mittel gehören zu dieser Strategie, über deren sensible Details nur wenig bekannt wurde. Die Unterstützung für Obamas Strategie erfolgt in diesen Ländern nicht selten im Geheimen, um möglichst keine antiamerikanischen Ressentiments zu schüren.

Unterschiedliches Engagement

Saudi-Arabien beispielsweise gibt viel Geld für humanitäre Projekte und will syrische Kämpfer von moderaten Gruppen ausbilden. Kuwait liefert Waffen und Jordanien hilft insbesondere mit Geheimdienstinformationen und will sunnitische Stämme mit Training und Logistik unterstützen. Jordaniens König Abdullah II. hat gegenüber Kerry bei einem Blitzbesuch in Amman betont, Kernproblem im Kampf gegen den Extremismus in der Region sei die Lösung des israelisch-palästinensischen Konfliktes. Die Türkei – wenn auch besorgt über die Situation – hat ein militärisches Engagement ausdrücklich ausgeschlossen. Auch Ägypten dürfte nicht über logistische Unterstützung hinausgehen.



Sinnbildlich: Die arabischen Aussenminister Schulter an Schulter mit John Kerry.

Sinnbildlich: Die arabischen Aussenminister Schulter an Schulter mit John Kerry. (Bild: POOL)

Kerry wollte in Jeddah insbesondere sicherstellen, dass die sunnitischen Länder der Region – vor allem die Schwergewichte Ägypten und Saudi-Arabien – die neue Regierung in Bagdad unter dem schiitischen Premier Haidar al-Abadi unterstützen. Er erwartet von ihnen auch, dass sie auf sunnitische Stämme im Irak Einfluss nehmen, damit sie sich diesem im Kampf gegen den IS engagieren. Dass sie zudem Schritte einleiten, um die Grenzen zu sichern, sowie den Strom von Geld, Waffen und Kämpfern in die IS-Gebiet zu unterbinden, um der Terrormiliz möglichst viele Ressourcen zu entziehen.

Religiöse Institutionen schalten sich ein

Der Kampf gegen den IS, von Salafisten-Gruppen auch schon als «Kreuzzug gegen den Islam» verdammt, ist für verschiedene arabische Länder eine heikle Gratwanderung. IS-Sympathisanten sind etwa in Jordanien und Saudi-Arabien recht zahlreich zu finden. Deshalb haben diese Regierungen auch damit begonnen, die religiösen Institutionen einzuschalten, um dem IS die religiöse Legitimität abzusprechen.

Der einflussreiche Grossmufti von Saudi-Arabien bezeichnete den IS vor wenigen Tagen als Feind Nummer eins des Islam. Die Ideen von Extremismus, Radikalismus und Terrorismus hätten nichts mit dem Islam zu tun. Der Mufti von Ägypten seinerseits versucht es mit einem neuen Namen für den IS und hat die Bezeichnung «Al-Qaida Separatisten im Irak und Syrien» geprägt, um die Militanten daran zu hindern, die Ruf des Islam weiter zu beschmutzen.

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