Entgegen dem Spielverlauf gerät der FC Basel gegen die Grasshoppers mit dem Pausenpfiff in Rückstand, dreht aber erstmals in dieser Saison ein Spiel und gewinnt nach Toren von Mohamed Elneny und Davide Calla innerhalb von vier Minuten mit 2:1. Das versetzt Basel bei 14 Punkten Vorsprung bis zum Sonntagsspiel von YB schon mal ein bisschen in Feierlaune.
Der FC Basel ist zwar ohnehin nicht oft in Rückstand geraten in dieser Saison. Trotzdem aber darf die Tatsache hervorgehoben werden, dass er in der Liga zum ersten Mal ein Spiel nach einem Rückstand noch gewonnen hat: Gegen die Grasshoppers wandelte der erste Titelanwärter in der 31. Runde der Super League ein 0:1 in ein 2:1 um.
Die Basler haben damit zumindest über Nacht 14 Punkte Vorsprung auf die Young Boys. Diese müssen am Sonntag im Letzigrund gegen den FC Zürich nachziehen, andernfalls könnte der Meistertitel für den FCB bereits am 10. Mai feststehen. Das ist dann der Fall, wenn YB am Sonntag gegen Zürich und eine Woche später gegen den FC St. Gallen total nicht mehr als einen Punkt gewinnen sollte. Basel stünde dann bereits ohne zu spielen um ca. 15.30 Uhr als Meister fest.
Der mental starke FCB macht Sousa stolz
Die Gründe, warum sich Paulo Sousa und sein Team in dieser komfortablen Lage befinden, haben 28’852 Zuschauer im St.-Jakob-Park gesehen: Der FCB zeigte eine Leistung, von der der Trainer vor allem den mentalen Aspekt hervorhebt: «Im Kopf haben wir ein starkes Spiel gezeigt.»
Und diese Aussage hatte einen Grund, denn der Tabellenführer kassierte wenige Sekunden vor der Halbzeit das Gegentor durch Yoric Ravet. «Dieser Treffer hätte uns mental das Spiel kosten können», sagte Sousa, und Davide Calla meinte dazu: «Die Partie lief so komplett gegen uns. Aber in der Pause haben wir uns angeschaut und gesagt: Das drehen wir heute noch.»
Calla, ansonsten gegen einen seiner vielen Ex-Vereine der beste Basler, war am Gegentor nicht ganz unbeteiligt: Krisztian Vadocz steckte auf der linken Seite zu Moritz Bauer durch, der enteilte Calla und flankte zur Mitte. Dort kam Ravet zwischen Adama Traoré und Walter Samuel zum Kopfball und weil Tomas Vaclik auch noch ausrutschte, hatte der Basler Torhüter keine Abwehrchance.
Die Chancenauswertung als Tolggen im Reinheft
Dass seine Mannschaft diesen Rückschlag in der Pause wegsteckte, darauf war Sousa nach dem Spiel besonders «stolz». Allerdings gefiel ihm auch der Fussball seiner Mannschaft: «Wir haben praktisch das ganze Spiel kontrolliert.»
Das starke Basler Kollektiv: in Rückstand geraten und die Partie gedreht. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)
Da waren zum einen die beiden Tore, die innerhalb von rund vier Minuten die Partie in der zweiten Halbzeit drehten. Zuerst traf Mohamed Elneny (55. Minute) mit einem abgelenkten Weitschuss; ähnlich, wie er bereits beim 4:2-Sieg zum Rückrundenstart gegen den gleichen Gegner getroffen hatte. Fabian Frei spielte einen langen Ball in Richtung Strafraum, die GC-Verteidigung klärte ungenügend, worauf der Ball zum Torschützen kam und dieser aus rund 20 Metern abschloss.
Und als GC irgendwann die «Organisation verloren hat» (Tami), traf schliesslich Calla zum Endstand (59.). Diesmal war es Walter Samuel, der bei seiner zweiten Nominierung für die Startformation in Folge einen butterweichen Ball in den Strafraum hob. Calla nahm diesen am zweiten Pfosten direkt aus der Luft und erzielte seinen vierten Ligatreffer.
Die Einstimmung der Muttenzerkurve und Callas Antwort darauf
«Wenn man sich wohl fühlt, dann spürt man das auch auf dem Platz», sagte Calla, der über diesen 22. Sieg in der Liga bereitwillig Auskunft gab. Wenig erstaunlich nach dieser Leistung, und der Torschütze schob augenzwinkernd nach: «Ich bin jetzt lange genug dabei und hab auch ein bisschen was drauf.»
Einerseits machten diese beiden Tore Sousa also zu einem stolzen Trainer, zu einem, der kurz vor seinem zweiten Meistertitel als Übungsleiter steht. Andererseits hob Sousa auch die Vielzahl an Chancen in der ersten Halbzeit hervor, weswegen GC-Trainer Pierluigi Tami bilanzierte: «Vielleicht waren wir etwas zu defensiv, wir haben unseren Ballbesitz nicht genügend kontrolliert.»
Allerdings sind bei den Basler Chancen eher die Spielzüge und nicht die Abschlüsse hervorzuheben. Denn für einmal mangelte es dem FCB an der Effizienz und vielleicht sagte Tami auch deswegen: «Am Schluss hätte auch ein Unentschieden herausschauen können.»
Zuffi scheitert, Delgado scheitert
Luca Zuffi beispielsweise, der zur Pause Topscorer Shkelzen Gashi Platz machte, vergab eine der grössten Chancen, als er einen eingeübten Spielzug über Fabian Schär und Marco Streller aus rund acht Metern freistehend über das Tor schoss (21.). Zudem hatte Calla mehrere Möglichkeiten (beispielsweise 12. oder 45.), Matias Delgado mit dem Fuss (17.) und dem Kopf (33.) ebenfalls.
Und auch Streller war das Glück nicht hold. Beispielsweise in der Szene, als Vasic völlig unnötig den Ball ausserhalb des Strafraums an den Captain verlor, dieser aus spitzem Winkel schoss und Levent Gülen gerade noch auf der Linie rettete.
Streller wartet auf sein 200. Tor als Profi
Es wäre Strellers 200. Tor als Berufsspieler und das 144. als Angestellter des FCB gewesen. Auf diese Marken muss der Captain also weiterhin warten, es bleiben dafür: ein Cupfinal und fünf Ligaspiele.
Irgendwann wird der FCB den rechnerisch noch nicht gesicherten Meistertitel feiern. Die Muttenzerkurve stellte sich darauf ein und besang den absehbaren sechsten Titel in Serie. «Sie dürfen diese Lieder gerne singen», sagt Calla dazu. «Aber wir wollen den Titel zuerst im Sack haben – und diesen jetzt auch zumachen.»
Feierlaune in der Muttenzerkurve. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)